Wenn Borussia Dortmund am Dienstagabend (20.45 Uhr) mit der klaren Zielsetzung bei den Sportfreunden Lotte antritt, ins Pokal-Halbfinale einzuziehen, ist der Respekt vor dem Gegner groß - ebenso vor den äußeren Umständen: dem ramponierten Rasen, dem euphorisierten Publikum.

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Nur „auf dem Papier“ sei der Gegner ein Drittligist, betont Thomas Tuchel: „Es ist ein Aufstiegsaspirant und von der Leistungsstärke einzuschätzen wie ein Zweitligist.“ Wer in Werder Bremen, Bayer Leverkusen und 1860 München drei höherklassige Kontrahenten ausschaltet, und das verdient, der ist zu Großem fähig. Und deshalb erwartet der BVB-Coach einen „aggressiven, mutigen und emotionalen Gegner, der nichts zu verlieren hat und die Sensation schaffen möchte“. Tuchel: „Wir erwarten ein enges und emotional aufgeladenes Stadion. Die Kunst ist es, es ruhig zu bekommen.“

Die Konstellation ist für den Favoriten naturgemäß alles andere als dankbar. Ein klarer Sieg wird erwartet, doch da sind ein Gegner, der erst einmal bezwungen werden will, und ein Rasen, den Sportjournalist Oliver Müller, der sich kürzlich vor Ort ein Bild gemacht hat, als „Acker“ bezeichnet.

Kampf gegen den Rasen und Lottes Euphorie

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In Lotte wollen die Borussen die vorletzte Hürde auf dem Weg nach Berlin nehmen.

„Der Platz ist auf jeden Fall ein Nachteil für uns“, bestätigt Tuchel und kündigt an: „Wir wollen versuchen, unser Spiel so gut wie möglich durchzubringen.“ Es sei „wichtig zu akzeptieren, dass du Stockfehler machen wirst“, und er rät, die „Passgeschwindigkeit anzupassen an die Art des Untergrunds“. Nur eines dürfe nicht passieren: sich auf ein „Kick and Rush“ einzulassen, denn „das würde dem Gegner entgegenkommen“.

Die Vorbereitung auf die Partie hat das Trainerteam heute aufgenommen, nachdem die Analysten um Benjamin Weber die Vorarbeit geleistet haben. Schon jetzt weiß Tuchel, was er bei der Mannschaftsbesprechung in den Vordergrund rücken wird: „Wir müssen uns frei machen von allen äußeren Umständen, Ausgangslagen, Favoriten- und Ligendenken, sondern wir müssen es schaffen, komplett bei uns zu bleiben.“

Mit Ausnahme des Gelb-Rot gesperrten Sokratis steht der gleiche Kader wie in Freiburg zur Verfügung; ob - abgesehen vom Griechen - auch die gleiche Elf aufläuft, bezeichnete der Coach als „möglich“, es könne aber auch sein, „dass wir ein paar frische Leute aufstellen. Von Samstag auswärts auf Dienstag auswärts ist die kürzeste aller Varianten. Wir entscheiden nach einem letzten Eindruck morgen im Training“. Offen ließ er auch, welcher Roman im Tor steht. Die Anreise erfolgt erst nach besagtem Training am Dienstagvormittag in Dortmund. Danach geht's mit dem Bus Richtung Lotte.
Boris Rupert

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