Es war eigentlich alles angerichtet: Hannover 96 hatte beim SC Paderborn mit 0:2 verloren und der FC Bayern „nur“ 0:0 in Hamburg gespielt. Der BVB hätte mit einem Sieg in Mainz erstmals seit fast einem Jahr wieder die Tabellenspitze in der Fußball-Bundesliga erklommen. Doch anstatt auf Platz eins rutscht die Borussia durch das 0:2 in der Coface Arena zurück auf Platz zehn.

Der vor wenigen Wochen vom BVB zu den 05ern ausgeliehene Jonas Hofmann hatte schon vor der Partie gewarnt und „Zieht euch warm an“ per SMS an Jürgen Klopp geschickt. Der FSV war tatsächlich der erwartete, unangenehm zu spielende Gegner. Das Team von Trainer Kasper Hjulmand überließ Schwarzgelb zwar den Ballbesitz (64:36 Prozent), machte – im Gegensatz zu Arsenal London am Dienstag – die Räume allerdings geschickt zu. „Unsere ganze Mannschaft hat sehr, sehr gut verteidigt – auch die tiefen Bälle“, lobte Hjulmand.

Der BVB war eine Stunde lang das bessere Team und vor allem zu Beginn klar überlegen. „Wir haben in den ersten 20, 30 Minuten gut gespielt, haben den Gegner früh attackiert, waren sehr lauffreudig, haben uns gute Chancen herausgespielt, hatten aber ein paar Abschlüsse zu wenig“, analysierte Erik Durm, während Christian Heidel, Manager der 05er, erkannte: „In der ersten Viertelstunde sind wir hinterhergelaufen wie die Hasen.“

Die Dortmunder Dominanz drückte sich auch in den Torchancen aus: Adrian Ramos hätte allein in Halbzeit eins zwei Treffer erzielen können, köpfte jedoch neben das Tor (14.) oder scheiterte am Außenpfosten (40.). Auch seine dritte Möglichkeit (53.) zählte zu den von Jürgen Klopp zitierten „vielen guten Momenten“ – allein sie brachten nichts ein.

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Roman Weidenfeller bedankt sich in Mainz nach dem Schlusspfiff bei den Fans.

„Adrian hätte normalerweise die eine oder andere Chance locker reinmachen können. Diesmal ist es ihm leider nicht gelungen“, sagte Klopp. Gleiches galt später auch für den eingewechselten Ciro Immobile, der zwar gegen Arsenal in der Champions League nach einem 60-Meter-Lauf traf, in Mainz jedoch per Strafstoß aus elf Metern an Loris Karius scheiterte (70.). Es wäre zumindest der 1:1-Ausgleich, vielleicht sogar noch die Wende gewesen, nachdem sich Schwarzgelb vier Minuten zuvor zum 0:1 durch Shinji Okazaki hatte auskontern lassen.

„Wenn wir den Elfmeter verwandelt hätten, weiß man nicht, wie das Spiel ausgegangen wäre. Die Schuld bei einem persönlich zu suchen, wäre aber Quatsch“, sagte Erik Durm. „Ich habe vor dem Spiel niemanden speziell für Elfmeter benannt. Ciro hat sich am besten gefühlt und verschossen, aber das war nicht das Problem“, erklärte Klopp. Der BVB-Coach ärgerte sich viel mehr über das Abwehrverhalten seiner Elf in der letzten halben Stunde: „Beim Gegentor zum 0:1 waren wir zu passiv in der Birne, da hätten wir viel aktiver sein müssen. Insgesamt haben wir Mainz zu schlecht verteidigt.“

Klopp: „Sind der verdiente Verlierer“

Sven Bender, der erstmals seit dem 22. Februar 2013 wieder von Beginn an in einem Bundesliga-Spiel auflief, sah den Grund für die Niederlage ebenfalls in der Szene zum 0:1, als sich am Ende einer Fehlerkette Sokratis hatte ausspielen lassen und Ginter zu spät gekommen war: Nach einer eigenen Standardsituation in so einen Konter zu laufen, darf uns nicht passieren. Da müssen wir konzentrierter sein. Das Gegentor hat den Spielverlauf auf den Kopf gestellt.“

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Aubameyang und Großkreutz nach dem Schlusspfiff: "Auba" hatte in der 54. Minute die Chance zur Führung.

Zu allem Überfluss kassierte der BVB am Ende sogar noch das vorentscheidende 0:2 (74.). Matthias Ginter, der das Leder vor dem einschussbereiten Jonas Hofmann klären wollte, lenkte die Hereingabe von Jairo ins eigene Tor. „Mainz hat leider in den richtigen Momenten die Tore gemacht“, erklärte der Unglücksschütze. Jürgen Klopp: „Dieses 0:1, der verschossene Elfmeter und ein Eigentor – es kam alles zusammen, deswegen sind wir der verdiente Verlierer.“

Mkhitaryan verletzt sich bei Pressschlag

Das Arsenal-Spiel und die damit erhöhte Belastung führten die Borussen in Mainz nicht als Grund für die Niederlage an. „Die englischen Wochen sind wir gewohnt“, sagte Matthias Ginter. „Läuferisch hatten wir auch in der zweiten Halbzeit noch genug Körner“, bestätigte Erik Durm, während Jürgen Klopp feststellte: „Die Ausrede Champions League haben wir noch nie gebraucht. Heute auch nicht.“ Allerdings: „Man kann ein Spiel nicht gewinnen, ohne dass man Schmerzen verspürt. Viele Spieler müssen noch lernen, mit der Belastung umzugehen.“

Zu allem Überfluss erreichte den BVB am Sonntag noch eine weitere schlechte Nachricht: Henrikh Mkhitaryan zog sich beim 0:2 in Mainz einen knöchernen Bandausriss in der rechten Fußwurzel zu und wird rund vier Wochen ausfallen. Die Verletzung hatte sich der Armenier in der 90. Minute zugezogen, als er bei einem Schussversuch in einen Pressschlag verwickelt wurde. Der Ball landete übrigens am Torpfosten... (fu)