Roman Weidenfeller und Marco Reus stellvertretend für die Spieler sowie ihr Trainer Jürgen Klopp waren nach dem zweiten torlosen Remis in Serie am Samstagabend gegen Köln zwar eher unzufrieden, haben mit dem Spiel aber dennoch einen weiteren Schritt hin zur dauerhaften Stabilität gemacht, die noch vor kurzem vermisst wurde.

„Man darf dieses Ergebnis nicht zu negativ sehen“, betonte Jürgen Klopp nach der Begegnung. Das 0:0 in Hamburg habe ihm wesentlich schlechter geschmeckt als das gegen Köln. Der Grund dafür: Die Kölner legen es – nicht nur, aber gerade auswärts – darauf an, sehr tief zu stehen, dem Gegner keine Räume zu lassen und durch Konter dann und wann für Gefahr zu sorgen. Ein probates und legitimes Mittel für einen Aufsteiger, mit dem der BVB nicht als erste Mannschaft in dieser Saison so seine Probleme hatte.

Probleme im Zentrum

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Abwehrchef Hummels & Co. hatten Kölns Ujah über die meiste Zeit im Griff.

Der Beleg: Schon zum siebten Mal in dieser Spielzeit endete eine Partie der Geißböcke 0:0 - nie zuvor teilte eine Mannschaft öfter torlos die Punkte. Jürgen Klopp geriet in Anbetracht der gegnerischen Spielweise nicht in Verzückung, musste aber anerkennen, dass seine Mannschaft „viel zu wenig Offensivzweikämpfe gewonnen habe.“ 54 Prozent der Zweikämpfe gingen an Köln, auch weil sie „extrem zum Ball“ verschoben haben, meinte Jürgen Klopp. So hatte es seine Mannschaft nicht nur auf den Außenpositionen schwer, sondern vor allem auch im Spiel durch das Zentrum. Und genau das war es, was Peter Stögers Team erreichen wollte.

„Wir haben gewusst, dass wir es dem BVB sehr schwer machen können, wenn wir die Räume eng machen und vor allem das Zentrum schließen. Das hat gut geklappt“, bestätigte FC-Coach Peter Stöger. Das musste auch Marco Reus anerkennen: „Köln hat das gut gemacht, wir hingegen nicht so. Gerade in der ersten Halbzeit haben wir uns viel zu wenig bewegt und die Chancen in die Schnittstellen zu spielen nicht genutzt“, erklärte der BVB-Spieler das Problem. „Dass es 0:0 endet lag eindeutig an uns.“

„Wichtig, dass wir hinten solide stehen“

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Auch der eingewechselte Kölner Osako war bei Kehl und seinen Kollegen gut aufgehoben.

Kölns Keeper Timo Horn hatte ebenfalls seinen Anteil, zeigte gleich zweimal Weltklasse-Reaktionen, als er Marco Reus‘ abgefälschten Schuss aus 15 Metern und Mats Hummels Kopfball aus kurzer Distanz von der Linie kratzte. „Unser Matchplan ist aufgegangen“, sagte der FC-Schlussmann, der insgesamt fünf Bälle auf sein Tor parierte.

Sein Gegenüber Roman Weidenfeller stand ihm aber in nichts nach. Erst gegen Deyverson und dann gegen Ujah verhinderte er den frühen Rückstand. „Köln hat eiskalt gekontert. Insgesamt hätten wir uns mehr Chancen erspielen müssen“, analysierte Weidenfeller und ergänzte: „Dass wir hinten solide stehen und wieder zu Null gespielt haben ist wichtig.“ Diese Aussage fand auch bei Jürgen Klopp Zustimmung: „Wir haben erneut zu Null gespielt, darauf können wir aufbauen.“ Man sei nicht „komplett unzufrieden“, auch wenn man kein Riesenspiel gemacht habe.

Nullnummern sind kein Rückschritt

In fünf von acht Spielen der Rückrunde kassierte Borussia kein Gegentor, in der ganzen Hinrunde war das nur zweimal der Fall. Ein gewaltiger Schritt nach vorne. Auch ein Blick auf die Rückrundentabelle zeigt, dass sich die Schwarzgelben wieder absolut in der Spur befinden. Nur Bayern, Wolfsburg und Bremen haben seit dem 18. Spieltag mehr Punkte geholt. Nur Gladbach (4) hat weniger Tore kassiert als der BVB (5).

Die beiden Nullnummern in der Bundesliga sind – so Jürgen Klopp – sicher kein Rückschritt. Die stabile Defensive macht Mut, auch mit Blick auf das wichtige Champions-League-Achtelfinale gegen Juventus Turin am Mittwoch. Denn darauf richtete sich nach dem Spiel sofort der Fokus des Teams. „Wir wollen ins Viertelfinale einziehen“, sagte Roman Weidenfeller. Wenn er auch gegen Juve wieder die „weiße Weste“ behält, kommt der BVB diesem Ziel schon ein großes Stück näher. Dann muss es nur auch offensiv wieder klappen. Und was macht Hoffnung, dass es so kommt? "Weil wir das  können", sagt Jürgen Klopp, "die Jungs können das!"
Dennis-Julian Gottschlich