Sie stehen für gehobene Fußball-Kunst und zählen zu den Hoffnungsträgern am Mittwochabend (20.45 Uhr) im Champions-League-Spiel gegen Sporting Lissabon: Gonzalo Castro und Raphael Guerreiro. Zwar ließ Thomas Tuchel offen, ob er beide Rückkehrer von Beginn an bringen wird, doch der Trainer weiß, dass er dem Team mit ihnen Qualität zuführen kann. Von Beginn an – oder von der Bank.

Im Derby gegen Schalke 04 wurde Gonzalo Castro schmerzlich vermisst. Der Mittelfeldakteur hatte sich Anfang Oktober, im Spiel in Leverkusen, eine Verletzung an den Adduktoren zugezogen, am 22. Oktober in Ingolstadt sein Comeback gegeben und vier Tage später, im Pokalspiel gegen Union Berlin, über 120 Minuten marschieren müssen. Folge waren muskuläre Beschwerden und ein Tribünenplatz im Derby.

„Ich habe heute beschwerdefrei trainiert und könnte auflaufen“, berichtete der 29-Jährige. Auch Raphael Guerreiro steht für einen Einsatz bereit. Am Samstag hatte er in den 20 letzten Minuten des Derbys eingreifen können. „Er findet immer Lösungen, auch unter Druck“, schwärmt Thomas Tuchel: „Wenn du nicht weißt, wohin mit dem Ball, dann spiel ihn zu Raphael, denn bei ihm ist er sicher. Er ist ein wunderbarer Teamplayer, er hat immer ein Lächeln im Gesicht. Wir sind glücklich, dass er bei uns ist.“

„..die bei den entscheidenden Sachen ihre Füße drin haben“

Guerreiros Wert spiegelt sich ebenso wie Castros in Zahlen wider. Drei Tore und fünf Vorlagen stehen für den Portugiesen wettbewerbsübergreifend zu Buche; beim Deutsch-Spanier sind es ebenfalls drei Tore und sogar sechs Torvorlagen. „Mit ihm könnte sich Dortmund wieder aus dem kreativen Loch stemmen, das in der Bundesliga zuletzt gegen Bayer Leverkusen (0:2), Hertha BSC Berlin (1:1) und Schalke (0:0) zu einer spürbaren Unwucht in der Offensive führte“, schrieb der kicker jüngst über Castro. Tuchel bestätigt diese Einschätzung: „Ein wesentlicher Faktor ist, dass mit Guerreiro und Castro unsere Top-Vorbereiter verletzt fehlten. Es sind die Spieler, die bei den entscheidenden Sachen ihre Füße mit drin haben. Sie haben die Qualität, ihre Mitspieler in Szene zu setzen.“

Zu diesem wertvollen Kreativ-Duo gesellt sich noch ein Stürmer: André Schürrle. Der Torschütze zum 2:2 gegen Real Madrid hat seine Innenbanddehnung im Knie, erlitten am 2. Spieltag in Leipzig, nun vollständig auskuriert, wie er versicherte. Auch Schürrle kam gegen Schalke rein (für elf Minuten) – und brachte viel Schwung ins Spiel.

Doch alle drei wird Tuchel wohl nicht von Beginn an aufstellen. „Wenn wir könnten, würden wir das tun“, sagt der Trainer, „und sie brennen auch darauf zu helfen. Aber fit zu sein fürs Comeback ist das eine, die Wettkampfhärte das andere. Dem müssen wir Rechnung tragen. Wenn es sich verhindern lässt, ist es nicht so wahrscheinlich, dass alle drei von Beginn an spielen, weil wir nicht nur am Anfang, sondern auch am Ende eine komplette Mannschaft auf dem Feld haben wollen. Wenn drei Spieler in der 70. Minute die Hand heben, haben wir keine Möglichkeiten mehr, aus taktischen Gründen zu wechseln oder auf eine Verletzung zu reagieren. Wir müssen den Spagat schaffen zwischen Leute reinwerfen und zu überpacen.“
Boris Rupert

BVB total!-Video: Die komplette Pressekonferenz mit Gonzalo Castro und Thomas Tuchel