Wenn die Hymne der UEFA Champions League erklingt, ist vieles anders. Klammert man das von allen taktischen Fesseln gelöste Spiel gegen Legia Warschau (8:4) aus, zeigt sich die Mannschaft von Borussia Dortmund in der Königsklasse fokussiert und konzentriert.

Auf der größten Bühne des Fußballs kassierten die Schwarzgelben in dieser Saison erst sechs Gegentore (davon vier in den beiden 2:2-Spielen gegen Real Madrid), was einen Schnitt von 0,86 Gegentreffern pro Partie bedeutet. In der Liga liegt er bei 1,14. Und auch vor des Gegners Tor zeigt sich die junge Mannschaft dann deutlich effizienter, erzielt 2,43 Treffer; in der Liga liegt der Schnitt bei 2,11.

„Wir lieben diese Bühne, vor allem die Atmosphäre zu Hause und haben gezeigt, was wir in der Champions League leisten können“, sagt Thomas Tuchel weniger mit Blick auf die oben skizzierten Zahlen, sondern auf das bisherige Abschneiden: Gruppensieger vor Titelverteidiger Real Madrid, souveräner Sprung unter die letzten Acht.

Nun kommt AS Monaco, eine Elf, von dessen Offensive ganz Europa schwärmt, deren Defensive aber für ein Novum gesorgt hat auf dem Kontinent und zeigt, wo der Gegner verwundbar ist: Nie zuvor kassierte eine Mannschaft in der K.-o.-Runde der UEFA Champions League sechs Gegentreffer und kam dennoch weiter. „Wir müssen dafür sorgen, dass wir die stärkere Defensive stellen – und cleverer, intelligenter und abgezockter sein“, sagte Kapitän Marcel Schmelzer in einem Interview mit dem kicker: „Unsere Abwehrspieler verfügen über die größere internationale Erfahrung. Das müssen wir mit reinwerfen in unser Spiel, dann sehe ich gute Chancen.“

Entschieden wird dieses Viertelfinale ohnehin nicht im Hinspiel. „Wenn wir weiterkommen wollen, brauchen wir vier Top-Halbzeiten“, weiß Thomas Tuchel, der seiner Elf „Räume aufzeigen“ wird, „die wir bespielen wollen, um unsere Stärken durchzubringen“, er wird ihr „Mut zusprechen und sie auffordern, mutig zu sein“ vor einer Kulisse, die den ebenfalls jungen Gegner vermutlich extrem beeindrucken wird. Vor 66.000 Zuschauern hat sie jedenfalls noch nie gespielt. „Wir werden attackieren, wenn wir nicht den Ball haben, wir werden angreifen, wenn wir den Ball haben“, kündigt der Coach an: „Das ist der Vorteil, wenn du das erste Spiel zuhause hast.“

Julian Weigl, Lukasz Piszczek und Shinji Kagawa können vermutlich spielen – und eventuell ist Marco Reus ein Kandidat für den Kader: „Er hat gestern zum ersten Mal mit der Mannschaft trainiert. Wenn wir ihn mitnehmen, dann auch, um theoretisch die Möglichkeit zu haben, ihn auch einzusetzen.“ Warum dann auch nicht: Comebacks in der Königsklasse sind Reus’ Ding – frag nach bei Legia Warschau...
Boris Rupert

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