Jawoll! Borussia Dortmund ist zum sechsten Mal – und im dritten Jahr hintereinander – in das DFB-Pokalendspiel im Berliner Olympiastadion eingezogen: Bei Hertha BSC gewann der BVB nach einem sehr souveränen Auftritt mit 3:0 (1:0).

Vor 76.233 Zuschauern hatte Gonzalo Castro Schwarzgelb in der 21. Minute mit einem sehenswerten Schuss ins rechte Toreck in Führung gebracht. In der zweiten Hälfte sorgte Marco Reus nach einem Konter (Herthas Brooks war ausgerutscht) mit dem 2:0 (75.) für die Entscheidung. Den Schlusspunkt setzte Henrikh Mkhitaryan (83.).

Es berichtet Felix Ulrich

Ausgangslage
Auf der einen Seite war eine euphorisierte Berliner Elf, die zuletzt vor 35 Jahren in einem DFB-Pokal-Halbfinale stand, sich mit Macht den Traum vom Finale im eigenen Stadion erfüllen wollte und dabei auf gut 60.000 Fans im Rücken zählen konnte. Auf der anderen Seite stand eine Borussia aus Dortmund, die nach dem Aus in der UEFA Europa League unbedingt den letzten Schritt vollziehen wollte, um ins Pokalendspiel zu gelangen. In der Bundesliga hatte der BVB in der Saison 2015/16 das Heimspiel 3:1 gewonnen, auswärts ein 0:0 geholt. Mit Blick auf die Pflichtspiele nach der Länderspielpause erklärte Thomas Tuchel: „Wir müssen eine deutliche Schippe drauflegen, um bei der Hertha zu bestehen.“

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Gonzalo Castro erzielte seinen dritten Treffer im laufenden DFB-Pokalwettbewerb.

Personalien
BVB-Coach Thomas Tuchel hatte beim 3:0 in der Bundesliga gegen den Hamburger SV einigen Stammspielern eine Pause gegönnt. Insofern war es nicht verwunderlich, dass es zum Pokalspiel in Berlin fünf Änderungen in der Startelf gab. Schmelzer, Piszczek, Weigl, Reus und Mkhitaryan kehrten in die Anfangsformation zurück. Sie ersetzten Passlack, Ginter (nicht im Kader), Sahin, Gündogan und Pulisic (alle drei Bank). Verletzungsbedingt nicht dabei war Aubameyang (Knochenabsplitterung).

Taktik
Bei gegnerischem Ballbesitz trat der BVB im 4-2-3-1 an. Wenn es in den Angriff ging, löste sich Schmelzer auf der linken Seite aus der Viererkette und unterstützte Reus, Kagawa und Mkhitaryan. Die Borussia dann also in einem 3-2-4-1. Hertha BSC favorisierte ebenfalls ein 4-2-3-1, interpretierte das System aber deutlich, deutlich defensiver. Wenn Schwarzgelb das Leder hatte, war es eher ein 4-4-1-1, weil sich Haraguchi und Kalou nach hinten orientierten. Wenn Schmelzer auf Links durchbrach, dann spielte Hertha defensiv phasenweise sogar mit einer Fünferkette.

Spielverlauf und Analyse
73 Prozent Ballbesitz, eine Passquote von 91 Prozent, 10:1 Torschüsse und 3:1 Ecken – dominanter hätte Borussia Dortmund in den ersten 45 Minuten in Berlin nicht auftreten können. Der BVB übernahm von Beginn an im Stile einer Heimmannschaft die Initiative, ließ den Ball geduldig in den eigenen Reihen zirkulieren und wartete auf die Lücke in der engmaschig gestrickten Herthaner Abwehr.

Castro sehenswert in den rechten Winkel

Nach einer relativ ruhigen Anfangsphase, schlug Schwarzgelb in der 21. Minute zu: Mkhitaryan hatte Kagawa auf dem rechten Flügel bedient, der Japaner legte zurück zu Reus, dessen Schuss geblockt werden konnte. Das Leder gelangte jedoch direkt vor die Füße von Castro, der ins rechte Toreck zum 1:0 traf. Für den 28-Jährigen, der 09 Minuten zuvor noch an der Schläfe getackert werden musste, war es sein dritter Treffer im vierten Pokalspiel für den BVB.

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Schwarzgelber Jubel in der 21. Minute: Castro hatte sehenswert in den rechten Winkel zum 1:0 getroffen.

Die gut 60.000 Hertha Fans, die vor der Partie noch eine tolle Choreo abgeliefert hatten, wirkten genauso geschockt wie die eigenen Mannschaft. Die „alte Dame“ blieb defensiv zwar konzentriert, wagte in der Offensive aber viel zu wenig. Es spielte weiter nur der BVB, der aber weiter geduldig blieb, nicht unnötig ins Risiko ging und kurz vor der Pause trotzdem beinahe mit einem zweiten Treffer belohnt worden wäre. Nachdem Reus (25.) einen Hochkaräter vergeben hatte, wurde Schmelzers Schuss von Stark gerade noch geblockt (41.), und in derselben Minute setzte ich auch Hummels mit etwas Glück gegen drei Gegenspieler durch, ehe Brooks zur Ecke klärte. Reus' Versuch aus 23 Metern parierte wiederum Keeper Jarstein (43.).

Und dann kam sie doch noch, die erste Chance für Hertha BSC: Weiser legte den Ball in die Mitte zu Hegeler, dessen Schuss aber direkt in den Armen von Bürki landete (45.+1).

Hertha BSC stört etwas früher

Nach dem Seitenwechsel änderte sich so gut wie nichts: Die Gastgeber störten den BVB etwas früher im Spielaufbau, wirklich gefordert war die Tuchel-Elf dadurch aber nicht. Der hohe Ballbesitz blieb, allerdings kamen die Schwarzgelben deutlich weniger zum Abschluss. Nach 20 Minuten in der zweiten Hälfte waren gerade einmal drei Torschüsse dazugekommen. Eine echte Chance war nicht dabei.

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Marco Reus traf in Berlin zum 2:0.

Für den Dortmunder Weckruf sorgte dann Hertha BSC: Als Kalou nach einer Kopfballverlängerung knapp verzog, aber auch knapp im abseits stand, schaltete der BVB einen Gang höher. Ramos (68.) und Mkhitaryan (69.) scheiterten jedoch an Jarstein.

Die Entscheidung fiel dann gut eine Viertelstunde vor dem Ende. Nach einer Weiser-Flanke vergab zunächst Kalou mit einem Flugkopfball, der nur weniger Zentimeter neben das Tor ging (74.). Fast im direkten Gegenzug erzielte Reus das erlösende 2:0 (75.): Herthas Brooks war ausgerutscht und hatte den Konter über Kagawa und eben Reus erst ermöglicht.

Gündogan an den Pfosten

Direkt nach dem Treffer wechselte Thomas Tuchel das erste Mal: Gündogan kam für Castro in die Partie – und führte sich gleich mit einem Pfostenschuss (78.) aus ca. 23 Metern gut ein. Den Schlusspunkt setzte allerdings ein anderer: Mkhitaryan traf freistehend nach Vorarbeit von Reus zum 3:0 (83.). Der erneute Final-Einzug des BVB war perfekt.

Ausblick
Und weiter geht's: Der BVB reist am Samstag zum Bundesliga-Spiel nach Stuttgart (15.30 Uhr). Zum nächsten Heimspiel empfängt Schwarzgelb am 30. April den VfL Wolfsburg im SIGNAL IDUNA PARK. Im DFB-Pokal geht es am 21. Mai weiter, dann folgt das Endspiel gegen den FC Bayern.

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