Borussia Dortmund steht im Achtelfinale des DFB-Pokals: Gegen den 1. FC Union Berlin entschied jedoch erst das Elfmeterschießen (3:0), indem Roman Weidenfeller mit zwei gehaltenen Strafstößen der Held des Abends wurde. Nach regulärer Spielzeit und Verlängerung hatte es 1:1 gestanden.

Vor 79.037 Zuschauern im nicht ausverkauften Signal Iduna Park brachte der ehemalige Borusse Michael Parensen die Schwarzgelben mit einem Eigentor in Führung (44.). Nach dem Wechsel agierte der BVB zu passiv und wurde in der 81. Minute mit dem Ausgleich von Steven Skrzybski bestraft. In der Verlängerung hatten Ginter (96.) und Castro (113.) das 2:1 auf dem Kopf bzw. Fuß, beide vergaben jedoch. Das Elfmeterschießen musste entscheiden.

Weidenfeller vor der Südtribüne stark, Hosiner an die Latte

Dembelé hatte in der „Lotterie“ souverän zum 1:0 verwandelt, Weidenfeller anschließend stark gegen Kroos gehalten. Ginter erzielte ebenfalls problemlos das 2:0, ehe Weidenfeller gegen Fürstner parierte. Als Götze zum 3:0 traf, war das Elfmeterschießen so gut wie entschieden. Unions Hosiner setzte mit einem Schuss an die Latte den Schlusspunkt.

Ausgangslage
Der BVB gegen den Tabellenzweiten der 2. Bundesliga favorisiert, aufgrund der angespannten Personalsituation bei den Schwarzgelben allerdings bei weitem nicht so deutlich wie unter normalen Umständen. In der ersten DFB-Pokalrunde hatten sich die „Eisernen“ beim MSV Duisburg (2:1 n.V.) durchgesetzt. Union hatte zuletzt sechs der letzten sieben Spiele gewonnen und brachte rund 10.000 Fans mit zum „größten Betriebsausflug der Vereinsgeschichte“. „Wir fühlen uns in allen Konstellationen, mit jeder Aufstellung, in der Lage, es mit jedem aufzunehmen und Spiele zu gewinnen“, betonte der BVB-Cheftrainer vor der Partie.

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Jacob Bruun Larsen feierte sein Debüt bei den Profis. Der Däne bereitete das 1:0 (44.) vor.

Personalien
Im Vergleich zum 3:3 in Ingolstadt wechselte Trainer Thomas Tuchel sechs Mal: Sokratis, Passlack, Bruun Larsen, Sahin, Mor und Götze spielten für Bartra (Nachwehen einer Adduktorenverletzung), Aubameyang (Wadenprellung), Park, Dembelé, Weigl und Kagawa. Für Jacob Bruun Larsen (18) war es sein Profi-Debüt. Der Däne spielt seit Januar 2015 für den BVB, wurde mit der U17 und der U19 in den Jahren 2015 und 2016 Deutscher Meister. Mit Dänemark nahm er an den Olympischen Spielen 2016 teil, kam in allen vier Partien bis zum Viertelfinal-Aus gegen Nigeria zum Einsatz. Nicht dabei waren zudem Pulisic (krank), Guerreiro (Faserriss), Bender (Knochenmarködem), Schmelzer (Muskelfaserriss), Schürrle (Innenbanddehnung), Reus, Subotic (beide Aufbautraining) und Durm (Knie-OP).

Taktik
Borussia agierte in der gewohnten 4-1-4-1-Formation mit Sahin als zentral-defensivem Mittelfeldspieler. In der Offensivreihe bekleideten Larsen und Mor die Außenpositionen. Viel lief beim BVB über die linke Seite mit Götze und Mor. Union war auf schnelles Umschaltspiel bedacht. Die Berliner – defensiv in einem 4-4-2 – schalteten nach Ballgewinn blitzschnell um und versuchten es mit direkten Zuspielen auf die schnellen Außenspieler.

Spielverlauf und Analyse
Eine vorweg: Die Partie musste mit 15-minütiger Verspätung angepfiffen werden, da es an der Nordtribüne einen versuchten Eingangssturm seitens der Union-Fans gegeben hat. Die Polizei musste einschreiten, woraufhin der Einlass gestoppt wurde. Da zudem insgesamt mehrere Zuschauer noch nicht im Stadion waren, begann die Partie erst um 21 Uhr.

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Felix Passlack durfte gegen Union Berlin von Beginn an ran.

Der BVB war nach der enttäuschenden ersten Halbzeit in Ingolstadt diesmal von Beginn an hellwach. Allein in den ersten 45 Minuten gab Schwarzgelb elf Torschüsse ab, verbuchte 75 Prozent Ballbesitz, eine Passquote von 89 Prozent und zeigte sich mit 57 Prozent gewonnener Zweikämpfe auch in den direkten Duellen extrem stark.

Hochverdient daher auch die 1:0-Pausenführung, wenngleich sie in der Entstehung glücklich gewesen ist. Castro hatte den Ball nach vorne getrieben und auf Götze gepasst. Der Weltmeister bediente sehenswert den auf der rechten Seite frei stehenden Bruun Larsen, der Däne zog ab, Unions Michael Parensen - ein Ex-Dortmunder (2002-2007) - fälschte die Hereingabe, die eher eine Flanke als ein Schuss gewesen ist, unhaltbar für Keeper Daniel Mesenhöler ab - 1:0 (44.).

Für die „Eisernen“, bei denen Topscorer Collin Quaner in der 39. Minute verletzt ausgewechselt werden musste, war der Rückstand kurz vor dem Seitenwechsel unglücklich. Beschweren konnten sie sich allerdings nicht, da sie der Borussia zwar Paroli boten, gut dagegen hielten, aber in der Offensive keine nennenswerten Abschlüsse zu verzeichnen hatten. Der BVB wiederum hatte zu diesem Zeitpunkt bereits drei glasklare Möglichkeiten. Götzes Schuss fälschte Leistner noch ab (18.), Mesenhöler rettete mit einer Glanztat gegen Götze und klärte zur Ecke (38.), und bei Sahins Distanzschuss (42.) war der 21-Jährige ebenfalls zur Stelle.

BVB baute in der zweiten Halbzeit ab

Nach der Pause ließ es die Borussia ein bisschen ruhiger angehen, kontrollierte zwar das Spiel, aber ließ offensiv die Durchschlagskraft vermissen. Bis zur 80. Minute kamen lediglich drei Torschüsse hinzu, während Union durch Zejnullahu (53.) erstmals richtig gefährlich wurde. Der Schuss des Deutsch-Kosovarers ging jedoch am Tor vorbei.

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Nuri Sahin kam erstmals in dieser Saison zum Einsatz.

Die Passivität wurde zehn Minuten vor dem Ende jedoch bestraft: Nach einer Ecke kam der Sekunden zuvor eingewechselte Skrzybski - übrigens ein Schalke-Fan - zum Abschluss und donnerte aus halbrechter Position den Ball unhaltbar aus gut 20 Metern ins Tor - 1:1 (81.). Beim BVB waren unterdessen Dembelé (67. Bruun Larsen) und Weigl (68. Sahin) in der Partie.

Schwarzgelb schaltete auf einmal wieder ein, zwei Gänge höher: Mors Schuss aus spitzem Winkel (Vorarbeit Ramos) lenkte Mesenhöler an den Pfosten (86.). In der Schlussphase entwickelte sich ein offener Schlagabtausch, denn auch Union roch die Lunte und war in dieser Phase absolut gleichwertig, Hosiner (88.) setze sogar einen Fallrückzieher nur knapp vorbei. Beim BVB hatte Castro (90.+2) in der Nachspielzeit noch einmal die Möglichkeit zum 2:1, verzog jedoch klar.

Union-Keeper Daniel Mesenhöler rettet Union das 1:1

In der Verlängerung hatte das Tuchel-Team die erste gute Möglichkeit, als Ginter nach einer Ecke von Götze per Kopf an Mesenhöler scheiterte (96.), und auch gegen Ramos' Nachschuss reagierte der Keeper stark. In der 100. Minute hätte Union eigentlich das 2:1 erzielen müssen: Weidenfeller war aus seinem Tor geeilt, hatte den Ball aber verpasst. Skrzybski war wohl selbst etwas überrascht, denn ansonsten hätte er das Leder selbst ins leere Tore geschossen oder so quer gelegt, dass Zejnullahu hätte verwandeln können. 25:10 betrug nach 105 Minuten das Torschuss-Verhältnis, nach Toren stand es allerdings nur 1:1.

In den letzten 15 Minuten hätte Castro (113.) beinahe das wohl entscheidende Tor erzielt, der 29-Jährige schoss aus zentraler Position aus elf Metern jedoch über die Querlatte. Ein Tor sollte nicht mehr fallen, auch wenn der BVB mit Blick auf die Statistik spielbestimmend gewesen ist. Die Daten: 72 Prozent Ballbesitz, 84 Prozent Passquote, 55 Prozent Zweikampfquote, 29:11 Torschüsse...

Ausblick
Heimspiel Dreierpack: Nach dem Duell gegen Union Berlin trifft der BVB in der Bundesliga am Samstag (18.30 Uhr) auf den FC Schalke 04. Das Revierderby ist seit Wochen ausverkauft. Am kommenden Mittwoch (20.45 Uhr) geht's in der UEFA Champions League weiter, Gegner dann Sporting Lissabon.

Teams & Tore

Neues BVB total!-Video: Interview mit Roman Weidenfeller