Erstmals seit zehn Jahren wird die Deutsche Fußballmeisterschaft erst am letzten Spieltag entschieden. Borussia Dortmund geht mit zwei Punkten Rückstand und der deutlich schlechteren Tordifferenz in den 34. Spieltag. Eigentlich ist die Sache durch, aber das dachte man in dieser Woche auch in Liverpool, Barcelona, Amsterdam, Frankfurt sowie in London (Tottenham und Chelsea). Der Fußball zeigt, dass alles möglich ist – und dass es erst vorbei ist, wenn es vorbei ist...

Bayern muss verlieren gegen Frankfurt, Dortmund muss gewinnen in Gladbach. Das ist die Ausgangslage vor dem 34. Spieltag. „Die Bayern können alles verlieren, wir können alles gewinnen. Mehr brauchen wir dazu nicht sagen“, erklärte BVB-Chef Hans-Joachim Watzke am Samstagabend und fügte hinzu: „Die Mannschaft hat heute brutalen Druck gehabt. Aber der Druck wandert jetzt weiter nach Süden. Wir haben alles geliefert, was man diese Saison liefern musste. Wir können jetzt nur noch gewinnen. Es gibt keinen Druck mehr.“

Borussia Dortmund beschert der Bundesliga erstmals seit 2009 „wieder ein Finale am letzten Spieltag“, so Watzke: „Das tut dem deutschen Fußball insgesamt gut. Und darauf sind wir auch ein bisschen stolz.“ In einer Saison des Umbruchs hat der BVB schon heute deutlich mehr erreicht, als im Sommer 2018, als man auf der letzten Felge die Champions League erreichte, möglich erschien. „Die Hoffnung auf den Titel ist groß, wir müssen weiter Vertrauen haben und dann schauen wir, was passiert. Es wird nicht einfach für die Bayern, ich hoffe richtig schwer“, meinte Thomas Delaney, und Christian Pulisic ergänzte: „Wenn wir gewinnen, haben wir eine Chance.“

Unabhängig von Meisterschaft oder nicht: Die nach Punkten drittbeste Saison der Vereinsgeschichte ist möglich, und selbst wenn man in Gladbach leer ausginge, wäre es die viertbeste. Und seit gestern steht fest, dass Borussia Dortmund Platz zwei und damit die sechste Vizemeisterschaft (zu Bundesligazeiten) seit 1966, 1992, 2013, 2014 und 2016 nicht mehr zu nehmen ist. Doch der Blick ist nach ganz oben gerichtet. „Es ist noch alles drin“, betont Sebastian Kehl und setzt auf Frankfurt: „Sie brauchen auch die Punkte, um weiter im Geschäft zu bleiben.“

Es wird ein Herzschlagfinale am Samstag, 18. Mai, Anstoß 15.30 Uhr. Der BVB tritt dann mit Marco Reus in Gladbach an.
Boris Rupert