Borussia Dortmund musste am 2. Spieltag der UEFA Champions League die zweite Niederlage hinnehmen. Der Deutsche Pokalsieger unterlag dem spanischen Meister und Titelverteidiger in der Königsklasse, Real Madrid, mit 1:3 (0:1).

Es berichtet Boris Rupert

65.848 Zuschauer sahen ein hochklassiges Spiel, in dem Real Madrid zunächst durch Tore von Bale (18.) und Ronaldo (50.) mit 2:0 in Führung ging. Doch Borussia war immer präsent und spätestens nach Aubameyangs Anschlusstreffer in der 54. Minute voll drin in dieser Partie, kassierte dann aber in der 79. Minute ein Kontertor durch Ronaldo zum 1:3.

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Ausgangslage: 
Bei keinem anderen Verein waren die Madrilenen in der UEFA Champions League so häufig zu Gast, ohne je gewonnen zu haben (drei Niederlagen, drei Remis). Auch ihre letzte Niederlage in einem Gruppenspiel kassierten sie bei Borussia Dortmund: am 24. Oktober 2012 mit 1:2. Seitdem gab es 21 Siege und sieben Unentschieden für Real in Gruppenspielen.

Personalien:  
Keine Überraschungen in den Startformationen. Real wieder mit Kroos (aber weiterhin ohne Benzema, Marcelo, Theo und Kovacic), Borussia mit drei Änderungen gegenüber dem 6:1 gegen Gladbach: Sahin, Castro und Yarmolenko begannen anstelle von Weigl, Dahoud und Pulisic (aber weiterhin ohne Schmelzer, Reus, Guerreiro, Schürrle, Rode und Durm).

Taktik:  
Es war die spannendste Frage vor diesem Abend: Würde Borussias offensive Herangehensweise mit Gegenpressing tief in der Hälfte des Gegners auch gegen einen so erfahrenen, individuell herausragend besetzten Gegner funktionieren? Sahin agierte nicht so hoch wie gewöhnlich, sondern nur wenige Meter vor der Viererkette. Gegen den Ball formierte sich Schwarzgelb in einem 4-1-4-1 (nur Aubameyang vorn), schaltete dann bei Ballbesitz um in eine 4-3-3-Grundordnung. Real verteidigte im 4-3-3 mit einem Spieler (meist Isco) in zentraler Position, jedoch tiefer stehend als die Außenstürmer, und schob bei Ballbesitz – ebenso wie der BVB – die Außenverteidiger hoch ins Mittelfeld.

Spielverlauf & Analyse:
Real brach in der Anfangsphase zweimal brandgefährlich über die linke Dortmunder Abwehrseite durch: In der zehnten Minute parierte Bürki gegen den allein auf ihn zulaufenden Carvajal, nur 60 Sekunden später war es Piszczek, der im allerletzten Moment am Fünfmetereck vor dem einschussbereiten Bale klärte, der nach Ronaldos Hereingabe das leere Tor schon vor sich hatte.

Auch wenn Madrid die ersten beiden Chancen hatte, ging die Anfangsphase eigentlich an einen stark und flüssig aufspielenden BVB, dem in der 14. Minute ein Handelfmeter hätte zugesprochen werden müssen! Castro hatte einen tollen Pass auf Yarmolenko gespielt. Dessen Flanke von der rechten Seite geriet zwar zu hoch für Aubameyang, doch ganz links nahm Philipp Maß. Auf der Torlinie klärte Ramos eindeutig mit der Hand. Doch der nur wenige Zentimeter neben ihm postierte Torrichter wollte nichts gesehen haben, und so entschied Schiedsrichter Kuipers nach der Befragung seines Assistenten auf Eckball. Es war sicherlich keine „Absicht“ von Ramos, den Ball mit der Hand zu stoppen, aber er hatte die Hand „unnatürlich“ weit oben, und sie verhinderte ein Tor!

Statt Elfmeter BVB das 1:0 für Real Madrid

Statt Elfmeter und möglichem 1:0 hieß es nur vier Minuten später 0:1 nach einem Traumtor durch Bale, der Carjavals Hereingabe aus dem rechten Halbfeld technisch perfekt volley mit dem linken Fuß in den rechten Winkel jagte (18.).

Der Signal Iduna Park war von der ersten Minute an ein Hexenkessel. Unentwegt feuerten die Fans ihre Mannschaft an, die den Titelverteidiger eindrucksvoll bespielte und in der 38. Minute durch Piszczek eine Lücke fand: Aubameyang traf aber nur den Außenpfosten. Allerdings stand der Gabuner auch knapp im Abseits; gezählt hätte der Treffer nicht. Mit 53 Prozent Ballbesitz und 7:8 Torschüssen ging es in die Halbzeitpause. Ganz auszuschalten war Madrids Offensive nicht, aber mit Ausnahme jener Phase zwischen der zehnten und 18. Minute sowie Ronaldos Schuss unmittelbar vor der Pause, der knapp vorbeiging (45.), war sie gut kontrolliert.

Direkt nach der Pause fast der Ausgleich

Durchgang zwei begann mit einer großen Möglichkeit für Dortmund. Götze fand Yarmolenko rechts Strafraum, der halbrechts am Fünfer in den Ball hechtete und diesen zu Aubameyang köpfen wollte. Doch Varane klärte im allerletzten Moment zur Ecke (46.). Stattdessen erhöhte Real auf 0:2. Bale flankte von links nach innen, und Ronaldo traf auch in seinem vierten Spiel für Real hier in Dortmund (50.).

Doch Borussia gab sich nicht auf. Philipp setzte Castro auf dem linken Flügel ein, und dessen Flanke verwandelte Aubameyang per Kopf zum 1:2 (54.). Der Signal Iduna Park bebte, und er war nur wenig später kurz vor der Explosion, doch Yarmolenko verpasste Toljans Hereingabe (56.).

Erst Ronaldo, dann Aubameyang – alles wieder offen

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Und es ging weiter: Yarmolenko spielte Castro frei, der hatte nur noch Navas vor sich, verlor aber rechts im Sechzehner den Ball (62.). Dann war Götze durch, doch hier brachte Reals Deckung auf Höhe des Elfmeterpunkts noch ein Bein dazwischen (65.). Kurz darauf spitzelte Aubameyang die Kugel haarscharf links vorbei (67.). Was für eine Stimmung, was für ein tolles, temporeiches Spiel!

Mit den Einwechselungen Weigl für Sahin und Dahoud für Toljan nach 60 Minuten hatte Bosz umgestellt auf eine Dreierkette. Mit Mut und Tempo drängten die Schwarzgelben auf den Ausgleich. Real wackelte, war bei Kontern aber nie ungefährlich: Bürki parierte gegen Isco (75.).

In der 79. Minute dann aber die Entscheidung: Nach Modric’ Pass war Ronaldo rechts durchgebrochen und überwand Bürki mit einem knallharten Schuss ins lange Eck.

Schade, Borussia! Ein Punkt wäre verdient gewesen!

Ausblick: 
Mit dem Bundesliga-Auswärtsspiel am Samstag (15.30 Uhr) beim FC Augsburg endet für Borussia Dortmund ein Marathon mit sieben Spielen in 22 Tagen. In der UEFA Champions League treten die Schwarzgelben das nächste Mal am 17. Oktober bei APOEL Nikosia an.

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