Als Oliver Kirch am 31. August seinen Wechsel zum SC Paderborn bekanntgab, bedankte sich der 33 Jahre alte Allrounder für „drei unfassbar schöne Jahre mit vielen Höhepunkten“. Morgen gibt es ein Wiedersehen, wenn auch nicht auf dem Rasen. Wegen eines Faserrisses ist Oliver Kirch zum Zuschauen verurteilt.

Kirch – seit Kindertagen glühender BVB-Fan – war im Sommer 2012 vom 1. FC Kaiserlautern zum BVB gewechselt und absolvierte für die Borussia unter anderem 24 Bundesliga-Spiele (ein Tor/ zwei Vorlagen) und sechs Begegnungen in der UEFA Champions League. Unvergessen: sein starker Auftritt im Viertelfinal-Rückspiel der Königsklasse gegen den späteren Champion Real Madrid im Frühjahr 2014 (2:0).

Beim Abschied formulierte der 33-Jährige Worte, die nicht selbstverständlich sind. Die aber ehrlich und voller Überzeugung ausgesprochen waren: „Ich möchte mich ganz herzlich bei allen Verantwortlichen, Fans, Mitarbeitern und vor allem bei der Mannschaft bedanken. Ich hatte in Dortmund drei unfassbar schöne Jahre mit vielen Höhepunkten und einigen Niederlagen. Die 30 Pflichtspiele, die ich beim BVB gemacht habe, würde ich für nichts in der Welt gegen 100 Pflichtspiele bei einem anderen Klub eintauschen wollen.“

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Du hast Dich mit bemerkenswerten Worten vom BVB verabschiedet: Keine Enttäuschung, sondern Dankbarkeit, obwohl Du nur in einer kurzen Phase erste Wahl warst...
Keine Frage, dass ich gerne geblieben wäre. Aber die Situation ließ mir keine andere Wahl. Das ändert aber nichts daran, dass ich diese drei Jahre für immer in Erinnerung behalten werde, weil ich beim BVB die absoluten Highlights meiner Karriere erlebt habe. Darauf bin ich stolz, und ich bin dankbar, dass mir dies vergönnt war.

Um zwei dieser Highlights zu nennen: Du hast im Pokalfinale 2014 gespielt und warst einer der überragenden Akteure beim 2:0 gegen Real Madrid...
Ich habe mich am Anfang schwer damit getan, dass mich die Leute immer nur mit dem Madrid-Spiel in Verbindung gebracht haben, denn es gab ja auch andere Spiele, die nicht schlecht waren. Im Nachhinein bin ich jedoch froh, dass sich mein Name an jenem Abend in die Köpfe eingebrannt hat.

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Wird die Rückkehr in den Signal Iduna Park eine außergewöhnlich emotionale Angelegenheit?
Davon gehe ich mal stark aus. Ich freue mich sehr auf die Partie, auch wenn sie für Verein und Mannschaft eher eine Art „Bonusspiel“ ist, weil die Liga extrem im Vordergrund steht. Ich bin der Meinung, dass wir bezogen auf die Einzelspieler eine tolle Mannschaft haben, aber es noch nicht konstant genug gemeinsam auf dem Platz beweisen konnten. Es zeigt sich, dass in dieser Zweitligasaison vornehmlich Teams oben stehen, die seit Jahren eingespielt sind. Wenn es mal „Klick“ gemacht hat, werden auch wir ins Rollen kommen.

Wie hat sich das eine Jahr Bundesliga für die Stadt Paderborn und Verein ausgewirkt?
Extrem gut, denke ich. Der Aufstieg 2014 kam aus heiterem Himmel, und niemand hat damit gerechnet, dass Paderborn überhaupt Punkte holt in der Liga. Ich glaube, dass sich bei vielen im Hinterkopf festgesetzt hat, dass es ein toll geführter Verein ist, der sich kontinuierlich nach oben gearbeitet hat.

Dem krassesten Außenseiter aller Zeiten folgte im SV Darmstadt 98 ein noch krasserer Außenseiter, dem es aber gelungen ist, einen Punkt aus dem Signal Iduna Park zu entführen. Ist diese Partie eine Blaupause für das Pokalspiel?
Genauso wie Darmstadt glauben wir nicht, dass wir uns individuell mit dem BVB messen können. Aus den vorhandenen Möglichkeiten haben die Darmstädter das Optimum herausgeholt.

Wird sich Stefan Effenberg bei Dir nach den Stärken und Schwächen Deiner ehemaligen Mitspieler erkundigen?
Das weiß ich nicht. Jeder Trainer kennt den BVB, und für Sky hat er die Mannschaft ja auch häufig genug beobachtet.

Wie aktiv sind die Kontakte nach Dortmund geblieben?
Ich lebe noch in der Stadt und fühle mich mit den Menschen, dem Verein und meinen Kollegen nach wie vor eng verbunden. Da sind Freundschaften entstanden, die durch einen Wechsel nicht wegzuwischen sind. Ich war in den letzten Wochen häufiger mal am Trainingsgelände, und es fühlt sich immer noch normal an.

Wie beurteilst Du die Leistungen der Borussia in dieser Saison?
Mich hat der Start nicht überrascht, sondern erfreut. Die Voraussetzungen sind ja vorhanden, nicht nur einen guten Start zu schaffen, sondern es bis zum Ende der Saison durchzuziehen. Die Niederlage bei den Bayern darf man nicht zu hoch hängen. Alle anderen Mannschaften sind für den BVB schlagbar.
Interview: Boris Rupert