Cristiano Ronaldo war der erste, der sich frisch geduscht und grinsend nach dem 2:2 (1:0) zwischen Real Madrid und Borussia Dortmund den Weg durch die „Mixed-Zone“ vorbei an den wartenden Medienvertreten bahnte. „CR7“ hatte diesmal nichts zu sagen. Er wirkte enttäuscht. Aufgrund des Ergebnisses, das den „Königlichen“ im Vergleich mit dem BVB wie schon 2012/13 nur Platz zwei in der Gruppenphase bescherte.

Aus Madrid berichtet Georg Heymann

Ronaldo selbst hatte drei Tor-Möglichkeiten an diesem Abend im Bernabéu: Kurz vor der Pause verzog er knapp (43.), dann klärte Roman Weidenfeller spektakulär zur Ecke (69.), und in der 78. Minute schoss er statt ins Tor an den rechten Pfosten. Es war nicht der Abend von „CR7“, dessen Tritt Richtung Marcel Schmelzer in der ersten Halbzeit ungesühnt blieb. Der Portugiese blieb in der UEFA Champions League schon in der vierten Partie in Folge ohne eigenen Torerfolg. Das gab es noch nie.

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Schwarzgelb zeigte an diesem Abend in gewisser Weise, was möglich ist in Madrid  – oder zumindest: wo die Königlichen verwundbar sind. Elf klare Chancen verbuchten zwar die Gastgeber (der BVB für ein Auswärtsteam starke acht), die nach den beiden Treffern von Karim Benzema (28., 53.) den dritten Treffer aber nicht nachlegten. „Real hat verpasst, den Sack zuzumachen“, analysierte Sebastian Rode.

Nach gutem Beginn hatte die Borussia, „durch einfache Fehler das Gefühl fürs Spiel verloren“ (Thomas Tuchel). Taktisch klappte der Kniff, Marcel Schmelzer weit nach vorne zu ziehen nicht so wie gewünscht, weil Gegenspieler Lucas Vázquez einfach vorne stehen blieb und auf Konter lauerte. Der BVB stellte um, „Schmelle“ agierte defensiver. „Wir wollten da lieber auf Nummer sicher gehen“, so Schmelzer. „Von da an waren wir zwar immer noch zu unpräzise, aber wir hatten wieder einen Fuß in der Tür“, analysierte Thomas Tuchel.

Selbst nach dem 0:2 (53.) – Sekunden zuvor hatte Weidenfeller sensationell gegen Benzema reagiert – ließ sich der BVB nicht entmutigen. Die Mannschaft spielte diszipliniert und belohnte sich: Traumpass von Weigl in den Rücken der Abwehr, Schmelzer lässt für Aubameyang in der Mitte „abtropfen“ – 1:2 (60.).

„Ein gutes Spiel von zwei sehr guten Mannschaften“

„Es war ein gutes Spiel von zwei sehr guten Mannschaften“, urteilte Madrids Toni Kroos. Schwarzgelb „überlebte“ mit ein wenig Glück zwischen der 69. und 79. Minute eine Phase, in der Real noch mal Gas gab, auf fünf Tormöglichkeiten kam, der „Lucky-Punch“ blieb aber der Borussia vorbehalten. „In der zweiten Halbzeit hatte Madrid große Chancen. Roman Weidenfeller hat Weltklasse gehalten. Wir haben gehofft, dass wir noch einen Lucky-Punch bekommen – und haben ihn verwertet“, sagte Marco Reus.

Der eingewechselte Reus selbst hatte zum 2:2 (88.) abgeschlossen, dem BVB dadurch den Gruppensieg beschert und auch für einen neuen Rekord gesorgt. Noch nie zuvor hatte eine Mannschaft in der UEFA Champions League 21 Tore in den sechs Gruppenspielen erzielt. Reus, der damit in seinem vierten Spiel nach halbjähriger Verletzungspause sein viertes Tor erzielte, stand daher erneut im Fokus.

„Roman Weidenfeller hat Weltklasse gehalten“

Auch Pierre-Emerick Aubameyang, Torschütze und Vorlagengeber im Bernabéu, durfte sich nach dem 2:2 auf die Schulter klopfen lassen. Doch auch Emre Mor hatte ein Lob verdient. Der 18-Jährige, der in der 61. Minute für Pulisic eingewechselt worden war, eroberte in der 88. Minute auf der rechten Seite den Ball von Marcelo, schaltete blitzschnell um und leitete damit den Ausgleich ein.

„Emre war bei unserem Ausgleich entscheidend. Das war super von ihm. Er hat heute gut nach hinten gearbeitet und sich und uns mit der Balleroberung vor dem 2:2 belohnt.“

Apropos: Erstmals seit dem 22. Oktober 2002 verspielte Real Madrid im Bernabéu in der UEFA Champions League eine 2:0-Führung. Damals war AEK Athen der Nutznießer, 14 Jahre später erneut eine Mannschaft in Schwarz und Gelb…