Borussia Dortmund kommt in der Bundesliga einfach nicht richtig in Fahrt: Nach der Länderspielpause verlor der BVB beim 1. FC Köln völlig unnötig mit 1:2 (0:1) und rutscht in der Tabelle nach der fünften Saison-Niederlage auf Rang 14 ab.

Vor 50.000 Zuschauern im ausverkauften Rhein-Energie-Stadion hatte Kevin Vogt die Gastgeber in der ersten Halbzeit nach einer Dortmunder Fehlerkette etwas überraschend in Führung gebracht (40.). Nach dem Seitenwechsel erzielte Ciro Immobile (48.) den hochverdienten Ausgleich. Der BVB, bei dem Ilkay Gündogan nach 434 Tagen sein Bundesliga-Comeback gefeiert hatte, hatte einen zweiten Treffer auf dem Fuß, war die bessere Mannschaft, brachte sich jedoch durch einen erneuten Abwehrpatzer, den Simon Zoller (74.) eiskalt bestrafte, um zumindest einen Punkt.

Es berichtet Felix Ulrich

Ausgangslage:
Die Begegnung in Müngersdorf sollte nach dem durchwachsenen Saisonstart mit sieben Punkten nach sieben Spielen der Startschuss zu einer Aufholjagd sein. Mit Blick auf die Statistik war das Duell sogar prädestiniert, eine Trendwende einzuleiten. Denn der BVB gewann die letzten acht BL-Duelle gegen Köln, war seit elf Partien unbesiegt. Bei den letzten zwei Aufeinandertreffen erzielte die Borussia insgesamt elf Tore. Trainer Jürgen Klopp, der der Mannschaft wenige Stunden vor dem Anpfiff in einer 40-minütigen Ansprache die sportliche Situation vor Augen hielt, setzte sein Team unter Druck: „Es muss jetzt losgehen.“

Bild
Ilkay Gündogan kam erstmals seit 14 Monaten wieder in der Bundesliga zum Einsatz.

Personalien:
Die Personalsituation hatte sich nach der Länderspielpause etwas entspannt: Mkhitaryan, Reus und auch Gündogan kehrten in die Startelf zurück. Für Letzteren endete damit eine 14-monatige Leidenszeit, in der den Nationalspieler ein entzündeter Nerv über ein Jahr außer Gefecht gesetzt hatte. In der Bundesliga hatte der 23-Jährige zuletzt vor 434 Tagen, am 10. August 2013, auf dem Platz gestanden. Klopp: „Es ist der richtige Zeitpunkt für sein Comeback.“ Schmelzer saß nach seinem im HSV-Spiel erlittenen Mittelhandbruch zunächst auf der Bank. Gleiches galt für Ramos, Bender, Aubameyang, der nach seiner Afrika-Reise erst Samstagmittag zur Mannschaft gestoßen war, Subotic, Ginter und Langerak. Reus sollte ursprünglich aufgrund „minimaler Adduktorenprobleme“ (Jürgen Klopp) nicht von Beginn an auflaufen, ersetzte dann jedoch Durm, der sich beim Aufwärmen verletzt hatte. Nicht einsatzfähig waren zudem Blaszczykowski (Faserriss mit Sehnenbeteiligung), Kirch (Aufbautraining nach Muskelbündelriss) und Sahin (Knie-OP).

Bei den Gastgebern könnte Trainer Peter Stöger aus dem Vollen schöpfen, lediglich Helmes (Knorpelschaden) fehlte. Überraschend in der Startelf stand Dusan Svento. Der Slowake, der drei Monate wegen eines Mittelfußbruchs ausgefallen war, feierte auf der linken Außenbahn im Mittelfeld sein Bundesliga-Debüt.

Taktik:
Beide Mannschaften begegneten sich in einem 4-2-3-1-System. Aufgrund des kurzfristigen Ausfalls von Durm rückte Großkreutz vom Mittelfeld auf die linke Seite der Viererabwehrkette. Mit der Hereinnahme von Aubameyang (68.) rückte Kagawa nach Außen, während der Mann aus Gabun ins Zentrum ging.

Spielverlauf und Analyse:
Der BVB setzte - wie gewohnt - auf schnelles Umschaltspiel und frühe Balleroberungen. Schwarzgelb hatte nach einer Viertelstunde einen Ballbesitz-Anteil von stolzen 75 Prozent (zur Pause 68 %), verstand es jedoch nicht, daraus Kapital zu schlagen und entscheidende Nadelstiche gegen eine gut organisierte Kölner Deckung zu setzen. Das Bemühen war der neuformierten Elf von Trainer Jürgen Klopp zwar nicht abzusprechen, die spielerische Leichtigkeit fehlte aber. Gegen passive Gastgeber, die in der ersten Halbzeit quasi nichts für die Offensive taten, erzeugte die Borussia einfach zu wenig Druck, hatte zu wenig Tempowechsel, um gefährlich vor das Tor zu kommen.

Bild
Ciro Immobile traf in der 48. Minute zum Ausgleich.

Lediglich zwei Ausnahmen gab es: Kurz nach dem Anpfiff tauchte Immobile (nach Pass von Reus) frei vor Horn auf, schob den Ball aber am Tor vorbei (2.). Das Schiedsrichter-Gespann entschied zudem fälschlicherweise auf Abseits... Knapp zehn Minuten später schoss Reus (nach Pass von Kagawa) aus spitzem Winkel ebenfalls rechts am Tor vorbei.

Fußballerisch gab es danach lange Zeit wenig Erfrischendes. Der FC verteidigte geschickt, stellte die Räume zu und schien mit dem 0:0 hochzufrieden. Wie aus dem Nichts fiel dann sogar die Führung für die Kölner. Nach einem Abstoß von Weidenfeller verloren Kagawa und Gündogan jeweils ihr Kopfballduell, Hummels kam einen Tick zu spät, und am Ende der Fehlerkette stand Kevin Vogt frei vor dem Dortmunder Tor - 1:0 (40.). Der 23-Jährige, der zwei seiner drei Bundesliga-Treffer gegen den BVB erzielte, verwandelte damit den überhaupt erst zweiten Torschuss der Gastgeber zur Führung.

Alle Videos zum Spiel finden Sie bei BVB total!

Nach dem Wechsel dann ein völlig anderes Bild: Der BVB erhöhte endlich den Druck, wirkte konzentrierter im Passspiel und kam auch zu Tor-Abschlüssen. Und gleich die erste Chance saß: Kagawa hatte einen Ballverlust von Vogt provoziert, Reus das Leder weiter getrieben und auf Immobilie gepasst - 1:1 (48.). Der Ausgleich schien die Dortmunder zu beflügeln. Wenig später rettete Wimmer in höchster Not, als er einen Schuss von Reus blockte (52.).

Bild
Marco Reus nach einer vergebenen Torchance.

Der BVB zog in der Folge phasenweise ein Power-Play auf wie im Eishockey, spielte sich den Ball am und im Strafraum von links nach rechts, um auf die perfekte Schussgelegenheit zu warten. Der FC war nach einer guten Stunde nur noch ein Spielball der Borussia, stand meist mit zehn Mann hinten drin. Doch anstatt bei zwischenzeitlich 14:4-Torschüssen das 2:1 zu erzielen - zum Beispiel vergab Sokratis (72.) nach einer Reus-Ecke - brachte sich Schwarzgelb selbst um den verdienten Lohn.

Der eingewechselte Osako flankte in die Mitte, und im Fünfmeterraumn griffen Sokratis und Weidenfeller nicht entscheidend ein bzw. irritierten sich. Simon Zoller störte sich daran nicht und schob den Ball mit dem erst fünften Kölner Schuss ins leere Tor - 2:1 (74.). Jürgen Klopp reagierte sofort, brachte, nachdem er Aubameyang bereits für Mkhitaryan eingewechselt hatte (68.), Ramos für Immobilie. Dortmund warf auch noch mal alles nach vorne, der FC rettete jedoch mit Glück und Geschick den Vorsprung über die Zeit.

Ausblick:
Die Partie beim 1. FC Köln war der Auftakt zu sieben Pflichtspielen in 23 Tagen. In der Champions League muss der BVB am Mittwoch (20.45 Uhr) bei Galatasaray Istanbul antreten. In der Bundesliga empfängt Schwarzgelb am kommenden Samstag (15.30 Uhr) Hannover 96 im Signal Iduna Park.

Teams & Tore