Borussia Dortmund bleibt in dieser Saison weiter ungeschlagen: Im Heimspiel gegen den SV Darmstadt 98 reichte es für den BVB allerdings nur zu einem 2:2 (0:1).

Vor 81.359 Zuschauern im ausverkauften Signal Iduna Park hatte Heller (17.) die „Lilien“ mit der ersten echten Chance in Führung geschossen und stellte den Spielverlauf der ersten Hälfte damit auf den Kopf. Erst nach einer guten Stunde fand der BVB die Lücken in der Hintermannschaft des Aufsteigers: Aubameyang (63., 71.) drehte mit seinen Saisontoren Nummer acht und neun die Partie. In der 90. Minute traf Sulu mit dem vierten Darmstädter Torschuss zum schmeichelhaften Ausgleich.

Es berichtet Felix Ulrich

Ausgangslage
Der Tabellenzweite empfing den auswärts noch ungeschlagenen –zehnten. Die Borussia hatte die letzten drei Pflichtspiele gegen Darmstadt 98 gewonnen – zu Beginn der 1980er Jahre. Neben zwei souveränen Siegen (4:0 und 3:1) in der letzten gemeinsamen Bundesliga-Saison 1981/82 kam es in der Folgesaison im Pokal zum bis dato letzten Aufeinandertreffen (4:2 am 15.12.82).

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Marco Reus hatte gegen Darmstadt die 1:0-Führung auf dem Fuß, wurde aber von Caldirola gestört.

Personalien
BVB-Trainer Thomas Tuchel verzichtete auf Überraschungen. Nach dem 1:1 bei der TSG Hoffenheim änderte er die Startelf auf den zu erwartenden zwei Positionen: Für Hofmann und Castro kehrten gegen die „Lilien“ Mkhitaryan und Gündogan zurück in die Anfangsformation. Nicht einsatzfähig waren Subotic (Rückenbeschwerden), Durm (Knie-OP) und Sahin (Aufbautraining). Darmstadts Coach Dirk Schuster ließ sein Team ebenfalls so auflaufen wie es zu erwarten gewesen ist. Verzichten musste er auf Platins (Oberschenkelzerrung) und Stark (Sprunggelenk).

Taktik
Darmstadt stand erwartet tief und überließ den Dortmunder Ball und zwei Drittel des Spielfelds. Die beiden defensiven Viererketten standen tief und eng, wobei die Mittelfeldreihe etwas breiter gestaffelt war als der Abwehrverbund. Rausch ließ sich mit zunehmender Spielzeit immer häufiger in die letzte Kette fallen, so dass es eine Fünferkette wurde. Dem 4-4-2 der Lilien, die ausschließlich auf Konter und Standards setzten, stand ein 4-1-4-1 / 4-3-3 der Schwarzgelben gegenüber, die immer dann gefährlich wurden, wenn es schnell und präzise nach vorne ging, wie mehrfach in den ersten 20 Minuten. Dann wirkten die Südhessen kurzzeitig desorientiert. Weiteres taktisches Mittel der Darmstädter: Sie spielten schon früh auf Zeit.

Spielverlauf und Analyse
Fünf Mal war der BVB in dieser Saison bisher zunächst mit 0:1 in Rückstand geraten, gegen Darmstadt kam im 13. Pflichtspiel Nummer sechs hinzu. Nach einer guten Viertelstunde nutzten die Gäste die erste echte Chance zum ersten Tor. Gündogan hatte sich vor dem gegnerischen 16er einen Fehlpass erlaubt, und die extrem defensiv eingestellten „Lilien“ danach blitzschnell auf Offensive umgeschaltet. Rausch bediente Gondorf auf der linken Seite, der 27-Jährige flankte butterweich in die Mitte auf den auf Höhe des Elfmeterpunktes wartenden Heller - 1:0 (17.). Der Mittelfeldspieler erzielte mit seinem humorlosen Volleyschuss sein drittes Saisontor.

9:2 Torschüsse zur Pause, aber kein Treffer

„Wir wollen Dortmund ein bisschen ärgern, hinten so lange wie möglich die Null halten. Wir fahren nicht dorthin, um Trikots zu tauschen oder im Fan-Shop Bettwäsche zu kaufen“, hatte Darmstadts Trainer Dirk Schuster vor der Partie erklärt. Seine Elf setzte dieses Vorhaben in den ersten 45 Minuten nahezu perfekt um. Schwarzgelb erspielte sich zwar ein deutlich sichtbares Übergewicht, kam zur Pause auf 9:2 Torschüsse, 77 Prozent Ballbesitz und bei einer nahezu ausgeglichenen Zweikampfbilanz (49:51 Prozent) auf eine Passquote von 83 Prozent, bei den Toren stand jedoch die Null.

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Sandro Wagner hält in dieser Szene Ilkay Gündogan und erhielt dafür die Gelbe Karte.

Im Angriff fehlte die letzte Konsequenz, zudem bekamen die Gäste - wenn es brenzlig wurde - immer noch einen Fuß oder ein anderes Körperteil dazwischen. So zum Beispiel bei Aubameyangs Pass auf Reus (11.), als Caldirola zur Ecke klärte, die aber Schiedsrichter Robert Hartmann leider nicht gab. Gleiches galt in der Nachspielzeit der ersten Hälfte, als nach Schmelzers Schrägschuss Junior Diaz den Ball vor Sokratis am Fünfmeterraum wegschlug. Pech hatte der BVB zudem, dass Mkhitaryan knapp vorbeizielte (8.) und dass das Leder Aubameyang in der 20. Minute nur ans Knie und von dort ins Aus sprang. Reus hatte die Vorarbeit geleistet.

Nach dem Seitenwechsel traten die „Lilien“ noch defensiver auf - mit Sechserkette und drei Defensiven davor (Rosenthal, Niemeyer, Gondorf). Die Folge: wieder Schwerstarbeit für die Borussia. Es dauerte allein bis zur 60. Minute bis der BVB den ersten Torschuss abgab: Mathenia im Tor der Gäste faustete Mkhitaryans Schuss jedoch weg. Zu diesem Zeitpunkt war Reus schon gar nicht mehr auf dem Feld: Januzaj war für ihn in die Partie gekommen (59.).

Aubameyang schnürt einen Doppelpack

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Aubameyang erzielte gegen Darmstadt seine Saisontore Nummer acht und neun.

Kurz nach Mkhitaryans Chance erlöste Aubameyang Schwarzgelb mit dem Ausgleich: Kagawa spielte einen Diagonalpass auf Ginter, und der Außenverteidiger leitete direkt in die Mitte weiter zum Gabuner - 1:1 (63.). Das achte Saisontor des Stürmers, die sechste Vorlage von „Matze“ Ginter. Und Aubameyang hatte noch nicht genug: Nach Vorarbeit von Gündogan und Januzaj war er im Strafraum halbrechts auf einmal völlig frei und schoss aus elf Metern an Mathenia vorbei zum 2:1 ein (73.).

Die Führung gegen Darmstadt hätte in der Folge höher ausfallen können. Doch Schiedsrichter Hartmann pfiff zu Unrecht in der 69. Minute keinen Elfmeter für Schwarzgelb (Mathenia an Sokratis), zudem verpasste „Auba“ nach Flanke von Mkhitaryan das 3:1.

Stattdessen folgte kurz vor Ende der regulären Spielzeit der Schock für den BVB: Nach einer Freistoßflanke wurde Jungwirth zwar abgeblockt, den Abpraller verwertete Sulu aber aus elf Metern zum glücklichen Ausgleich.

Ausblick
Am Donnerstag tritt der BVB bei PAOK Saloniki am zweiten Spieltag der UEFA Europa League an, Anstoß ist um 21.05 Uhr. Drei Tage späte geht die Reise nach München: Beim FC Bayern kommt es dann um 17.30 Uhr zur „Wiesn Zeit“ zum Top-Spiel der Bundesliga. In der Allianz-Arena blieb die Borussia in den letzten sieben Pflichtspielen fünf Mal ungeschlagen (vier Siege).

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