Borussia Dortmund hat nach wie vor alle Chancen auf den Einzug ins Halbfinale der UEFA Europa League: Im Hinspiel gegen den FC Liverpool kam der BVB allerdings zu Hause nur zu einem 1:1 (0:1).

Vor 65.848 Zuschauern im ausverkauften Stadion an der Strobelallee war Schwarzgelb zwar in der ersten Hälfte überlegen, richtig zwingend war es jedoch nicht, was die Elf von Thomas Tuchel anbot. Liverpool hingegen präsentierte sich effizient und traf in der 37. Minute durch Divock Origi zur überraschenden Führung. Nach dem Wechsel schaltete der BVB ein paar Gänge höher und belohnte sich mit dem Ausgleich per Kopf durch Mats Hummels (48.).

Es berichtet Felix Ulrich

Ausgangslage:
Dortmund gegen Liverpool: Es war die Neuauflage des Endspiels von 1966 – und die Rückkehr von Jürgen Klopp zu seiner großen Liebe BVB. Der ehemalige Borussen-Coach kam diesmal jedoch als Gegner. „Die Freundschaft zu Jürgen liegt bis nach dem Rückspiel auf Eis“, erklärte BVB-Boss Hans-Joachim Watzke. Mit Blick auf die Statistik trafen Borussia Dortmund und der FC Liverpool in einem UEFA-Wettbewerb erst zum dritten Mal aufeinander. 1966 gewann der BVB durch ein 2:1 nach Verlängerung den Europapokal der Pokalsieger, 2001 hatte der LFC in der Gruppenphase der UEFA Champions League (0:0 und 2:0) das bessere Ende für sich.

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Pierre-Emerick Aubameyang hatte in der ersten Halbzeit zwei Tormöglichkeiten.

Personalien:
Im Vergleich zum 3:2-Erfolg in der Bundesliga gegen Werder Bremen nahm Thomas Tuchel zwei Veränderungen vor: Weidenfeller ersetzte wie in der UEFA Europa League üblich Bürki im Tor. Zudem kehrte Hummels statt Ginter in die Abwehr zurück. Gündogan fehlte nach wie vor aufgrund einer Fußprellung.

Bei den Gästen vertraute Coach Jürgen Klopp im Angriff dem Belgier Origi. Sturridge, der zuletzt in der Premier League gegen Tottenham (1:1) in der Startelf stand, saß genauso auf der Bank wie der ehemalige Hoffenheimer Roberto Firmino. Weitere Änderungen in der Anfangsformation gab es nicht.

Taktik:
Der BVB begegnete Liverpools 4-3-2-1 mit einer 4-2-3-1-Grundordnung. Bei Dortmunder Ballbesitz rückte Schmelzer aus der Viererabwehrkette ins Mittelfeld vor und schaffte so eine numerische Überlegenheit. Die Gäste hielten mit hoher Laufbereitschaft dagegen, versuchten früh zu stören und den Spielaufbau der Borussia zu unterbinden. Milner, der Durm ordentlich beschäftigte, übte über die linke Angriffsseite zudem Druck aus.

Spielverlauf und Analyse:
Eine Viertelstunde war Abtasten angesagt: Beide Teams waren darauf bedacht, defensiv gut zu stehen und gingen nur ein überschaubares Risiko in der Offensive ein. Die Rollenverteilung war schon zu diesem Zeitpunkt aber mehr als klar. Der BVB war die spielbestimmende Mannschaft, verbuchte mehr Ballbesitz (58% zur Pause), während Liverpool zwar früh attackierte, aber insgesamt nur auf Konter aus war.

Erste Chance durch Mkhitaryan

In Minute 17 folgte die erste dicke Chance für Schwarzgelb: Weigl setzte Schmelzer mit einem hohen Zuspiel schön in Szene. Der Linksfuß legte im Strafraum zurück zu Mkhitaryan, dessen Abschluss aus acht Metern Sakho aber noch mit dem rechten Fuß blocken konnte.

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Glanztat: Roman Weidenfeller bewahrte den BVB kurz vor der Pause gegen Origi vor dem 0:2.

Wenig später hatten die Engländer nach einem Freistoß die erste Möglichkeit, Lovrens Kopfball hatte Weidenfeller im Nachfassen (21.), musste danach aber kurz an der Lippe behandelt werden, da Lovren etwas unüberlegt im Fünfer den Dortmunder Keeper attackierte.

Der BVB war auch in der Folge tonangebend (12:6 Torschüsse nach 45 Minuten), der letzte Pass sollte jedoch nicht gelingen. Aubameyang – zunächst mit einem Freistoß (30.), dann per Linksschuss aus halbrechter Position im Strafraum (35.) – hatte den ersten Treffer des Abends auf dem Fuß, stattdessen nutzten der FCL die zweite Möglichkeit zur etwas überraschenden Führung: Milner blieb im Zweikampf mit Hummels Sieger, verlängerte einen langen Ball per Kopf zu Origi. Der Belgier ließ Piszczek stehen und schoss gegen Weidenfellers Laufrichtung – 1:0 (37.).

Weidenfeller rettet gegen Origi

Acht Minuten passierte nach dem Rückstand nichts. Die Borussia wirkte ein wenig aus dem Konzept gebracht, der Gegentreffer hatte Wirkung gezeigt. Die Nachspielzeit hatte es dann aber wieder in sich. Mkhitaryan spielte in die Gasse zu Aubameyang, Lovren blockte den Schuss des Gabuners allerdings zur Ecke (45.+3). Direkt im Anschluss kam Reus aus spitzem Winkel am linken Pfosten zum Abschluss, Liverpools Schlussmann Mignolet klärte zur erneuten Ecke (45.+4).

Der Ausgleich lag in der Luft, in der Nachspielzeit der Nachspielzeit (45.+5) hätte Origi allerdings beinahe das 2:0 erzielt: Weidenfeller parierte jedoch glänzend. Vorausgegangen war allerdings ein klares Foulspiel an Durm, weswegen das spanische Gespann um Schiedsrichter Carlos Velasco Carballo mit Pfiffen in die Kabine begleitet wurde.

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Geht doch! Schwarzgelber Jubel nach dem hochverdienten Ausgleich kurz nach der Pause.

Nach der Pause reagierte Thomas Tuchel: Für Durm kam Sahin. Der Türke übernahm den Spielaufbau im Zentrum, die offensive Dreierreihe bildeten fortan Reus, Mkhitaryan und Castro. Auch die Gäste wechselten: Allen kam für Henderson. Und nach der Pause reagierte auch die Borussia. Auf einmal wirkte sie zumindest kurzzeitig giftiger, willensstärker, zielstrebiger. Nach Castros Pass wurde Reus'-Schuss zur Ecke abgewehrt. Und nach dem fünften ruhenden Ball (kurz ausgeführt, Flanke Mkhitaryan) köpfte Hummels zum verdienten 1:1 (48.).

Der Ausgleich gab kurioserweise dem BVB keine Sicherheit, Liverpool hätte in der 51. Minute eigentlich das 2:1 erzielen müssen, Weidenfeller klärte aber zwei, drei Mal in höchster Not. Eine Glanztat lieferte er vor allem gegen Coutinhos Knaller aus 13 Metern ab, den er mit einer sehenswerten Flugparade und der rechten Hand abwehrte. Weidenfeller hielt den BVB im Spiel!

Echte Torchancen waren selten

Danach übernahm Schwarzgelb wieder das Kommando, wirkte aber nach der Dreifach-Chance der Gäste beeindruckt, die Präzision in der Offensive fehlte ohnehin weiterhin. Viele Szenen spielten sich im Mittelfeld ab, echte Torchancen waren selten. Eine davon vergab Reus, dessen Freistoß Mignolet sicher parierte (59.).

In der Schlussphase Doppelwechel bei der Borussia: Pulisic und Sokratis kamen für Bender und Aubameyang (77.). Der BVB wirkte bemüht, rannte an, wollte den Sieg, der letzte Tick fehlte gegen eine starke Gäste-Mannschaft jedoch. Castro (80.) hatte immerhin noch eine „halbe Chance“, am Ende blieb es bei einem gerechten Unentschieden.

Ausblick:
Es geht Schlag auf Schlag weiter: Nach dem Topspiel gegen Liverpool tritt der BVB in der Bundesliga am Sonntag (15.30 Uhr) zum Revierderby beim FC Schalke 04 an. In einer Woche geht es zum Rückspiel in der UEFA Europa League an die Anfield Road.

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