Borussia Dortmunds Ergebniskrise in der Bundesliga hält weiter an – und führt dazu, dass sich zumindest vorerst der Stammplatz im unteren anstatt im oberen Tabellendrittel befindet. Beim 0:1 im Heimspiel gegen Hannover 96 war jedoch nicht alles schlecht.

Über eine Stunde lang knüpfte der BVB fast nahtlos an die gute Leistung in der UEFA Champions League am Mittwoch bei Galatasaray Istanbul (4:0) an, verteidigte hinten – bis auf eine Ausnahme, als Piscszek Bittencourt (6.) aus den Augen ließ – souverän. Und in der Offensive rollte Angriff auf Angriff auf das Tor der Niedersachsen.

Der durchaus mögliche frühe Knock-Out wollte jedoch nicht gelingen. Der BVB erzielte trotz der drückenden Überlegenheit einfach kein Tor. Entweder ging der Ball um Haaresbreite vorbei, so wie bei Reus (20., 47.), Aubameyang (24.) und Ramos (76.), oder Ron-Robert Zieler hatte seine Finger mit im Spiel. Hannovers Keeper rettete seine Mannschaft gegen Mkhitaryan (12.), Hummels (18.), Reus (55.) mehrfach in höchster Not. „Heute habe ich in der Tat etwas zu tun bekommen“, sagte Zieler.

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„Es war das alte Lied: Wir haben sieben, acht richtig gute Gelegenheiten zu treffen, wir machen aber einfach das 1:0 nicht“, haderte Mats Hummels. Trainer Jürgen Klopp zählte „vier oder fünf nahezu 100-prozentige Torchancen“, die sich sein Team herausgespielt hatte, musste aber nach der Partie feststellen: „Wir haben viel investiert, der Gegner hat aus wenig viel gemacht, wir aus viel wenig.“

Knackpunkt des Spiels war die 61. Minute. Ilkay Gündogan traf kurz vor der eigenen Strafraumgrenze im Zweikampf erst den Ball und dann den Fuß von Bittencourt. „Mein Bein, mein Fuß können sich ja nicht in Luft auflösen. Ich meine nicht, dass man das pfeifen muss“, sagte Gündogan. „Ilkay ist hingegangen und hat den Ball auch wegspielt“, bemerkte Sven Bender. Schiedsrichter Tobias Stieler entschied auf Freistoß und gab dem Dortmunder sogar Gelb. Hannovers Kiyotake verwandelte direkt und unhaltbar für Roman Weidenfeller zur unverdienten Gästeführung. Zuvor waren die Niedersachsen 55 Minuten ohne Torschuss geblieben.

Hummels: „Wir gehen mit einem 3:0 oder 4:0 nach Hause, wenn wir unsere Chancen nutzen. Aber dann steht es auf einmal 0:1 nach einem Freistoß, der in meinen Augen keiner war.“ Das 0:1 war für den BVB ein Schock. „Wir haben die ersten Minuten danach auf jeden Fall gewackelt, das hat man gesehen. Und die ganz großen Gelegenheiten haben wir auch nicht mehr herausgespielt“, so der Kapitän.

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Neven Subotic im Zweikampf.

Und somit blieb die Borussia nicht nur zum bereits vierten Mal in der Saison ohne Tor, sondern kassierte auch die vierte Niederlage in Serie. Gleiches war zuletzt in der Saison 1999/2000 passiert, als Schwarzgelb unter Trainer Bernd Krauss zwischen dem 12. März und 11. April sogar sechs Mal verlor.

„So eine Situation hatten wir noch nicht. Das müssen wir erst einmal verarbeiten. Man steht wieder mit leeren Händen da und weiß nicht so recht, warum“, sagte Sven Bender. Mats Hummels analysierte: „Es ist für jeden einzelnen die schwierigste Phase, die er mitgemacht hat. Man kann daran wachsen. Aber man muss sagen, dass das, was wir uns für diese Saison vorgenommen haben, kaum noch umzusetzen ist.“

„Helfen wird uns keiner, wir müssen das selber machen“

BVB-Trainer Jürgen Klopp erklärte auf der Pressekonferenz nach dem Spiel: „Wir werden die Gespräche und Analysen nicht einstellen. Es gibt Dinge, die waren besser als in den letzten Spielen, aber sie waren nicht gut genug, um aus ihnen etwas zu ziehen. Es ist völlig normal, dass man uns für das, was wir abliefern, kritisieren muss. Aber helfen wird uns keiner, wir müssen das selber machen.“

Der schlechteste Saisonstart seit 1985 mit nur sieben Punkten aus neun Spielen hat dafür gesorgt, dass der Blick in der Tabelle erst einmal nach unten gerichtet werden muss. Mit dem Abstiegskampf will man dennoch nichts zu tun haben. Hummels: „Es sei denn, wir haben jetzt eine Phase von 30 schlechten Spielen. Aber das halte ich für schlicht unmöglich.“

Vier Mannschaften aus den Top-Vier

Der Druck auf den BVB nimmt angesichts des Restprogramms jedoch weiter zu. Am kommenden Samstag geht’s zum FC Bayern (1.), eine Woche später empfängt die Borussia Mönchengladbach (2.) im Signal Iduna Park. Es folgen im Dezember mit Hoffenheim (4.) und Wolfsburg (3.) zwei weitere Teams aus den Top-Vier. Zudem heißen die Gegner Paderborn (8.), Frankfurt (11.), Hertha BSC (13.) und Werder Bremen (18.). Klopp: „Das Restprogramm ist nicht so, dass man einfach nur die Punkte addieren muss.“

Vorher heißt die nächste Hürde jedoch FC St. Pauli. „Wir müssen wieder ran, 90 Minuten Fußball spielen. Darauf kommt es an“, sagt Sven Bender. Und Jürgen Klopp ergänzt: „Wir müssen uns durchkämpfen. Durch diese Phasen kann man nicht durchhüpfen. Dranbleiben ist alternativlos.“ (fu)