Borussia Dortmund hat im Achtelfinal-Hinspiel der UEFA Champions League durch eine 1:2 (1:2)-Niederlage bei Juventus Turin eine weitaus bessere Ausgangsposition für das Rückspiel in drei Wochen in Dortmund verpasst. Der BVB machte das Spiel, aber Juve bestrafte Abwehrfehler eiskalt. Doch Reus’ Treffer lässt noch Hoffnung.

Aus Turin berichtet Boris Rupert

Borussia war über 90 Minuten weitgehend die bessere Mannschaft, trat couragiert auf und traf durch Reus in der 18. Minute zum zwischenzeitlichen 1:1, gestattete dem Gegner aber zwei vermeidbare Gegentore durch Tevez (13.) und Morata (43.). Juventus hatte gegen Ende zwar Konterchancen, doch 12:11 Torschüsse sprachen für den BVB. 

Ausgangslage: 
Juventus Turin zog als Zweiter der Gruppe A hinter Atletico Madrid in die Runde der letzten 16 ein, schaffte zwar seit 2006 nur ein Mal den Einzug ins Viertelfinale, setzte aber auf die Heimstärke. Der italienische Meister und Tabellenführer war auf internationalem Terrain in den zurückliegenden zehn Partien im eigenen Stadion ungeschlagen geblieben, wettbewerbsübergreifend sogar seit 46 Spielen. Borussia Dortmund erreichte zum dritten Mal hintereinander als Gruppensieger das Achtelfinale, gewann fünf der letzten sieben Auswärtsspiele in der Königsklasse und hatte von den drei Gastspielen gegen Juventus nur eins verloren: das erste im Mai 1993.

Personalien: 
Bis auf den verletzten Großkreutz und den international nicht spielberechtigten Jojic waren alle Profis mitgeflogen, auch die zuletzt fehlenden Bender und Kehl. Der Ex-Kapitän stand auch im Kader. Kampl und Subotic fielen jedoch wegen Erkrankung kurzfristig aus. Für sie kamen Hummels und Mkhitaryan in die Mannschaft. Dritte Änderung gegenüber dem 3:2-Sieg in Stuttgart: Immobile ersetzte Kagawa.

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Ciro Immobile im Zweikampf mit Claudio Marchisio

Taktik:
Mit fünf Offensivakteuren trat die Mannschaft von Borussia Dortmund beim souveränen Tabellenführer der Serie A an. Jürgen Klopp reihte seine Elf dabei in einer 4-1-4-1-Grundordnung an, mit Sahin als alleinigem „Sechser“. Aubameyang und Reus brachten hohes Tempo auf die Flügelpositionen, das Zentrum war mit Mkhitaryan und Gündogan spielstark besetzt, und Immobile sollte Lücken reißen in die robuste Abwehr des Gegners, der in einem 4-3-1-2-System antrat. Beide Außenverteidiger rückten dabei weit auf. Juve war auf Überzahl und Spielkontrolle im Mittelfeld aus.

Spielverlauf & Analyse:
Doch die Anfangsviertelstunde ging an den BVB, der das Spiel weitgehend kontrollierte und auf 58 Prozent Ballbesitz kam – untypisch für eine Gastmannschaft im Juventus-Stadion. Die Dortmunder liefen früh an, zwangen Italiens Rekordmeister zu langen Bällen und suchten selbst den Abschluss. Immobile, der sich mit Bonucci leidenschaftliche Duelle lieferte, zog nach 60 Sekunden ab – und verfehlte knapp.

Mit dem ersten Torschuss aber ging Turin in Führung: Die Gastgeber konterten im eigenen Stadion über Morata, der Sokratis im Strafraum aussteigen ließ und scharf abzog. Weidenfeller kam zwar noch heran an den Ball, konnte ihn aber nicht festhalten. Tevez war zur Stelle und staubte zum 1:0 ab (13.).

Es war ein bitteres Gegentor, aber nichts gegen das, was Juve fünf Minuten später widerfuhr. Chiellini rutschte bei der Ballannahme aus, Reus schnappte sich die Kugel und behielt frei vor Buffon die Nerven: Sein dritter Treffer im dritten Champions-League-Spiel dieser Saison brachte den Ausgleich für den BVB und zugleich das wichtige Auswärtstor.

Piszczek nach einer halben Stunde verletzt raus

Der nächste Nackenschlag für Schwarzgelb folgte in Minute 28: Pogba grätschte den aufrückenden Piszczek ab, der minutenlang am Knöchel behandelt wurde – und dann passen musste. Ginter kam; Sokratis wechselte auf die rechte Außenbahn. Aber auch Juventus musste wechseln: Taktgeber Pirlo schied neun Minuten vor der Pause aus.

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Marco Reus wirbelte durch die Abwehrreihen.

Borussia kontrollierte eindeutig das Geschehen. Das Publikum reagierte mit Unmut. Vidal beging ein übles (Frust-)Foul an Immobile, der zum Glück weitermachen konnte. Umso überraschender, umso ärgerlicher ging Juve mit der zweiten Chance erneut in Führung. Tevez konnte sich in zentraler Position durchsetzen und den Ball zu Pogba bringen. Der passte sofort scharf nach innen, wo niemand bei Morata war. Der Spanier musste nur noch den Fuß hinhalten und stellte mit dem 2:1 den Spielverlauf auf den Kopf (43.).

In der Pause musste dann auch Sokratis passen. Kirch kam zu Beginn des zweiten Durchgangs und war damit Borussias dritter Spieler an diesem Abend, der die Rechtsverteidigerposition besetzte. Dortmund bemühte sich um den Ausgleich, und Turin wehrte sich nicht immer mit lauteren Mitteln: Vidal senste Reus um und sah Gelb (48.), Pogba rammte Kirch im Rücken des Schiedsrichters den Ellenbogen ins Gesicht (60.).

Weiterhin 55% Ballbesitz, 54% gewonnene Zweikämpfe und 8:5 Torschüsse standen nach gut einer Stunde zu Buche. Der BVB war gut drin im Spiel, kam aber zunächst zu keiner weiteren klaren Chance. Immobiles Schuss aus acht Metern halbrechter Position stellte Buffon jedenfalls vor keine allzu großen Probleme (55.). Sein Distanzschuss strich einen halben Meter über den Querbalken (74.).

Am Ende Konterchancen für Juventus

Für Immobile war es zugleich die letzte Aktion: Kuba kam, und Aubameyang agierte in der Schlussviertelstunde als Sturmspitze. Die Italiener spielten ihre ganze Routine aus, verteidigten geschickt und kamen durch Tevez (71./77.) selbst zu Chancen. Die dickste Möglichkeit vergab Pereyra in der 86. Minute, als er knapp verzog

Schade, Borussia! Hier war mehr drin. Aber es gibt ja noch ein Rückspiel. Ein 1:0 würde reichen...

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Ausblick: 
Das Rückspiel findet am 18. März im bereits ausverkauften Signal Iduna Park statt. In der Bundesliga trifft der BVB am Samstag im eigenen Stadion auf den FC Schalke 04. Auch diese Begegnung ist ausverkauft.

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