Im 49. Jahr spielt Borussia Dortmund in der Fußball-Bundesliga. Und nur ein Mal, in der Meister-Saison 2010/2011, fiel die Ausbeute nach zwölf Spieltagen mit 31 Punkten noch opulenter als heute mit 29 Zählern. In zwölf der 21 Spielzeiten seit Einführung der Drei-Punkte-Regel hätte diese Bilanz für die Tabellenführung gereicht.

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Borussia Dortmund ist nach einem Drittel der Saison Tabellenzweiter – der zweitbeste Zweite aller Zeiten (2001 hatte Leverkusen 30 Punkte). Der Vorsprung auf die aktuellen Champions-League-Teilnehmer VfL Wolfsburg, Borussia Mönchengladbach und Bayer Leverkusen beträgt acht, zehn und zwölf Punkte; der große Rivale aus dem Revier, der FC Schalke 04, ist momentan auf nullneun Zähler Abstand distanziert. „Ein dickes Kompliment an meine Mannschaft“, sprach Thomas Tuchel nach dem 3:2 im 147. Revierderby aus – und meinte da die 94 spannenden Minuten im Besonderen und den imponierenden Saisonverlauf im Allgemeinen.

Das Derby war das 22. Pflichtspiel in dieser Saison, die siebte Partie binnen drei Wochen. Es war der 18. Sieg bei nur drei Unentschieden und einer Niederlage. Eine Wahnsinns-Bilanz. Wettbewerbsübergreifend war Borussia Dortmund nie erfolgreicher!

Und doch hing der Erfolg bei aller Überlegenheit (14:9 Torschüsse, 59% Ballbesitz) am Ende am seidenen Faden. Weil das Derby seine eigenen Gesetze hat – mehr als jedes andere Spiel. Auch nicht zu vergleichen mit einem Pokalspiel.

Und so kommt es zu einem Spielverlauf und zu Toren, die nicht vorhersehbar sind...

1:0 ... Shinji Kagawa trifft gegen keinen anderen Klub so häufig wie gegen Schalke. Heute sogar mit dem Kopf. Sein 29. Bundesligator war erst sein zweites mit dem Kopf (zuvor 2012 gegen Leverkusen). „Ich bin von mir selbst überrascht, denn ich habe sicherlich nicht damit gerechnet, dass ich ein Tor mit dem Kopf erziele.“

2:1 ... Nach zuvor 57 erfolglosen Versuchen führt erstmals in dieser Saison ein Eckball zum Torerfolg. Matthias Ginter trifft per Kopf nach Henrikh Mkhitaryans Hereingabe. Zuletzt hatte es am 32. Spieltag der Vorsaison ein Tor nach einer Ecke gegeben (damals Mkhitaryan auf Neven Subotic zum 2:0 gegen Berlin). „Man geht selten mit der Zielsetzung in ein Spiel, Tore zu schießen oder vorzubereiten“, sagte Ginter. Bis zum elften Spieltag hatte Schalke erst zwei Kopfballgegentore in 990 Minuten kassiert – jetzt kamen zwei weitere in 90 Minuten hinzu.

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1:1 / 3:2 ... In zuvor neun Derbys trifft Klaas-Jan Huntelar „nur“ zwei Mal – heute hält er das Derby mit zwei Treffern bis zum Schluss offen. „Mit dem 2:3 der Schalker war es auf einmal ein anderes Spiel“, so Tuchel, „In der vierminütigen Nachspielzeit haben wir keine Chance des Gegners mehr zugelassen. Es war eine sehr gute Erfahrung, zumal am Ende ja alles gut gegangen ist.“

Borussia Dortmund gewinnt hochverdient das 147. Derby mit 3:2, spielt die zweitbeste Bundesliga-Saison aller Zeiten – und ist der zweitbeste Zweite aller Zeiten...
Boris Rupert