Ein verschenkter Sieg, ein Außenbandriss bei Marco Reus, eine nicht gegebene Rote Karte sowie ein zu Unrecht aberkanntes Tor von Kevin Großkreutz: Nach dem 2:2 (2:0) des BVB in Paderborn gab es beim Tabellen-16. reichlich Gesprächsbedarf.

Die Hoffnung, relativ zügig aus dem Tabellenkeller herauszukommen, erlitt nach dem verpassten Dreier gegen den Aufsteiger einen Dämpfer. Elf Punkte nach zwölf Spielen lautet die Bilanz, nur Werder Bremen (zehn) und der VfB Stuttgart (neun) holten noch weniger Zähler. Der Weg zurück in die Erfolgsspur wird wohl – auch angesichts des Restprogramms in der Hinrunde mit Frankfurt, Hoffenheim, Hertha BSC, Wolfsburg und Bremen – deutlich länger dauern.

In der mit 15.000 Zuschauern ausverkauften Benteler-Arena sprach jedoch eine komplette Halbzeit lang nichts, aber wirklich auch gar nichts für einen Punktgewinn des Aufsteigers. Der BVB knüpfte an der Pader nahtlos an die gute Leistung aus dem Gladbach-Spiel (1:0) an. Die Tore von Pierre-Emerick Aubameyang (12.) und Marco Reus (45.+1) waren die logische Konsequenz. „Da waren wir viel zu passiv“, monierte Paderborns Trainer André Breitenreiter, während Jürgen Klopp davon sprach, in der ersten Hälfte „ganz, ganz viel richtig gemacht“ zu haben.

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Kevin Großkreutz wurde in Paderborn ein klares Tor vom Schiedsrichter-Gespann geklaut.

In den zweiten 45 Minuten machte der BVB jedoch eher ganz, ganz viel falsch. Die Borussia schaltete einen Gang zurück, überließ den Gastgebern die Initiative. Schwarzgelb spielte sich zwar zwei Chancen durch Reus (47.) und Aubameyang (56.) heraus, hatte aber dennoch nach knapp 60 Minuten den Faden verloren. „In der zweiten Halbzeit haben wir viel weniger gemacht, deutlich weniger gegen den Ball gearbeitet. Dadurch haben wir ein anderes Spiel gesehen“, analysierte Sportdirektor Michael Zorc.

Pierre-Emerick Aubameyang erklärte: „Es war klar, dass Paderborn nicht aufgeben würde. Aber wir haben es in der zweiten Halbzeit leider nicht geschafft, das Spiel zu kontrollieren und entschlossen zu sein.“ Die bittere Strafe: Lukas Rupp (60.) vollendete zunächst einen Konter nach einer BVB-Ecke (!) zum 1:2. „Das darf nie im Leben passieren“, klagte Ilkay Gündogan. Und in der Schlussviertelstunde sorgte Mahir Saglik (81.) mit seinem Kopfball nach einer Ecke sogar für die totale Ernüchterung.

„Wir haben den Gegner am Leben gelassen, das hätten wir nicht tun sollen. Jetzt stehen wir hier mit – fast – nichts“, sagte Jürgen Klopp. Und Michael Zorc ergänzte: „Das Unentschieden fühlt sich wie eine Niederlage an. Wenn man 2:0 führt und das Spiel so klar dominiert wie wir, dann ist das schon bitter.“ Schonungslos fasste BVB-Boss Hans-Joachim Watzke die Darbietung auf der Jahreshauptversammlung zusammen und nahm die Mannschaft in die Pflicht: „Es war enttäuschend zu sehen, wie ihr in der ersten Halbzeit souverän gespielt habt, um dann in den Verwaltungsmodus zu schalten. Das können wir uns in unserer Situation nicht leisten.“ Oder wie es Jürgen Klopp formulierte: „Qualität ist das, was man aus seinem Potenzial macht“. In der Bundesliga macht der BVB daraus momentan einfach zu wenig.

Dass statt des erhofften Dreiers erstmals seit dem 26. April 2014 (2:2 in Leverkusen) auswärts ein Punkt heraussprang, lag jedoch nicht nur am Leistungsabfall der Borussia in der zweiten Hälfte. Auch Schiedsrichter Wolfgang Stark hatte daran seinen Anteil. Der Referee machte in zwei Szenen keine gute Figur.

Wolfgang Stark gibt Fehler zu

Das Foulspiel von Marvin Bakalorz (64.) an Marco Reus, durch das sich der Dortmunder einen Außenbandriss zuzog und jetzt erneut mehrere Wochen ausfällt, bestrafte der Unparteiische nur mit Gelb. Rot wäre – weil Bakalorz nur Reus‘ Knöchel traf –  gerechtfertigt gewesen.  Der Paderborner zeigte sich nach Sichtung der TV-Bilder reumütig: „Das war zu heftig. Es tut mir auf jeden Fall leid.“ Und auch Wolfgang Stark gestand in der Bild am Sonntag: „Als ich nachher die Zeitlupe gesehen habe, habe ich mich selbst erschrocken und muss sagen: Rot wäre die richtige Entscheidung gewesen."

Fehler Nummer zwei folgte – kurz vor dem 2:2 – in der 80. Minute: Großkreutz erzielte das 3:1, das Schiedsrichter-Gespann entschied jedoch auf Abseits, obwohl lediglich Jojic im passiven Abseits gestanden hatte. Klopp: „Wenn der Ball drin ist, ist das Ding gegessen. So halt nicht.“ Michael Zorc fasste die Geschehnisse  wie folgt zusammen: „Ein Spieler von uns wird ins Krankenhaus getreten, ein Tor nicht gegeben. Passiert das nicht, gewinnen wir hier 3:1. So fällt direkt im Gegenzug das 2:2. Kurz: Es war ein Scheiß-Nachmittag.“ (fu)