Borussia Dortmund hat den siebten Sieg im deutschen Supercup verpasst: Im Elfmeterschießen musste sich der Pokalsieger dem Deutschen Meister Bayern München mit 6:7 geschlagen geben. Nach 90 Minuten und zweimaliger BVB-Führung durch Pulisic und Aubameyang hatte es 2:2 gestanden.

Aus dem Signal Iduna Park berichtet Boris Rupert

81.360 Zuschauer im ausverkauften Signal Iduna Park sahen einen BVB, der gut begann und durch Pulisic früh in Führung ging (12.), dann aber den Faden verlor gegen immer stärker werdende Bayern, die zwischenzeitlich mehr hätten erreichen können als nur das 1:1 durch Lewandowski (18.). Die Borussen zeigten großen Willen, kämpften sich zurück in die Partie, belohnten sich in der 71. Minute mit dem 2:1 durch Aubameyang, mussten aber nach Kimmichs kuriosem Ausgleichstreffer kurz vor Schluss (88.) ins Elfmeterschießen. Bürki parierte gegen Kimmich und brachte den BVB zunächst auf die Siegerstraße, doch dann scheiterten Rode und Bartra an Ulreich.

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Ausgangslage: 
Deutscher Pokalsieger gegen Deutscher Meister. Bereits zum siebten Mal spielten Borussia Dortmund und Bayern München im direkten Aufeinandertreffen um den Supercup, seit 2012 mit einer Unterbrechung (2015) in jedem Jahr. Vier der bisher sechs Duelle entschied der BVB für sich (1989, 2008, 2013, 2014). Beide Klubs gewannen die Trophäe bisher je sechs Mal.

Personalien: 
Die Liste der fehlenden Stars war lang – auf beiden Seiten: Beim BVB fehlten Götze (Rückenbeschwerden und individuelle Belastungssteuerung nach fünf Monaten Pause), Reus (Kreuzband-Teilriss), Schmelzer (Außenband-Teilriss), Guerreiro (gebrochener Fuß), Weigl (Aufbautraining nach Sprunggelenkfraktur), Schürrle, Durm (beide muskuläre Probleme) und Mor (erkrankt). Die Bayern waren ohne Neuer, Robben, James, Alaba, Boateng, Bernat und Thiago angereist. Beide Trainer vermissten also jeweils mindestens sechs Stammelf-Kandidaten.

Taktik: 
Borussia agierte in einer 4-3-3-Grundordnung mit Sahin vor der Abwehr. Dahoud (rechts) und Castro besetzten davor die Halbpositionen. Auf einer Höhe mit Aubameyang komplettierten die Außen Dembélé (rechts) und Pulisic den dreiköpfigen Angriff. Auch gegen den Ball blieb diese Grundordnung in etwa erhalten. Die Münchner verteidigten im 4-4-2 (vorne mit Müller und Lewandowski) und ließen wenig Raum zwischen den beiden Viererketten. Bei Ballbesitz wurde daraus ein 4-3-2-1 mit einem recht zentral agierenden Müller und einem weit aufrückenden Rechtsverteidiger Kimmich.

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Spielverlauf & Analyse:
Sahin, der sein 250. Pflichtspiel im schwarzgelben Dress bestritt, gab nach zwei Minuten den ersten Warnschuss ab, der zur Ecke abgeblockt wurde. Zwar hatten die Bayern durch Lewandowski, der aus 13 Metern halbrechter Position verzog (11.), die erste gute Torchance in dieser Partie, doch die Anfangsviertelstunde ging recht klar an den BVB: Pulisic jagte Martinez die Kugel ab, lief allein aufs Tor zu und versenkte sie flach rechts unten zum frühen 1:0 in der zwölften Minute.

Die Bayern versuchten, schnell in die Spitze zu spielen, vor allem über die rechte Seite, immer hart an oder hinter der Abseitslinie. Beim 1:1 versicherte sich Schiedsrichter Zwayer bei seinem Video-Assistenten Stieler, dass Kimmich bei Rudys langem Diagonalball nicht im Abseits gestanden habe. Lewandowski war der Torschütze aus kurzer Distanz.

Die Borussen verloren ihre Souveränität, hatten große Probleme und große Lücken in der Defensive, vor allem auf der linken Seite. Müller scheiterte aus fünf Metern an Bürki (31.), kurz darauf mit dem Kopf am Pfosten (35.), und auch bei Tolissos Kopfball fehlte nicht viel (39.). Der BVB kam bis zur Pause nur noch zu einer guten Chance, die aber hatte es in sich: Zwar verpasste Dahoud in der 24. Minute nach einem Dribbling zunächst den Abschluss und wurde dann geblockt, doch der Ball blieb heiß. Castro brachte Dembélés Hereingabe mit der Hacke aufs Tor – Ulreich parierte.

Borussia nach einer Stunde wieder im Spiel

Borussia Dortmund kam mit Rode für Dahoud aus der Kabine, präsentierte sich zu Beginn des zweiten Durchgangs defensiv wieder stabiler und beschäftigte den Meister ab Minute 60 auch wieder mit Angriffsaktionen: Castro verpasste Dembélés Flanke haarscharf (63.). Nach einem abgefangenen Konter (Lewandowski) schaltete Rode blitzschnell um, bediente Dembélé, der perfekt weiterleitete auf den klar nicht aus dem Abseits startenden Aubameyang: Der Torschützenkönig der vergangenen Saison lupfte den Ball anschließend sehenswert über Ulreich zum 2:1 ins lange Eck (71.).

Zweieinhalb Minuten fehlten bis zum Sieg: Nach einem Zweikampf zwischen Passlack und Kimmich gab es Freistoß für die Bayern. Süle köpfte zunächst an der Latte, dann kam der Ball über Umwege zu Kimmich, der Piszczek anschoss, und von dessen Körper prallte er zum 2:2 über die Linie (88.).

Ausblick: 
Jene Borussen, die im Supercup nicht zum Einsatz gekommen sind, bestreiten morgen (Sonntag, 17 Uhr) ein Testspiel bei Rot-Weiß Erfurt und erhalten dort Spielpraxis. Es folgt kommende Woche Samstag die erste Runde im DFB-Pokal beim FC Rielasingen-Arlen.

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