Es gibt diese Spiele, die kein BVB-Fan vergessen wird. Meist sind es die großen Finals, die Relegationsduelle oder die legendären Derbys, die aufgrund ihrer Dramatik oder ihres Nervenkitzels für immer im Gedächtnis bleiben. Manchmal sind es aber auch die einfachen Bundesliga-Spiele. So wie das gegen den Hamburger SV am Samstag, das Pierre-Emerick Aubameyang zu einem ganz besonderen Spiel machte.

Strahlend wie ein Honigkuchenpferd saß der Gabuner nach der Partie in der Kabine des Volksparkstadions im Kreise seiner Kollegen Ousmane Dembélé, Adrian Ramos und Emre Mor. In seinen Händen der Spielball. Den nimmt er immer für seinen Sohn Curtys mit, wenn er drei Tore in einem Spiel erzielt hat. Gegen den HSV waren es sogar deren vier. „Das ist mir noch nie gelungen“, gab Aubameyang nach dem Spiel zu Protokoll. Es war ein besonderes, ein fast magisches Spiel für den 27-Jährigen. Nicht nur wegen seiner vier Tore, darunter ein lupenreiner Hattrick.

In einer Reihe mit Zorc und Lewandowski

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Schließlich war es eine nervenaufreibende Woche für den Stürmer, der durch seine Tore in Hamburg nun gemeinsam mit Kölns Modeste an der Spitze der Torjägerliste steht. Kurz vor dem Spiel gegen Lissabon in der UEFA Champions League unter der Woche hatte ihn Trainer Thomas Tuchel aus dem Kader gestrichen. Eine Disziplinarmaßnahme, die für einigen medialen Wirbel sorgte. Nachdem sich Aubameyang schon vorher persönlich bei Trainer und Mannschaft entschuldigt hatte, zahlte er am Samstag auf dem Platz zurück. Thomas Tuchel dankte es ihm: „Vier Tore – das sprengt jede Erwartungshaltung. Auch die, die man zu einem Topstürmer hat. Es war und ist völlig klar, dass wir keines unserer Ziele ohne Auba erreichen können.“

Der Coach hatte wohl schon so etwas geahnt, seinen Stürmer regelrecht angestachelt. Als der nämlich nach dem frühen 1:0 zu ihm an die Seitenlinie läuft, ihm – wohl auch zur Entschuldigung – in die Arme springt, flüstert Tuchel seinem Schützling ins Ohr, er solle doch bitte noch zwei Tore mehr schießen. Am Ende setzte er sogar drei oben drauf. Aubameyang reiht sich damit in die illustre Reihe der „Viererpacker“ des BVB ein. Zuletzt war dies Robert Lewandowski in einem dieser anderen, legendären Duelle gelungen, die man als BVB-Anhänger nie vergessen wird. Im Champions-League-Halbfinale 2013 gegen Real Madrid. Auch der heutige Sportdirektor Michael Zorc vollbrachte dieses Kunststück einmal – vor mehr als 28 Jahren, im Mai 1988, gegen Bayer 05 Uerdingen.

Das wird ein großartiges Spiel

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„Das eine oder andere Tor wurde unter Mithilfe der HSV-Abwehr gemacht“, meinte Zorc nach dem Spiel. Trotzdem müsse man die Dinger dann auch erstmal im Netz unterbringen. Pierre-Emerick Aubameyang tat genau das, hatte Momente nach dem vierten Tor, sogar das Fünfte auf dem Fuß, bereitete zudem den letzten Treffer von Ousmane Dembélé vor. Ein Spiel, von dem jeder Stürmer in seiner Karriere einmal träumt – und das Borussia Dortmund aus der Bundesliga-Ergebniskrise der letzten Wochen hievte. Nach über 40 Tagen ohne Sieg in der Liga konnte endlich wieder ein Dreier eingefahren werden, der Kontakt zur Tabellenspitze besteht vor der Länderspielpause wieder. Zusätzlich überwand man den „Angstgegner“ Hamburger SV, bei dem man in den letzten zehn Jahren nur ein einziges Mal gewonnen hatte – damals übrigens auch mit fünf Toren. Großkreutz und je zweimal Blaszczykowski und Lewandowski hatten im Januar 2012 an der Alster getroffen.

Mit eben jenem Robert Lewandowski dürfen sich Aubameyang & Co. dann auch als nächstes messen. Nach der Länderspielpause kommt es in zwei Wochen zum Duell mit dem Polen und seinem FC Bayern. Ein Spiel, das aufgrund seiner Brisanz seit Jahren die Massen elektrisiert. Und auch wenn die Münchener derzeit in der Tabelle sechs Punkte enteilt sind, sie scheinen durchaus verwundbar, wie die TSG Hoffenheim beim 1:1 am Samstag gezeigt hat. „Das wird ein großartiges Spiel werden gegen die Bayern. Mit einem Sieg haben wir die Chance, die Meisterschaft wieder spannend zu machen“, freute sich Aubameyang auf das Spiel. „Wir müssen bereit sein.“
Dennis-Julian Gottschlich

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