Borussia Dortmund hat das 71. DFB-Pokalfinale gegen den FC Bayern München mit 0:2 (0:0) nach Verlängerung verloren. Über 30.000 BVB-Fans im Olympiastadion sahen eine packende und intensive Begegnung zwischen dem Deutschen Meister und dem Vizemeister, die die Bayern spät durch Tore von Robben (107.) und Müller (120.+3.) für sich entscheiden konnten. Dennoch verließen die Schwarzgelben das Stadion erhobenen Hauptes, denn der BVB hat eine klasse Partie abgeliefert, die eines Pokalfinals absolut würdig war.  Borussia beendet den DFB-Pokal zum dritten Mal in der Vereinsgeschichte (nach 1963 und 2008) als Zweiter.

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Lahm, der sich im weiteren Spielverlauf verletzte, im Zweikampf mit Jojic.

Aus Berlin berichtet Dennis-Julian Gottschlich

76.197 Zuschauer im ausverkauften Berliner Olympiastadion sorgten für Gänsehaut-Atmosphäre und sahen in der ersten Halbzeit ein umkämpftes Spiel, in dem der BVB zu Beginn Probleme hatte, sich auf das Spielsystem der Bayern einzustellen, nach einer guten Viertelstunde aber besser in die Begegnung fand. Müller verzeichnete bereits nach vier Minuten die große Chance, die Weidenfeller glänzend vereiteln konnte. Es ging torlos in die Pause, und auch in der zweiten Hälfte erlebten die Zuschauer ein unglaublich intensives Spiel. Hummels erzielte die vermeintliche Führung für den BVB, die der Unparteiische jedoch verwehrte (64.). Weidenfeller reagierte auf der anderen Seite gegen Müller und Robben klasse. Ins Tor wollte der Ball aber nicht, und so ging es in die Verlängerung, in der Robben (107.) und Müller (120.+3.) die Entscheidung herbeiführten.

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Ausgangslage
Es war das Finale, auf das (fast) ganz Deutschland gewartet hatte. Die beiden besten deutschen Mannschaften der vergangenen vier Jahre traten in Berlin gegeneinander an. Es war das dritte Jahr in Folge, in dem beide Teams in einem großen Endspiel aufeinandertrafen (nach dem Pokalfinale 2012 und dem Champions-League-Finale 2013), und das dritte Mal, dass beide Mannschaften gegeneinander in der Schlussrunde um den DFB-Vereinspokal kämpften. Der BVB hatte 2012 mit 5:2 gewonnen und sich das Double gekrallt, die Bayern gewannen 2008 mit 2:1 nach Verlängerung. Weltweit wurde das Spiel in 189 Länder - so viele wie nie zuvor - übertragen.

Personalien
Jürgen Klopp veränderte seine Aufstellung im Vergleich zum Spiel gegen Hertha BSC vorige Woche auf einer Position: Sokratis kam für Friedrich in der Innenverteidigung in die Startelf. Neben den weiter verletzten Bender, Blaszczykowski, Gündogan und Subotic (die aber trotzdem alle mit nach Berlin gefahren waren) musste der Coach auch auf Langerak (Kreuzband-Dehnung) verzichten, für ihn saß Alomerovic als zweiter Torhüter auf der Bank. Bayern-Trainer Pep Guardiola fehlten Starke, Thiago, Schweinsteiger und auch Alaba verletzt, außerdem wurde Stürmer Mandzukic nicht für den Kader berücksichtigt. Ribery saß zu Spielbeginn nur auf der Bank.

Taktik
Die Westfalen agierten in der erprobten 4-2-3-1-Grundordnung, dem Pep Guardiola ein eher unorthodoxes 3-4-3-System entgegenstellte. Martinez spielte zentral in der Abwehr, rückte aber immer wieder ins defensive Mittelfeld vor - Rafinha wurde dann vom linken Mittelfeld in die Abwehr zurückgezogen. In der Offensive wechselten Müller, Götze und Robben immer wieder die Positionen des Spielmachers, der hängenden Spitze und des Stürmers. Der BVB stellte ab der 83. Minute, in der Aubameyang ins Spiel kam, in einem 4-3-3, in dem Lewandowski häufig über die linke Seite kam.

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Sokratis bringt Götze zu Fall.

Spielverlauf & Analyse
Die Anfangsphase dieses Pokalfinals gehörte dem FC Bayern, der bereits nach vier Minuten die erste hochkarätige Chance der Partie verbuchen konnte, als Müller von Robben auf der rechten Seite freigespielt wurde und frei vor dem BVB-Tor auftauchte. Doch Weidenfeller blieb im Eins gegen Eins mit Müller der Sieger, weil er lang genug stehen blieb und Müllers strammen Schuss in Manier von Borussen-Legende Stefan Klos mit dem Gesicht abwehrte. Kurz darauf kam Robben aus elf Metern halblinks zum Abschluss, aber auch hier blieb Weidenfeller der Sieger (6.).

Borussia Dortmund musste sich zu Beginn zunächst auf das ungewohnte System der Bayern, die in einer 3-4-3-Grundordnung agierten, einstellen, kam aber nach einer guten Viertelstunde besser in die Partie. Erst war es Lewandowski, der nach einem Konter den völlig alleingelassenen Reus am Elfmeterpunkt bedienen wollte – Dante ging im letzten Moment dazwischen (11.). Dann brachte Reus einen langen Freistoß in den Strafraum, den Großkreutz per Kopf zu Lewandowski in die Mitte legen wollte. Auch hier klärte ein Abwehrspieler der Münchener im letzten Moment (17.).

Es entwickelte sich ein umkämpftes Spiel, das auch von der Nervosität der beiden Mannschaften geprägt war, deren Pässe immer wieder in den Beinen des Gegners landeten. München behauptete zwar mehr Ballbesitz, konnte aber kein Kapital daraus schlagen, denn die Schwarzgelben machten die Räume eng und verteidigten klug. Der FCB kam erst kurz vor der Pause wieder gefährlich vor das Tor des BVB, doch Hojbjergs Schuss von der rechten Strafraumkante strich knapp am linken Pfosten vorbei (44.). Beinahe im direkten Gegenzug tauchte Lewandowski links im Strafraum der Bayern auf, spielte Boateng aus und kam zum Abschluss. Er geriet dabei jedoch leider in Rücklage, so dass sein Schuss über dem Tor landete (45.).

Auch in der zweiten Halbzeit fanden zunächst die Bayern besser ins Spiel und verzeichneten nach 56 Minuten die zweite wirklich große Gelegenheit dieser Partie. Der bereits in der ersten Hälfte für den angeschlagenen Lahm eingewechselte Ribery ging über die linke Seite steil und legte den Ball in die Mitte, wo Müller seinen Fuß an die Kugel bekam. Weidenfeller parierte abermals fantastisch.

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Hummels bringt den Ball im Tor unter - doch das Schiedsrichtergespann verwehrt den Treffer.

Kurz darauf kamen die Westfalen aber wieder besser ins Spiel. Reus zirkelte einen Freistoß aufs Tor, der von einem Kopf in der Mauer der Bayern auf die Latte sprang (61.). Nur drei Minuten später brachte der Dortmunder einen weiteren Freistoß lang in den Strafraum, den Lewandowski verlängerte und Hummels mit dem Kopf im Tor unterbrachte, ehe Dante hinter der Linie klären konnte. Alle Schwarzgelben im Stadion jubelten, doch das Schiedsrichtergespann hatte es anders gesehen und war der Meinung, Dante habe auf der Linie geklärt.

Beide Kontrahenten agierten nun mit offenem Visier. Kirch knallte einen wuchtigen Schuss aus 18 Metern aufs Tor, den Neuer in höchster Not klärte (72.). Robben versuchte es mit einem Drehschuss aus 17 Metern, aber Weidenfeller reagierte mit einem tollen Reflex (74.). Bis zur 90. Minute versuchten beide Mannschaften alles, schafften es aber nicht, den Ball im Tor unterzubringen. Es ging in die Verlängerung, in der Aubameyang bereits nach 50 Sekunden das 1:0 erzielen konnte, aber aus 16 Metern nur Millimeter am Tor vorbeizielte. Großkreutz versuchte es in der 105. Minute von der Strafraumkante, stellte Neuer aber nicht vor Probleme. Das tat dann Robben auf der anderen Seite, als er am linken Pfosten freistand und aus kurzer Distanz zum 1:0 für den FC Bayern traf (107.). Weidenfeller verhinderte kurze Zeit später abermals gegen Robben das 0:2 (113.). Reus zielte in der 121. Minute mit einem Dropkick aufs Münchner Tor, doch Boateng brachte ein Bein dazwischen, verhinderte das 1:1. Müller sorgte dann per Konter für den 0:2-Endstand.

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Ausblick
Mit dem Abpfiff im Berliner Olympiastadion ist für Borussia Dortmund die Spielzeit 2013/14 zu Ende gegangen. Für insgesamt acht Borussen geht es aber noch bei der Weltmeisterschaft in Brasilien weiter. Trainingsauftakt für die Saison 2014/15 ist am 5. Juli.

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