Borussia Dortmund hat das Spitzenspiel der Fußball-Bundesliga gegen den FC Bayern München mit 0:1 (0:1) verloren. In einer intensiven und umkämpften Begegnung erzielte Joshua Kimmich kurz vor der Pause das Siegtor für die Gäste. Borussia hätte das Spiel in der Anfangsphase in die andere Richtung drehen können.

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Ein Abseitstor für den BVB, ein Pfostentreffer für die Bayern, Rettungstaten durch Boateng und Piszczek für ihre bereits geschlagenen Keeper auf der Linie, ein überragend erzielter Treffer zum Sieg der Gäste – und eine arg strittige Szene nach Boateng-Handspiel im Bayern-Strafraum: Das Duell zwischen dem Tabellenzweiten und dem Spitzenreiter hielt, was es versprach. Und es hatte einen unglücklichen, aber nicht ungerechten Ausgang.

Ausgangslage: 
Zweiter gegen Erster in der Gesamttabelle, Zweiter gegen Erster in der Rückrundentabelle. Die beste Heimmannschaft gegen das stärkste Auswärtsteam. Borussia hatte jedes der fünf Bundesliga-Heimspiele in der Rückrunde gewonnen und dabei 19:1 Tore verbucht, die Bayern traten mit einer Serie von sechs Auswärtssiegen an der Strobelallee an.

Personalien: 
Borussia musste weiterhin auf Dan-Axel Zagadou, Marco Reus und Nico Schulz verzichten. Bei den Bayern fehlten Philippe Coutinho, Niklas Süle und Corentin Tolisso. 73 Stunden nach dem mit 2:0 gewonnenen Auswärtsspiel beim VfL Wolfsburg schickte Cheftrainer Lucien Favre die gleiche Startelf auf den Rasen.

Taktik:  
Borussia wechselte zwischen Offensivpressung und einer tieferen Staffelung mit Fünferkette, schaltete im 3-4-3-System schnell um und trug die Angriffe vornehmlich über die rechte Seite vor. Bei den Bayern war es ein Mix aus 4-2-3-1 und 4-1-4-1, wenn Goretzka eine Linie weiter nach vorne ging. Im Aufbau ließ sich Kimmich zwischen die Innenverteidiger fallen, während die Außenverteidiger hoch aufrückten.

Spielverlauf & Analyse:
15 Minuten lang stellte der BVB die Bayern vor große Probleme. Bereits nach 30 Sekunden ergab sich die große Chance zur Führung: Nach Haalands Steilpass auf Hazard kam Neuer weit raus, schoss Davies an, Haaland erfasste die Situation am schnellsten, schob dem Bayern-Torwart den Ball durch die Beine, doch Boateng klärte auf der Linie. Kurz darauf prüfte Brandt den Bayern-Schlussmann (3.)

Sicherheit im Spielaufbau, Risiko im letzten Drittel – das schien die Devise der Schwarzgelben zu sein, die mit langen Bällen hinter die Abwehr immer wieder gefährlich nach vorne kamen. Nach zehn Minuten lag der Ball tatsächlich im Bayern-Tor, doch Hazard, der die Vorlage gegeben hatte, stand zuvor im Abseits. Der Treffer zählte zurecht nicht.

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Mitte des ersten Durchgangs kamen die Bayern auf. Bürki parierte gegen Coman (24.) sowie gegen Goretzka (40.), und die Nadelstiche der Borussen wurden seltener in dieser temporeichen Partie, in der der Ballführende auf beiden Seiten gnadenlos gejagt wurde. Das Bemühen, immer mit möglichst vielen Spielern hinter dem Ball zu sein, kostete Kraft. In der Schlussphase der ersten Halbzeit hatten die Borussen wenig Spielkontrolle, und zwei Minuten vor der Pause netzte Kimmich mit einem überragenden Lupfer aus 17 Metern zum 0:1 ein.

Mit 7:6 Torschüssen aus Dortmunder Sicht, 61% an gewonnenen Zweikämpfen und recht ausgeglichenen Spielanteilen (52% pro Bayern) ging es in die Kabinen. Über 120 Kilometer hatten die Aktiven schon in den Knochen (61,5 km Dortmund, 60,0 km München).

Favre brachte in Sancho und Can für Brandt und Delaney frische, wenn auch nach Trainingsrückstand noch nicht austrainierte Kräfte. Borussia ging wieder früh drauf, war griffig in den Zweikämpfen, doch auch die Münchner hielten die Intensität hoch, attackierten den Ballführenden weiterhin mit zwei oder drei Leuten. Allerdings ließen sie sich tiefer fallen, lauerten auf Konter. Zwar stellte Dahouds Schuss aus 17 Metern Neuer vor keine Probleme (49.), doch das Bemühen, dem Spiel eine Wendung zu geben, war deutlich zu erkennen. Ebenso in der TV-Zeitlupe Boatengs Rettungsaktion mit dem Arm im Fünfmeterraum, als er Haalands Schuss zur Ecke blockte, der sonst vermutlich rechts unten eingeschlagen wäre (58.). Warum der Video-Assistent den umsichtigen Schiedsrichter Stieler nicht darauf aufmerksam machte, sich die Szene noch einmal anzuschauen, wurde nach Abpfiff heftig diskutiert.

Bitter: In der 72. Minute musste Haaland verletzt runter (Reyna kam), zehn Minuten vor dem Ende stellte Favre auf Viererkette um (Götze ersetzte den starken Piszczek), doch Chancen zum Ausgleich gab es nur noch zwei: Hazard verpasste Cans Hereingabe knapp (Treffer hätte wegen Abseits nicht gezählt, 77.), und an Dahouds abgefälschten 16-Meter-Schuss bekam Neuer noch eine Hand heran (80.). Auf der anderen Seite traf Lewandowski mit einem ebenfalls abgefälschten Schuss den Pfosten (83.).

Ausblick: 
Borussia tritt am Pfingstsonntag (18 Uhr) beim SC Paderborn an, die Bayern empfangen am Abend zuvor Fortuna Düsseldorf.
Boris Rupert

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