Jaaaaaaa! Es ist vollbracht! Borussia Dortmund hat nach 1965, 1989 und 2012 zum vierten Mal in der Vereinsgeschichte den DFB-Vereinspokal gewonnen. Als Schiedsrichter Deniz Aytekin das 74. DFB-Pokalfinale um exakt 21:55 Uhr abpfiff, kannte der Jubel bei allen BVB-Fans in Berlin und der ganzen Republik keine Grenzen. Am Ende eines spannenden und umkämpften Endspiels besiegte der BVB die ebenfalls stark aufspielende Frankfurter Eintracht knapp mit 2:1 (1:1).

Aus Berlin berichtet Dennis-Julian Gottschlich

74.322 Zuschauer im ausverkauften Berliner Olympiastadion sorgten für fantastische Stimmung, denn beide Fanlager gaben mächtig Gas. Frankfurt startete auf dem Platz allerdings nervös, davon profitierte der BVB und ging bereits nach acht Minuten verdient durch Dembélé in Führung. Die Eintracht brauchte zwanzig Minuten, um ins Spiel zu kommen, kämpfte sich aber ins Spiel und kam durch Rebic zum verdienten Ausgleich (29.). Nach der Pause war der BVB wieder besser im Spiel, brauchte aber einige Zeit, um gegen den dichten Frankfurter Abwehrverbund Lösungen zu finden. Fabián kratzte einen Seitfallzieher von Aubameyang von der Linie und lenkte ihn an die Latte (64.), dann brachte Hradecky Pulisic im Strafraum zu Fall und Schiedsrichter Aytekin entschied sofort auf Elfmeter. Aubameyang verwandelte sicher (69.) - die Entscheidung in einem hochspannenden Spiel, denn Frankfurt baute am Ende nochmal Druck auf, kam aber nicht mehr zum Ausgleich.

Alle Videos zum Pokalfinale gibt es bei BVBtotal!

Ausgangslage:
Im sechsten Jahr in Serie stand der BVB zum Ende des Saison in einem großen Endspiel. Gewinnen konnte er lediglich das DFB-Pokalfinale 2012 gegen Bayern München. Zeit, etwas zu ändern, befand auch Thomas Tuchel: „Wir sind in Berlin, um zu gewinnen“, so der Trainer: „Ein Titel wäre nach dieser Saison ein besonderer Schlusspunkt, den wir uns wünschen.“ Tuchel charakterisierte den Gegner als sehr zweikampfstark, der sehr körperlich spiele – was nicht verboten sei! – und gegen den es schwer sein werde, Torchancen herauszuspielen. „Wir wollen das Tempo bestimmen, wir wollen dominant spielen und wir werden Effektivität benötigen, um unser Ziel zu erreichen.“

Bild
Dembélé schlenzt den Ball zum 1:0 ins Netz...

Personalien:
Weigl (Knöchel-OP) und Götze (Stoffwechselerkrankung) konnten bei den Schwarzgelben nicht an diesem Finale teilnehmen. Thomas Tuchel stellte sein Team im Vergleich zum letzten Bundesliga-Spieltag gegen Bremen auf zwei Positionen um: Schmelzer und Piszczek begannen für Durm (Bank) und Sahin (nicht im Kader). Bei Frankfurt fehlten Hasebe (Knie-OP), Mascarell (Achillessehnenreizung), Varela (entzündete Wunde), Stendera (Außenmeniskuseinriss), Wolf (Schulterverletzung) und Tarashaj (Knieprobleme).

Bild
...und bejubelt anschließend seinen Treffer.

Taktik:
Thomas Tuchel hatte sich eine äußerst interessante taktische Formation einfallen lassen, in der Schmelzer, Sokratis und Bartra eine defensive Dreierkette bildete, die auf den Flügeln immer wieder von den davor agierenden Guerreiro und Piszczek unterstützt wurden. Ginter agierte im defensiven Mittelfeld zwischen den beiden, setzte Kagawa sowie Dembélé im offensiven Mittelfeld in Szene. Besonders Piszczek ging bei eigenem Ballbesitz lange Wege, überlief häufig Dembélé und startete bis zur Grundlinie durch, um scharfe Flanken ins Zentrum zu schlagen, wo Aubameyang lauerte, der in der Spitze von Reus unterstützt wurde. Nach der Pause, in der Reus und Schmelzer ausgewechselt werden mussten, stellte der BVB auf ein 5-2-3 um, mit Castro und Kagawa im Mittelfeld. Die SGE stellte dem mit dem Ball ein 3-4-3-System mit den drei Offensivkräften Fabián, Seferovic und Rebic entgegen, die sich häufig fast auf einer Linie bewegten. Gegen den Ball formierte man sich im 4-4-2.

Spielverlauf & Analyse:
Borussia Dortmund startete stark in das insgesamt neunte DFB-Pokalfinale der Vereinsgeschichte, zeigte sich offensiv sehr variabel und agil, wurde immer wieder von den stark aufspielenden Dembélé, Reus und Piszczek in Abschlusspositionen manövriert und ging bereits nach acht Minuten absolut verdient mit 1:0 in Führung – eine Koproduktion von eben diesen drei Spielern. Ausgangspunkt war eine schöne Seitenverlagerung von Reus auf Piszczek, der den Ball perfekt in den Lauf von Dembélé spielte. Dessen Haken im Strafraum war zu schnell für Vallejo, und Dembélé netzte vom rechten Eck des Fünmeterraums ins lange Eck ein (8.).

Ein kleiner Weckruf für die zu Beginn nervöse Eintracht, die nun besser ins Spiel fand. Bartra und Kagawa fischten die Kugel je einmal Seferovic im letzten Moment bärenstark im eigenen Sechzehner vom Fuß (9./16.), auf der anderen Seite kam Reus nach der ersten Ecke des Spiels zum Abschluss, scheiterte aber an Hradecky (16.). Etwa ab der 20. Minute, als Chandler per Kopf für den ersten richtigen Abschluss der Frankfurter sorgte, war die Eintracht dann endgültig im Spiel angekommen. Zwei Minuten später verpasste Fabián nach Flanke von Chandler den Ausgleich nur um ein Haar, der fiel dann aber durch Rebic, der schön von Gacinovic bedient wurde und freistehend vor Bürki ins rechte Eck schlenzte (29.).

Aubameyang verwandelt eiskalt

Bild
Aubameyang im Kopfballduell mit Abraham.

Es entwickelte sich bis zur Pause ein starkes Pokalduell, in dem die Eintracht Blut geleckt hatte und sich mit intensiv geführten Zweikämpfen im Mittelfeld ein ums andere Mal Vorteile verschaffte. Auch die Zuschauer auf den Rängen lieferten sich lautstarke Duelle, die eines Pokalfinals würdig waren. Die beste Chance zur Führung vergab Seferovic für die Hessen, als er nach Doppelpass mit Rebic aus 15 Metern flach an den linken Pfosten schoss – großes Glück für die Schwarzgelben in dieser Situation (39.).

Eine Hiobsbotschaft erreichte den BVB in der Pause, denn Reus musste angeschlagen ausgewechselt werden und wurde durch Pulisic ersetzt. Auch Schmelzer blieb in der Kabine, für ihn kam Castro ins Spiel. Trotzdem fand die Borussia – wie schon in der ersten Halbzeit – den besseren Start. Dembélé schoss aus spitzem Winkel knapp drüber (47.) und Kagawa wurde kurz danach toll von Ginter in Szene gesetzt, legte den Ball am Fünfer schön am herauseilenden Hradecky vorbei in die Mitte, wo Guerreiro ganz knapp verpasste. Abraham und Vallejo klärten dann gemeinschaftlich kurz vor der Linie (50.).

Bild

Frankfurt rührte nun Beton an, wagte sich nur noch dann und wann mit Kontern in die Offensive. Der BVB biss sich eine Zeit lang die Zähne aus, suchte nach Lösungen, das Abwehrbollwerk der Hessen zu überwinden – und er fand sie. Erst ließ Dembélé rechts an der Grundlinie zwei Frankfurter ins Leere laufen und chippte den Ball dann zu Aubameyang auf der anderen Seite. Dessen spektakulären Seitfallzieher kratzte Fabián von der Linie, an den Innenpfosten. Die BVB-Fans hatten den Torschrei auf den Lippen, aber die Kugel ging nicht ins Tor (64.). Drei Minuten später war Pulisic dann links im Strafraum durch. Hradecky kam raus, ließ das Bein stehen und brachte den US-Amerikaner zu Fall. Klare Sache: Elfmeter. Das sah auch Schiedsrichter Deniz Aytekin so, der sofort auf den Punkt zeigte. Aubameyang verwandelte eiskalt per Lupfer in die Tormitte (67.).

Bild
Der Jubel kennt keine Grenzen nach dem 2:1 durch Aubameyang.

In der Schlussphase kam die Eintracht dann nochmal auf. Erst scheiterte Seferovic an Bürki, Sekunden später auch Fabián (76.) und auch der eingewechselte Meier verzog aus 16 Metern nur knapp neben den rechten Pfosten (79.). Für den BVB traf Aubameyang nach einem Alleingang nur das rechte Lattenkreuz (85.). Kurz vor dem Ende musste der BVB dann nochmal eine ganz üble Schrecksekunde überstehen, als Sokratis und Bürki eine Hereingabe im Fünfer zwar klärten, den Ball aber beinahe ins eigene Netzt lenkten. Doch der knappe Vorsprung hatte Bestand!

Alle Videos zum Spiel gibt es bei BVBtotal!

Ausblick:
Mit dem DFB-Pokalfinale endet die Saison 2016/17 für Borussia Dortmund. Am Sonntagnachmittag wird der BVB seinen Fans den Pokal in einem Korso durch die Stadt präsentieren. Anschließend geht es in den Urlaub. Trainingsauftakt für die Saison 2017/18 ist Anfang Juli.

Teams & Tore