In drei von vier Halbzeiten konnte der Wolfsberger AC dem BVB das Leben schwer machen, am Ende aber zog Borussia Dortmund deutlich mit zwei Siegen (1:0 und 5:0) in die Play-Offs zur UEFA Europa League ein. „Dortmund“, sagte der Trainer des wackeren Außenseiters, Dietmar Kühbauer, „hat mehr als einen Klassenunterschied deutlich gemacht.“

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Artistisch: Pierre-Emerick Aubameyang

An zwei Zahlen lässt sich vieles festmachen: Torhüter Alexander Kofler wehrte im Rückspiel in Halbzeit eins fünf Bälle ab, im zweiten Durchgang keinen einzigen mehr. 21 Torschüsse feuerten die Schwarzgelben während der 90 Minuten ab, nicht einen die Weißen aus Kärnten. Verdienter kann man nicht als Sieger den Platz verlassen. Das 5:0 über den Wolfsberger AC war Borussia Dortmunds höchster Erfolg in einem Europokalspiel seit 23 Jahren: Am 29. September 1992 hatte es in der ersten Runde des UEFA-Pokals ein 7:2 über Floriana La Valetta aus Malta gegeben. 4,2 Millionen Zuschauer verfolgten das Spiel gegen Wolfsberg live in der ARD, 65.190 waren im Stadion – Rekord für ein Qualifikationsspiel zur UEFA Europa League.

Ende gut, alles gut? „Die zweite Halbzeit war eine gute Reaktion auf die erste. Wir haben großes Tempo gespielt, haben viele gute Verhaltensweisen gezeigt, uns viele Chancen herausgespielt und am Ende auch fünf Tore erzielt“, stellte Thomas Tuchel fest, der sich – ebenso wie seine Spieler – mit dem Verhalten vor der Pause nicht immer zufrieden zeigte und häufig von der Seitenlinie Anweisungen aufs Spielfeld rief: „Wir haben uns in den zweiten 45 Minuten disziplinierter in den Räumen gezeigt, in denen wir kombinieren wollten. Dadurch konnten wir schnellere Passfolgen spielen.“

Allerdings war Durchgang eins mit 75% Ballbesitz auch schon von erdrückender Dominanz geprägt. „In der ersten Halbzeit haben wir es aber nicht so geschafft, unseren Plan umzusetzen“, meinte Marcel Schmelzer. So dauerte es bis zur 23. Minute, ehe die erste Torchance herausgespielt wurde. Danach folgten weitere wie auf einem Fließband. Zudem verweigerte Schiedsrichter Avram aus Rumänien einen klaren Elfmeter, als Kofler Reus umsenste, und der Abseitspfiff bei Kagawas Treffer wurde heftig diskutiert. Allerdings scheint es vertretbar, das Sperren eines Gegenspielers des im Abseits stehenden Aubameyang als aktives Eingreifen ins Spiel und damit als strafwürdiges Vergehen anzusehen.

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Matchwinner Mkhitaryan, Trainer Tuchel

In Halbzeit zwar relativiertes sich vieles. Da stimmte auch die Chancenverwertung. Reus, Aubameyang und anschließend Mkhitaryan mit einem lupenreinen Hattrick schossen mit ihren sehenswerten Toren einen 5:0-Sieg heraus. „Das letzte Mal, als ich drei Tore in einem Spiel geschossen habe, war ich noch bei Schachtar“, sagte der Armenier nach dem Spiel: „Es war etwas ganz Besonderes, hier meinen ersten Hattrick zu schießen, und das in 13 Minuten. Ich bin glücklich und stolz, und ich danke meinem Team.“

In diesem Team stand erneut der erst 19 Jahre junge Julian Weigl, der hinten nichts zuließ und die Vorlagen zu den beiden letzten Treffern gab. „Ich war beeindruckt von der Kulisse, es war ein super Gefühl, vor den tollen Fans zu spielen. Es trägt dich halt, wenn die ganze Tribüne bebt“, sagte der Neuzugang vom TSV 1860 München: „Das sind die Momente, in denen man die Zuschauer spürt und sie dir einen Schub geben.“

In ihrer Analyse waren sich Trainer und Spieler einig. „In der ersten Halbzeit war die Bewegung nicht so gut. In der zweiten Hälfte war es fast ein perfektes Spiel. Die Zuschauer waren glücklich. Ich denke, wir sollten das fortsetzen“, meinte Mkhitaryan. Weigl sagte: „Wir haben den Ball besser laufen lassen, wir haben ihn schneller laufen lassen, und das Entscheiden war, dass wir hinter die Kette gekommen sind.“

Und damit eine Runde weiter – in die Play-Offs zur UEFA Europa League. Das erste Etappenziel ist erreicht.
Boris Rupert