Borussia Dortmund hat den vierten DFB-Pokalsieg verpasst: In einer hochinteressanten Partie verlor der BVB trotz einer 1:0-Führung, einer tollen kämpferischen Leistung und zahlreichen Chancen gegen den VfL Wolfsburg mit 1:3 (1:3).

Vor fast 45.000 BVB-Fans im mit 75.815 Zuschauern ausverkauften Berliner Olympiastadion und Millionen Zuschauern an den TV-Bildschirmen - die Partie wurde in 176 Ländern übertragen - traf Aubameyang bereits nach fünf Minuten zum 1:0. Luiz Gustavo (22.), De Bruyne (33.) und Dost (38.) drehten jedoch die Partie. In der zweiten Hälfte war die Borussia zwar die aktivere Mannschaft, das Tor schien jedoch wie vernagelt. Kagawa traf den Außenpfosten (50.) und scheiterte später (80.) genauso an VfL-Keeper Benaglio wie Mhkitaryan (71.).

Aus der schwarzgelben Hauptstadt berichtet Felix Ulrich

Ausgangslage:
Der Tabellensiebte der Bundesliga traf in Berlin auf den Vizemeister. Chancenlos war der BVB gegen den VfL Wolfsburg jedoch keineswegs. Das bislang einzige Pokalduell zwischen beiden Teams gewann die Borussia mit 2:0 (2013/14). Von den letzten 13 Duellen gegeneinander gewannen die Dortmunder sieben und holten drei Unentschieden. Zuletzt in der Liga gab es in der Hinrunde ein 2:2, in der Rückserie eine 1:2-Niederlage - allerdngs nur, weil irrtümlicherweise ein Abseitstor für die „Wölfe“ gewertet wurde.

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BVB-Coach Jürgen Klopp gibt Sebastian Kehl Anweisungen.

Personalien:
Vor dem Endspiel war beim BVB lediglich unklar, ob Weidenfeller oder der im DFB-Pokal noch ungeschlagene Langerak im Tor stehen würde. Trainer Jürgen Klopp entschied sich für den Australier. Nicht einsatzfähig waren bei der Borussia Sahin (Sehnenansatzreizung), Kampl (gesperrt), Großkreutz (Knieoperation) und Ramos (Knöchelverletzung). Kuba hatte sich nach seinem Faserriss im Adduktorenbereich fit gemeldet. Kehl stand in seinem allerletzten Spiel als Fußballprofi in der Startelf - so wie im Pokalfinale 2012, als der BVB mit 5:2 gegen die Bayern triumphierte. 2013 und 2014 kam Kehl bei den Endspielen der UEFA Champions League und dem DFB-Pokal nicht zum Einsatz. Beim VfL fehlte lediglich Felipe (Schlaganfall).

Taktik:
Beide Mannschaften agierten aus einer 4-2-3-1-Grundordnung, wechselten gegen den Ball in ein 4-4-2, suchten nach Ballgewinn den direkten Weg nach vorn. Der präsentierte sich im Gegenpressing so stark wie lange nicht mehr, betrieb läuferisch einen hohen Aufwand, antizipierte klug die Bälle und schaffte es vor allem, den Bruyne weitestgehend aus dem Spiel zu nehmen. Die Wolfsburger, die mit der Viererabwehrkette wie der BVB sehr hoch standen, suchten bevorzugt über die Außen Perisic (rechts) und Caligiuri (links) den Weg nach vorne - oder versuchten über Standardsituationen ihr Glück.

Spielverlauf und Analyse:
„Ich hab' eine Vorfreude, das ist unfassbar“, sagte Trainer Jürgen Klopp wenige Stunden vor Anpfiff bei „BVB total!“. Und auch der Mannschaft sah man an, dass sie willens war, die Saison 2014/15 zu einem sensationellen Abschluss zu bringen.

Der Auftakt im Finale hätte aus schwarzgelber Sicht auch nicht besser verlaufen können: Kagawa chippte den Ball bereits in der fünften Minute von der rechten Seite an die Fünfmetergrenze zu Aubameyang – und der Gabuner traf aus der Drehung zum 1:0. Wolfsburgs Rodriguez hatte das Abseits aufgehoben. Für Aubameyang war es in seinem vierten Pokalspiel sein fünftes Tor.

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Aubameyang brachte den BVB bereits in der fünften Minute in Führung.

Im direkten Gegenzug bewahrte Langerak den BVB vor dem Ausgleich, als er einen Schuss von Perisic (7.) parierte. Nur gut zehn Minuten später hatte Reus die Riesengelegenheit, das 2:0 zu erzielen, nach Vorlage von Kagawa schoss er völlig freistehend jedoch über das Tor (18.).

Gut 20 Minuten hatte die Borussia die „Wölfe“ weitestgehend im Griff, eine Standardsituation sorgte dann jedoch für einen Bruch im Spiel. Naldo zog aus 25 Metern ab, Langerak konnte den Schuss nur nach vorne abwehren, den Abpraller verwandelte Luiz Gustavo zum 1:1 (22.).

Gegentreffer zum 1:1 schockt den BVB

Der BVB wirkte danach unkonzentriert und lag keine elf Minuten nach dem Ausgleich bereits mit 1:2 zurück: Nachdem Schwarzgelb mehrfach verpasste, das Leder aus der Gefahrenzone zu bringen, kam De Bruyne an der Strafraumgrenze an den Ball. Der Belgier zog aus halblinker Position ab, tunnelte Hummels und traf aus 18 Metern ins Torwarteck (33.).

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Nach einer Standardsituation kam der VfL zum Ausgleich. Reus kann es nicht fassen...

Und der Tag des offenen Tores auf Seiten der Borussia ging weiter: Schmelzer konnte eine Flanke von Perisic nicht verhindern, in der Mitte war Subotic nicht bei Dost – 1:3 (38.). Was für ein Comeback der „Wölfe“, die jeden Abwehrfehler des BVB eiskalt bestraften.

Zur Pause lagen die Wolfsburger in quasi allen Statistiken vorne: Der VfL hatte mehr Ballbesitz (53 %), war zweikampfstärker (56 %) und suchte häufiger den Torabschluss (8:4). Und doch hätte der BVB zumindest einen zweiten Treffer verdient gehabt. Denn erst ging Hummels‘ Kopfball nur knapp am Tor vorbei (42.), und dann hatte Aubameyang Pech, dass ein Foul von Rodriguez an ihm im Strafraum nicht mit Elfmeter von Schiedsrichter Dr. Felix Brych bestraft wurde (44.).

Shinji Kagawa an den Außenpfosten

Nach dem Wechsel erwischten die Dortmunder den besseren Start, der zweite Treffer wollte jedoch nicht fallen. Erst spitzelte Kagawa den Balle an den rechten Außenpfosten, dann senkte sich Reus' Schuss nur auf das Tornetz. Doch auch die „Wölfe“ hatten eine dicke Chance: Langerak und Durm verhinderten gegen Caliguri aber das 1:4 (65.).

BVB-Coach Jürgen Klopp wechselte in der 66. Minute: Durm und Kehl verließen den Rasen, für sie kamen Piszczek und Kuba ins Spiel. Und Schwarzgelb blieb zwar am Drücker, allerdings auch ohne Fortune. Mhkitaryan scheiterte mit seinem Flachschuss aus 16 Metern an Benaglio (71.). In der Schlussphase versuchte die Borussia noch mal alles, Immobile kam für Reus (79.), der Anschlusstreffer wollte jedoch nicht fallen. Die besten Chancen vereitelte Benaglio, als er gegen Kagawa (80.) und Aubameyang (87.) den Wolfsburgern den Pokalsieg rettete.

Ausblick:
Der BVB wird am 30. Juli sein erstes Pflichtspiel bestreiten, wenn er in der dritten Qualifikationsrunde der UEFA Europa League antritt. Da das Rückspiel am 6. August stattfindet, geht es für Schwarzgelb wahrscheinlich erst am 9. oder 10. August in der ersten Runde des DFB-Pokals weiter. Der erste Spieltag der Bundesliga findet am zweiten Augustwochenende (14. bis 16.) statt.

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