BVB-Trainer Thomas Tuchel fiel bei der Pressekonferenz nach dem Sieg in der UEFA Champions League in Lissabon ein Stein vom Herzen: „Es ist nicht auszudenken, wenn wir heute das späte Tor bekommen hätten.“ Die Borussia fuhr jedoch einen glücklichen, aber verdienten 2:1-Erfolg ein. Thomas Tuchel über…

… die Partie in Lissabon: „Was wir klar festhalten können, ist, dass wir spätestens ab dem Gegentor unglaublich für dieses Ergebnis gefightet haben, dass wir in Kauf genommen haben, unter Druck zu kommen. Wir haben teilweise sehr gelitten, mussten viel füreinander arbeiten. Aber wir haben in jeder Phase auch darum gefightet, wieder in Ballbesitz zu bekommen, das Spiel zu beruhigen. Da war eine unglaubliche Energie und Bereitschaft zu spüren, dass Ganze als Team durchzuziehen und als Team um diesen Sieg zu kämpfen. In gewissen Phasen war es glücklich, aber am Ende auch verdient.“

… die möglicherweise weitere Ausfälle: „Marc Bartra und Matthias Ginter sind mit Kreislaufproblemen ausgewechselt worden. Felix Passlack hat 90 Minuten in einer unglaublichen Art und Weise gegen Gelson Martins verteidigt und wurde von Krämpfen geplagt. Er braucht jetzt Elektrolyte bis Ingolstadt.“

… die Ausgangslage in der Gruppe F: „Es ist erst Halbzeit in diesem direkten Vergleich. Wir erwarten das beste Sporting beim Rückspiel in Dortmund. Wir erlauben uns, heute sehr glücklich zu sein, diesen Sieg auch zu genießen und zu feiern – in Anerkennung dessen, was unsere jungen Spieler leisten und wir von ihnen auch verlangen. Wir wissen, wie schwer das Rückspiel wird. Wir wollen den direkten Vergleich aber unbedingt gewinnen, dafür brauchen wir in zwei Wochen eine absolute Topleistung.“

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Einer der Dortmunder Matchwinner: Julian Weigl.

… das möglicherweise (un)gerechte Endergebnis: „Es ist sehr schwierig im Fußball, das Ergebnis als einen Maßstab für Gerechtigkeit herzunehmen, wenn Spiele so eng sind wie heute. Es sind so viele Kleinigkeiten, die Spiele in die eine oder andere Richtung lenken können. Es gehört so viel Glück oder Pech dazu, ein verdientes Ergebnis zu bekommen. Für uns fühlt es sich so an, dass wir das Ergebnis verdient haben, weil wir alles investiert haben, was für uns möglich war. Wir fühlen uns nicht als unverdienter Sieger, aber wir erkennen an, dass auch dieses Spiel in mehreren Phasen einen anderen Ausgang hätte nehmen können.“

… die Entwicklung von Raphaël Guerreiro: „Seine Entwicklung ist nicht hoch genug einzuschätzen. Es ist herausragend, es ist großes Privileg, eine große Ehre, diesen Spieler zu trainieren. Er hat eine ganz tolle Persönlichkeit. Er ist ein außergewöhnliches Talent. Ein Topspieler. Er löst für uns Probleme auf dem Feld. Er macht alle Spieler um ihn herum besser. Deshalb spielt er eine zentrale Rolle. Er kann so viele Positionen spielen, aber in den letzten Spielen war er in der zentralen Mittelfeldposition extrem wertvoll für uns.“

… die unterschiedlichen Halbzeiten: „Champions League in Sporting ist hohe Qualität. Der Fakt, dass die erste Halbzeit so war, wie sie war, ist umso höher einzuschätzen, wenn man sieht, zu was Sporting in der Lage ist. Wenn Du 2:0 führst, nimmt Sporting noch mal mehr Risiko. Sporting hat viel technische Qualität, es ist dann wahnsinnig schwer, alles entsprechend zu verteidigen. Ich fand, dass wir in der ersten Viertelstunde in der zweiten Halbzeit damit die größten Probleme hatten. Als wir die überstanden hatten, kamen wir zurück. In den Phasen, in denen wir dominant gewesen sind, hatten wir aber immer wieder Leichtsinnsfehler, leichte Ballverluste und daraus große Chancen zugelassen. Nach dem Gegentor waren wir sicher auch ein Stück weit beeindruckt. Wenn man sieht, mit wie vielen unerfahrenen und ganz jungen Spielern wir gespielt haben, dann bleibt Dir nur die Möglichkeit, sich dagegenzustemmen. Es war eine tolle Leistung. Ich bin angesichts der Umstände diesmal sehr nachsichtig, was die Phase betrifft, in der wir großem Druck ausgesetzt gewesen sind.“

…die positiven Folgen, die das Zustandekommen des Ergebnisses, auf die Mannschaft haben kann: „Es ist nicht auszudenken, wenn wir heute das späte Tor bekommen hätten. Das Stadion wäre wahrscheinlich noch mal komplett ausgerastet, Sporting hätte gefeiert und wir hätten erschöpft am Boden gelegen und hätten uns gefühlt, als hätten wir verloren. Ich kann versichern: Alle spüren wirklich, was sie heute als Mannschaft läuferisch investiert haben. Das Gefühl, erschöpft ins Bett zu gehen und am nächsten Morgen mit dem Wissen aufzuwachen, drei Punkte geholt zu haben, kann man durch nichts ersetzen. Wenn am Ende noch ein Missgeschick passiert, können sie das auch nicht durch warme Worte wiederherstellen. Es ist gut, dass wir das Ergebnis festgehalten haben.“ (fu)

BVB total!-Video: Die komplette Pressekonferenz mit Thomas Tuchel