Borussia Dortmund hat nach den Siegen gegen Bayern München (1:0) und Legia Warschau (8:4) einen erneuten Rückschlag hinnehmen müssen. Am 12. Spieltag der Fußball-Bundesliga unterlag der BVB bei Eintracht Frankfurt trotz überlegen geführter 90 Minuten mit 1:2 (0:0).

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Mario Götze

Aus Frankfurt berichtet Boris Rupert

Vor 51.500 Zuschauern in der ausverkauften Commerzbank-Arena war die Eintracht fast ausschließlich auf Torsicherung bedacht, ließ im ersten Durchgang nur zwei Chancen für Schürrle (17.) sowie Aubameyang (29.) zu und ging 20 Sekunden nach dem Seitenwechsel durch Huszti in Führung. Aubameyang traf zwar in der 77. Minute zum 1:1 und weckte Hoffnung auf mehr, doch praktisch im Gegenzug schoss Seferoric die Eintracht wieder in Führung. Dembélé traf in der Nachspielzeit die Latte.

Ausgangslage: 
Siebter gegen Dritter. Zwei Mannschaften mit jeweils 21 Punkten, nur durch die Tordifferenz getrennt und jeweils seit fünf Runden ungeschlagen, trafen am 12. Spieltag aufeinander. Borussia feierte gegen keinen anderen Klub so viele Erfolge (41), konnte von den letzten sechs Gastspielen am Main jedoch nur eins gewinnen. Die Hessen waren im eigenen Stadion saisonübergreifend seit sieben Heimspielen ungeschlagen. BVB-Chef Hans-Joachim Watzke hatte vor dem Partie gefordert, den am letzten Samstag errungenen Sieg gegen Bayern München in Frankfurt „zu vergolden“.

Personalien: 
Niemand mehr verletzt, aber noch nicht alle hundertprozentig fit. So saß Reus nach seinem 90-Minuten Einsatz gegen Warschau (3 Tore, 2 Vorlagen) zunächst auf der Bank. Insgesamt nahm Trainer Thomas Tuchel gegenüber der Champions-League-Gala am Dienstag acht Veränderungen vor. Lediglich Weidenfeller, Ginter und Castro blieben in der Startelf. Bei der Eintracht standen elf Namen auf der Ausfallliste, darunter Anderson, Mascarell, Russ und Stendera.

Taktik: 
Borussia agierte mit drei Spitzen und erspielte sich in einer 4-3-3-Grundordnung ein deutliches Übergewicht. Weigl operierte als alleiniger Sechser vor der Viererkette. Götze (links) und Castro (rechts) besetzten die Halbpositionen hinter Ramos, Aubameyang und Schürrle. Frankfurt agierte in einer 4-4-1-1-Grundordnung mit zwei Viererketten, die Schwarzgelb kaum Räume zum Kombinationsspiel gestatteten. Bei Ballbesitz der Hessen löste sich Gacinovic häufig links aus der Mittelfeldreihe und orientierte sich nach vorn zu Meier. Fabián agierte meist zwischen Mittelfeld und Angriff.

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Luftkampf: Lukasz Piszczek und Mijat Gacinovic

Spielverlauf & Analyse:
Das Geschehen spielte sich im ersten Durchgang überwiegend in der Frankfurter Hälfte ab (Ballbesitz 64% BVB, 7:3 Torschüsse). Nach zarten Tor-Annäherungen durch Schürrle (16., abgeblockt zur Ecke / 14. in die Arme des Torwarts) kam der BVB in der 17. Minute zur ersten dicken Chance, erneut durch Schürrle, der nach Aubameyangs Zuspiel halbrechts im Strafraum zum Abschluss kam, aber an Hradecky scheiterte. Ein fulminanter Aubameyang-Freistoß aus gut 20 Metern Entfernung landete zwei Minuten später ebenfalls in den Armen des Frankfurter Schlussmanns. Dann die 29. Minute: Nach Kopfballvorlage von Ramos überspielte Aubameyang seinen Gegenspieler, schoss aus halbrechter Position aber knapp am linken Pfosten vorbei. Und die Eintracht? Sie wurde erstmals in der 36. Minute gefährlich, doch Weidenfeller war bei Husztis 18-Meter-Knaller auf dem Posten.

Zu Beginn der zweiten Hälfte wurden die Schwarzgelben eiskalt erwischt: Chandler hatte nach dem Anstoß auf der rechten Seite plötzlich viel Platz, legte zurück Richtung Elfmeterpunkt, und von hinten kam Huszti im Vollsprint und donnerte den Ball unhaltbar für Weidenfeller zum 1:0 ins Netz. Genau 20 Sekunden waren absolviert.

Ein Kopfball des in dieser Szene von Abraham hart bearbeiteten Ramos, der knapp rechts am Tor vorbei ging, war in der 58. Minute die erste Offensivszene der Borussen, bei denen der Gegentreffer Wirkung erzielt hatte, in Durchgang zwei – und zugleich die letzte Aktion von Ramos, der ebenso wie Schürrle und Weigl runter musste. Reus, Dembélé und Rode kamen neu ins Spiel.

Aubameyang mit dem Ausgleich, Seferovic mit der Antwort

Und plötzlich war Schwung im Spiel! Der von Reus eingesetzte Aubameyang drang von rechts in den Strafraum ein, setzte sich gegen zwei Frankfurter durch, kam aber nicht an Hradecky vorbei (64.). Drei Minuten später stürmte Dembélé über den rechten Flügel, doch Hradecky war zur Stelle, bevor Reus an den Ball herankommen konnte. In der 76. Minute hätte Seferovic bei einem der wenigen Frankfurter Konter das 2:0 besorgen können, aber er setzte das Zuspiel von Chandler knapp am Tor vorbei. Die Hessen waren mit ihren Enflastungsangriffen immer gefährlich.

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Borussia drückte auf den Ausgleich und wurde im Gegenzug belohnt: Dembélé setzte sich gegen Oczipka durch, flankte vors Tor und Aubameyang machte das 1:1 (77.)! Doch der Jubel war noch nicht verhallt bei den 5.500 BVB-Fans, als sich ihre Mannschaft im Aufbau einen Fehlpass leistete, Huszti legte auf für Seferovic, und der traf mit einem platzierten Linksschuss von der 16-Meter-Linie zur neuerlichen Führung (79.).

Dembélé in der Nachspielzeit an die Latte

Borussia warf in der Schlussphase alles nach vorne. Der von Sokratis eingesetzte Dembélé traf in der zweiten Minute der Nachspielzeit die Querlatte, zwei Minuten später wollten die Borussen einen Elfmeter, nachdem Aubameyang zu Fall gekommen war, doch den gab’s zurecht nicht – stattdessen den Schlusspfiff, der die dritte Auswärtsniederlage der Saison bedeutete.

Ausblick: 
Für die Nationalspieler steht die erste nicht-englische Woche seit Ende August auf dem Plan. Erst am kommenden Samstag (3. Dezember) wird wieder gespielt: Dann empfängt der BVB im Signal Iduna Park die Borussia aus Mönchengladbach (15.30 Uhr).

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