Als Borussia Dortmund zuletzt bei Manchester City zu Gast war, fast auf den Tag genau zehn Jahre ist das her, applaudierte ein Stadionbesucher durchaus älteren Jahrgangs, ein britischer Gentleman, als er seinen Tribünenplatz verließ und anerkennend feststellte: „Eine so gute Mannschaft habe ich hier noch nie gesehen.“ Am 3. Oktober 2012 spielte der BVB 1:1 beim englischen Meister.

Manchesters Trainer Roberto Mancini sagte später offen und ehrlich: „Dortmund war besser als wir.“ Englands Presse bezeichnete Citys Punktgewinn als äußerst glücklich, staunte über die Laufbereitschaft der Schwarzgelben, lobte die „Weltklasse-Leistung“ von Manchesters Torhüter Joe Hart – und damit indirekt die Leistung des BVB.

Es war eines der außergewöhnlichsten Spiele des Jahrzehnts: intensiv, temporeich, technisch und taktisch auf höchstem Niveau. Zwischen Sieg und Remis stand ein Pfiff des tschechischen Schiedsrichters. „Wo soll Neven denn hin?“, hinterfragte Sven Bender die Berechtigung des Handelfmeters: „Er steht nunmal da. Aus der Entfernung ist es normal, dass man da nicht mehr reagieren kann. Den muss man nicht pfeifen.“ Neven Subotic fühlte sich „wie in einem Albtraum“ und beschrieb seine Gefühle so: „Ich wollte es nicht glauben, ich konnte es nicht glauben. Was sollte ich machen? Meine Hand abschneiden? Für mich ist es schwer, mit diesem Pfiff klarzukommen.“ Balotellis Elfmetertor raubte dem BVB in der 90. Minute drei Punkte.

Der damalige BVB-Sportdirektor Michael Zorc spürte „zwiespältige Gefühle“ und stellte fest: „Es war ein überragendes Fußballspiel. Wir wollten unbedingt gewinnen und hätten den Sieg aufgrund der zweiten Hälfte auch verdient gehabt. Aber wir haben es versäumt, das 2:0 zu machen.“ Chancen vor und nach dem Treffer von Marco Reus waren mehr als genug vorhanden…

So verpassten die Borussen am 3. Oktober 2012 zwei Punkte, aber sie hinterließen mächtig Eindruck, nicht nur beim applaudierenden Gentleman. Dieses Spiel war ein Vorgeschmack auf eine außergewöhnliche Saison, die in Wembley endete, im ersten und einzigen rein deutschen Champions-League-Finale…
Boris Rupert

Der Spielbericht: Hart, aber herzlos