Vier Spiele ist Borussia Dortmund inzwischen in der Bundesliga ohne Sieg. Der Rückstand auf Tabellenführer Bayern München ist auf acht Punkte angewachsen. Trotzdem gilt es nach dem 0:0 im Revierderby das Positive mitzunehmen.

Wenn man auf die Punkteausbeute im zurückliegenden Oktober schaut, ist das sicherlich nicht einfach. Nach dem Sieg gegen Freiburg vor gut vier Wochen stand der BVB mit zwölf Punkten noch auf Rang zwei. Vier Liga-Spiele später sind es nur drei Zähler mehr. Sollte der 1. FC Köln im Sonntagsspiel gegen Hamburg gewinnen, steht in der Tabelle Platz sechs zu Buche. Von einer Krise kann trotzdem nicht die Rede sein. „Wir sind in keiner Krise“, betonte zum Beispiel Roman Bürki nach dem Schalke-Spiel. „Unsere Mannschaft ist jung, wir haben viele verletzte Spieler“, sah er die Gründe, für den Durchhänger der letzten Wochen.

„Müssen weiter an uns arbeiten“

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Mit dieser Einschätzung liegt er nicht falsch. Bis zu zehn Leistungsträger haben den Schwarzgelben in den letzten Wochen gefehlt. Das Lazarett lichtet sich nur langsam. Mit Gonzalo Castro, Marcel Schmelzer, Sven Bender, Marco Reus, Neven Subotic und Erik Durm waren auch am Samstag noch immer sechs Akteure nicht dabei. Dazu kommen zum Beispiel ein Weltmeister wie Andre Schürrle und ein Europameister wie Raphael Guerreiro, bei denen es nach ihren Blessuren nur für Kurzeinsätze reichte, oder ein nach dem Pokalspiel angeschlagener Pierre-Emerick Aubameyang, der über 90 Minuten auf die Zähne beißen musste.

Wahrlich nicht die besten Voraussetzungen, um in der Bundesliga die Gegner reihenweise an die Wand zu spielen oder in einem Revierderby gegen den hochmotivierten Erzrivalen zu bestehen, auch wenn „unser Anspruch immer ein Sieg ist“, wie Bürki zu Protokoll gab. Es sind die jungen, die hochbegabten Spieler, die im Moment die Kohlen aus dem Feuer holen müssen. Dass das nicht in jedem Spiel gelingen kann, ist nur logisch, und kann der jungen Garde um Felix Passlack, Christian Pulisic oder Ousman Dembélé nicht zum Vorwurf gemacht werden. „Gegen Schalke fehlte die Aggressivität vor dem Tor“, sagte der junge Franzose. Er selbst hatte die wohl größte Chance der Borussia vergeben, als er die Kugel aus kurzer Distanz an die Latte beförderte – ein wahrlich nicht einfach zu verarbeitender Ball. „Wir müssen weiterhin an uns arbeiten“, so Dembélé.

„Werden gestärkt daraus hervorgehen“

Mit dieser Einschätzung lag er auf einer Wellenlänge mit seinem Kollegen Bürki und auch mit Matthias Ginter. „Wir müssen uns wieder auf unsere Tugenden und die einfachen Dinge konzentrieren“, meinte der Abwehrspieler, der der derzeitigen Situation sogar Positives abgewinnen konnte: „Klar hinken wir in der Liga leider etwas hinterher, aber ich denke, das ist für unsere junge Mannschaft gar nicht schlecht, durch solche Phasen zu gehen. Wir werden gestärkt daraus hervorgehen.“

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Positive Dinge gilt es auch aus dem Spiel gegen Schalke zu ziehen. „Wir haben zu Null gespielt. Das müssen wir mitnehmen“, sagte Roman Bürki zum Beispiel. „In der zweiten Halbzeit haben wir es viel besser gemacht, die Positionen besser besetzt, konnten dadurch das Tempo erhöhen, hatten hinten kaum noch Fehler in unserem Spiel“, analysierte Thomas Tuchel. „Mit der Leistung in der zweiten Halbzeit bin ich sehr zufrieden.“

Bald wieder aus dem Vollen schöpfen

Dies gilt es in die nächsten Aufgaben mitzunehmen. Am Mittwoch gegen Lissabon in der UEFA Champions League und am nächsten Samstag gegen den Hamburger SV. Beides durchaus knifflige Spiele: „Gegen Lissabon wird es nicht einfach, das hat man im Hinspiel gesehen“, so Ginter. „Aber wir haben unsere Qualitäten da auch schon gezeigt. Deshalb bin ich zuversichtlich.“ Auch Hamburg dürfte nach dem verpatzten Saisonbeginn hochmotiviert in das Spiel gegen den BVB gehen.

Nach diesen beiden Spielen steht die nächste Länderspielpause auf dem Programm. Zeit, um Verletzungen und Blessuren endgültig auszukurieren. „Ich hoffe, dass einige von unseren Verletzten bald wieder fit sind. Dann können wir wieder aus dem Vollen schöpfen“, so Roman Bürki. Wozu Borussia Dortmund in der Lage ist, wenn ein Großteil der Spieler fit und in Form ist, konnte man schließlich schon zu Saisonbeginn erkennen…
Dennis-Julian Gottschlich