Darf sich eine Mannschaft, die in Gelsenkirchen gepunktet und in Leverkusen gewonnen hat, noch als krassester Außenseiter der Bundesliga-Geschichte bezeichnen? „Natürlich darf sie das“, sagt Thomas Tuchel vor dem Duell mit dem SV Darmstadt 98. Nur unterschätzen wird den Sensationsklub vom Böllenfalltor niemand. Tuchel über die Ausgangslage: „Wir wissen, wie schwierig und wie kompliziert das wird.“

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Borussia Dortmunds Cheftrainer ist ein Freund des Fußballs, und in seinen Worten schwingt Anerkennung mit, wenn er von einer „wahnsinnigen Erfolgsstory“ beim SV Darmstadt 98 spricht: „Das ist das Produkt eines außergewöhnlichen Teamgeists. Die Bereitschaft, alles zu geben, ist ausgeprägt. Jeder stellt sein Ego hinten an.“ Der Aufsteiger habe bei seinem Durchmarsch von Liga drei in Liga eins „Euphorie und Schwung der letzten zwei Jahre mitgenommen“ und sei ein „Außenseiter, der die Großen ärgern kann. Denn sie haben die Mittel dazu. Das geht im Fußball für 90 Minuten.“

Dirk Schuster, der übrigens als Spieler in sieben Anläufen mit dem KSC und Köln nur einen Punkt aus Dortmund mitnehmen konnte, hat seiner Mannschaft eine – sagen wir mal – „interessante“ Taktik verpasst. Damit im Spielaufbau keine Fehler passieren, aus denen der Gegner im Umschaltspiel Kapital schlagen kann, gibt es erst gar keinen Spielaufbau. Lange Bälle sind das bevorzugte Mittel der Wahl, und wenn sie dann sogar bei Marcel Heller landen, herrscht Alarmstufe Rot. Beim Gegner! „Das ist ein Wesensmerkmal der deutschen Bundesliga“, referiert Tuchel: „Alle Mannschaften können auf hohem Niveau umschalten.“ 

Der Coach hat sich intensiv mit dem Aufsteiger und dessen Spielweise beschäftigt, die ja auch nicht so ganz neu ist für den BVB, der sich im eigenen Stadion häufig mit tief stehenden Gegnern und deren Konterangriffen auseinandersetzen muss. „Dass wir in der Lage sind, Konter zu verhindern, haben wir bewiesen.“ Gleichwohl erhalten Reus und Co. verstärkt den Auftrag, solche überfallartigen Angriffe bereits bei der Entstehung zu verhindern: „Ich werde meinen Spielern Verteidigungslösungen mitgeben.“

„Bei Auba geht die rote Lampe noch nicht an“

Mit einer Mischung aus „Lockerheit, Entspanntheit und einer konzentrierten Leistung“ will Borussia Dortmund das vierte Bundesliga-Heimspiel der Saison angehen. Dass Henrikh Mkhitaryan und Ilkay Gündogan wieder von Beginn an dabei sein werden und im Mittelfeld an den Schwungrädern drehen, ist zu erwarten. Dass Pierre-Emerick Aubameyang ebenfalls dabei ist, verriet der Coach bereits. „Bei ihm geht die rote Lampe noch nicht an. Wir konnten ihn schon häufiger mal ab der 70. Minute runternehmen. Das hat ihm körperlich gutgetan.“ Bis auf Marcel Schmelzer, der arg gefoult worden war, sind alle Spieler gesund aus Sinsheim zurückgekommen. Gleichwohl war Schmelzers Einsatz am Freitag nicht fraglich. Neven Subotic, Erik Durm und Nuri Sahin fallen dagegen weiterhin aus. 
Boris Rupert

BVB total!-Video: Die komplette Pressekonferenz mit Thomas Tuchel, frei für alle