Borussia Dortmund steht wie in den vergangenen fünf Jahren im Viertelfinale des DFB-Pokals: In der Runde der letzten 16 Mannschaften schlug der BVB nach einem intensiven Spiel und erst im Elfmeterschießen Hertha BSC mit 3:2 (1:1, 1:1, 0:1).

Vor 80.500 Zuschauern im Signal Iduna Park hatte Kalou (27.) die Gäste nicht unverdient in Führung gebracht. Die Berliner hatten zur Halbzeit die etwas klareren Chancen. Nach dem Wechsel drückte Schwarzgelb der Partie jedoch komplett seinen Stempel auf. Reus traf, nachdem zuvor Dembelé am Pfosten gescheitert war, zum 1:1 (47.). Der BVB war in der zweiten Hälfte zwar drückend überlegen, verwertete aber seine Chancen nicht. Die letzte in der regulären Spielzeit vergab Dembelé (81.).

In der Verlängerung gab es kaum noch spielerische Höhepunkte. Beide Teams wirkten platt, riskierten nicht mehr allzuviel. Kurz vor Schluss handelte sich Sokratis eine unnötige Gelbe Karte ein. Weil der Grieche auch danach mit der Entscheidung von Schiedsrichter Aytekin nicht zufrieden gewesen ist, winkte er erneut ab - und sah Gelb-Rot (119.).

Das Elfmeterschießen

0:0 - Lustenberger schießt an die Latte
1:0 - Dembelé trifft mit einem Rechtsschuss in die Mitte
1:0 - Bürki hält Strafstoß von Darida
1:0 - Jarstein hält gegen Pulisic
1:1 - Esswein verwandelt mit Glück gegen Bürki
2:1 - Aubameyang verwandelt sicher
2:2 - Allagui verwandelt mit unfassbar viel Glück gegen Bürki
3:2 - Castro verwandelt souverän rechts unten
3:2 - Kalou schießt drüber

Ausgangslage:
Nach Union Berlin in Runde zwei traf der BVB im Achtelfinale auf Hertha BSC. In der Bundesliga lag das Team aus der Hauptstadt auf Rang sechs, holte lediglich einen Zähler weniger als Schwarzgelb und erreichte in der Hinrunde ein 1:1 im Signal Iduna Park. In der Liga blieb die Hertha in sieben von 19 Partien ohne Gegentor. Thomas Tuchel sagte vor der Partie: „Es ist schwer, gegen sie Torchancen herauszuspielen; es ist schwer, richtig Tempo aufzunehmen, weil sie geordnet, diszipliniert und geduldig verteidigen können.“

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Guerreiro scheiterte in der 66. Minute mit einem Distanzschuss an Herthas Jarstein.

Personalien:
Nach dem 1:0-Erfolg in der Bundesliga gegen Rasenballsport Leipzig nahm Trainer Thomas Tuchel keine Veränderungen in der Startelf vor. Das gab es in seiner Zeit bei der Borussia bei Pflichtspielen noch nie. Bis auf eine Änderung war sogar der 18-Mann-Kader identisch: Mario Götze war allerdings wegen muskulärer Beschwerden nicht dabei, für ihn stand Gonzalo Castro auf dem Spielberichtsbogen. Sven Bender (Außenbandriss) und Nuri Sahin (Aufbautraining) fehlten der Borussia nach wie vor.
Herthas Trainer Pal Dardai wechselte nach dem 1:0-Sieg gegen Ingolstadt zwei Mal: Statt Lustenberger und Stocker (beide Bank) begannen der in der Liga gegen den FCI noch Gelb-gesperrte Stark sowie Skjelbred.

Taktik:
Gleiches Personal und gleiche Taktik wie gegen Leipzig: Aus einer 3-1-4-2-Grundordnung startete der BVB seine Angriffsbemühungen. Im Aufbau ließ sich Guerreiro auf eine Höhe mit Weigl fallen und bot sich als zusätzlicher Aufbauspieler an. Hertha agierte in einer 4-2-3-1-Grundordnung. Gegen den Ball bildeten Kalou, Ibisevic und Haraguchi (v.l.n.r.) die erste Defensivlinie und versuchten, die Passwege zuzustellen. Wenn es den Borussen gelang, schnell und direkt zu spielen, wurde es auch gefährlich.

Spielverlauf und Analyse:
Was nützt ein Ballbesitz von 71 Prozent, wenn man kaum zum Abschluss kommt? Bei den Spielanteilen, den Zweikämpfen (55%) und der Passquote (84%) präsentierte sich der BVB gegen die Berliner Hertha zur Halbzeit teilweise deutlich überlegen, Für das Salz in der Suppe, nämlich Torschüsse und ein Tor sorgten jedoch bei einem wiederum ausgeglichenen Chancenverhältnis die Gäste.

Ibisevic scheitert zwei Mal, Kalou trifft

Die „Alte Dame“ hatte nach einer knappen halben Stunde durch Salomon Kalou das 1:0 erzielt (27.). Der Stürmer von der Elfenbeinküste lief Piszczek davon, stand auf einmal frei im 16er und verwertete eine Flanke von Niklas Stark zur nicht unverdienten Führung. Denn die Hertha hatte bereits nach 09 Minuten die Riesenchance zu Führung, als Ibisevic Sokratis den Ball abgejagt hatte, allein auf Bürki zulief, aber im letzten Moment vom Griechen gestört und abgegrätscht wurde.

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Marco Reus erzielte kurz nach der Pause das 1:1.

In der 26 Minute war es erneut der Bosnier, der völlig freistehend über die Querlatte köpfte, Sekunden zuvor hatte der Schweizer nach einer Ecke noch den Kopfball von Brooks stark pariert. Und der BVB? Zwei Torschüsse gab Schwarzgelb, das im Spielaufbau von den Gästen immer wieder gestört wurde, ab. In der 15. Minute vergab Aubameyang, weil er sich den Ball einen Tick zu weit vorgelegt hatte, Dembelé hatte die Vorarbeit geleistet. Wenig später war es erneut der Gabuner, dessen Schuss aus halbrechter Position Herthas Keeper Jarstein aber zur Ecke klären konnte (16.). In der 31. Minute setzte Bartra das Leder nur knapp über das Tor.

Die zweite Hälfte begann furios: Die Borussia, bei der Pulisic für Schmelzer (Schlag aufs Knie) und Ginter für Piszczek (Rücken verdreht) gekommen waren, agierte auf einmal viel entschlossener. Mit enormen Tempo spielten sich die Gäste schwindelig. Dembelé war mit seinem Schuss vom Strafraumrand zunächst am linken Pfosten gescheitert, den Abpraller nahm er jedoch erneut auf, zog drei Berliner auf sich, legte ab für Pulisic, der wiederum den besser postierten Reus sah - 1:1 (47.). Ein Klasse-Tor!

Langkamp rettet gegen Reus

Wenig später klärte Langkamp in höchster Not gegen Reus zur Ecke (50.). Innerhalb dieser drei Minuten schoss der BVB einmal mehr auf das gegnerische Tor als in den gesamten ersten 45 Minuten...

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Erik Durm im Duell mit Genki Haraguchi.

Und jetzt rollte der BVB-Express: Reus' Hereingabe von der linken Seite war für Pulisic etwas zu ungenau (55.), Aubameyang scheiterte nach Reus' Flanke an Jarstein (57.) und hatte Pech, dass er im Nachsetzen eine Zehntelsekunde zu spät kam, den Ball zwar über die Linie drückte, aber Jarstein kurz zuvor bereits die Hand auf dem Leder hatte. Schiedsrichter Deniz Aytekin entschied zurecht auf Freistoß.

Für zehn Minuten wurde es danach etwas ruhiger, der BVB hatte alles im Griff (12:7 Torschüsse, 69% Ballbesitz), Hertha fiel durch bis zu diesem Zeitpunkt sechs Gelbe Karten auf. Danach leutete Guerreiro mit einem tollen Distanzschuss, den Jarstein aber gerade noch ins Toraus lenken konnte (66.), die Schlussphase ein, in der aber nur Dembelé noch einmal nennenswert zum Abschluss kam, aber das das Leder einen Meter links neben den linken Pfosten setzte (81.)

BVB in der Verlängerung weiter feldüberlegen

In der ersten Hälfte der Verlängerung wechselte Trainer Tuchel mit Schürrle für Reus zum vierten Mal. Insgesamt merkte man beiden Teams an, dass nach der intensiven Partie die Kräfte schwanden. Der BVB war zwar weiter feldüberlegen, echte Chancen sprangen bei 2:0 Torschüssen aber nicht heraus. Fünf Schreckminuten gab es, als Dembelé zwischen der 102. und 105.+2 Minute behandelt werden musste. Der Franzose wurde massiert - und konnte weiterspielen.

Auch in der zweiten Halbzeit passierte fußballerisch kaum noch etwas. Es fehlte an Genauigkeit im Passspiel. In der 119. Minute sah Sokratis, nachdem er mehrfach Richtung Schiedsrichter abgewinkt hatte, zuerst Gelb, dann sogar Gelb-Rot. Unnötig von Aytekin, weil er zu diesem Zeitpunkt die Regeln sehr streng auslegte, aber auch eine unnötige Aktion des Griechen. Wenig später war Schluss. Es ging wie schon gegen Union Berlin (3:0) ins Elfmeterschießen.

Ausblick:
Bereits am Samstag muss die Borussia in der Bundesliga ran: Auswärts geht es gegen Darmstadt 98 (Hinspiel 6:0), ehe es am Montag bereits nach Lissabon geht. Am Dienstag (20.45 Uhr) heißt der Gegner in der UEFA Champions League Benfica.

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