Borussia Dortmund hat die Überraschung gegen den FC Bayern verpasst: Gegen den Rekordmeister verlor der BVB trotz einer ordentlichen Leistung zu Hause mit 0:1 (0:1) und verpasste damit den Sprung auf den achten Tabellenplatz.

Vor 80.667 Zuschauern im ausverkauften Signal Iduna Park erzielte der ehemalige Dortmunder Robert Lewandowski bereits in der ersten Hälfte das Tor des Tages. Der Pole traf im Nachsetzen, nachdem zuvor Weidenfeller gegen Müller geklärt hatte, per Kopf zum 1:0 (36.). In der zweiten Halbzeit vergab Marco Reus zwei Mal den Ausgleich: Zunächst setzte er den Ball ans Außennetz (61.), dann fand er bei einem Freistoß in Neuer seinen Meister (88.).

Es berichtet Felix Ulrich

Ausgangslage:
Neun Plätze und 31 Punkte trennten beide Mannschaften – ähnlich groß war der Abstand zuletzt vor sieben Jahren, im April 2008 (zehn Plätze, 23 Punkte). Unter Trainer Jürgen Klopp war die Bundesliga-Bilanz vor der Partie ausgeglichen (5-3-5). Die Bayern haben gegen keinen aktuellen Bundesligisten eine schlechtere Bilanz als gegen Borussia (23 Niederlagen und 28 Unentschieden in 91 Duellen). Der BVB verlor nur eines der letzten sieben Heimspiele in der Liga und zuhause auch nur eins der letzten sechs Pflichtspiel-Duelle mit den Bayern.

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Marco Reus hatte zwei Mal gegen die Bayern den Ausgleich auf dem Fuß.

Personalien:
Die Borussia musste auf Piszczek (Teilriss der Syndesmose), Kirch (Sehnenzerrung im Knie), Sahin (Sehnenansatzreizung Adduktoren) und Immobile (Innenbanddehnung im Knie) verzichten. Durm und Großkreutz (U23) hatten nach langer Verletzungspause noch Trainingsrückstand und waren nicht im Kader. Schmelzer kehrte zweieinhalb Wochen nach seinem im Heimspiel gegen Juventus Turin (0:3) erlittenen Muskelfaserriss in die Startelf zurück und linderte so die Personalprobleme auf den Außenpositionen der Viererkette. Rechts verteidigte Sokratis. Die Bayern reisten u.a. ohne Robben (Bauchmuskelriss), Ribery (Probleme am Sprunggelenk), Alaba (Innenbandriss) und Martinez an.

Taktik:
Der BVB stellte dem 3-5-2 der Bayern ein 4-3-3 gegenüber, bei dem die drei Spitzen Aubameyang, Reus und Kampl permanent die Positionen tauschten. Dahinter bildeten Blaszczykowski, Bender und Gündogan eine zweite Dreierreihe. Die lauf- und zweikampfstarken Dortmunder ließen den Gästen dabei kaum Lücken, auch wenn die Bayern schwer zu verteidigen waren, da insbesondere Lahm aus dem Mittelfeld häufig ganz nach vorn aufrückte. Auch im Spiel gegen den Ball war der Bayern-Kapitän oft auf einer Linie mit Lewandowski und Müller zu finden, um den Aufbau der Schwarzgelben früh zu stören.

Spielverlauf und Analyse:
Zehn Minuten lang bereiteten die Borussen den Bayern richtig Probleme, liefen die Gäste hoch an, störten früh, zeigten sich zweikampfstark und übten Druck aus. Es fehlten allerdings in dieser guten Anfangsphase die Torabschlüsse. Mit zunehmender Spielzeit stellte sich der Rekordmeister auf Dortmunds 4-3-3 ein und beruhigte durch viel eigenen Ballbesitz das Spiel. 61 Prozent verbuchten die Münchner nach einer knappen halben Stunde für sich - ohne allerdings bei 1:0 Torschüssen für Gefahr zu sorgen.

BVB-Fehlerkette führt zum 0:1

In der ersten Halbzeit neutralisierten sich beide Mannschaften weitestgehend, viel spielte sich im Mittelfeld ab, meist waren es kleinere Fouls, die den Spielfluss unterbrachen. Der BVB war zwar engagiert, es fehlten jedoch die Ideen, um gegen die hinten gut gestaffelten Gäste in den 16er zu kommen. Die Bayern wiederum machten nach einer guten halben Stunde ernst: Erst verzog Xabi Alonso mit einem Freistoß aus 20 Metern (33.) knapp rechts am Tor vorbei. Drei Minuten später führte eine Dortmunder Fehlerkette aber zum 0:1.

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Kevin Kampl wurde nach einer guten Stunde ausgewechselt, Ramos kam für ihn.

Gündogan und Bender produzierten zunächst Fehlpässe im Aufbauspiel, so dass Boateng aus der Abwehr heraus einen tollen Pass durch die Mitte auf Lewandowski spielen konnte. Hummels rückte auf, verlor aber den Zweikampf mit dem Polen, der wiederum den Ball auf die linke Seite weiterleitete. Dort zog Müller an Sokratis vorbei, scheiterte bei seinem Schuss an Weidenfeller. Den Abpraller verwandelte jedoch Lewandowski zum 1:0 (36.) per Kopf. Schmelzer, der für den nicht zurückgeeilten Hummels ins Duell mit dem Ex-Dortmunder ging, konnte nicht mehr entscheidend stören. Lewandowskis 14. Saisontor.

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Nach dem Seitenwechsel zeigte sich der BVB weiter motiviert und wollte auch endlich zu einer Torchance kommen. Gündogan versuchte es aus der Distanz (51.), ehe es in der 61. Minute die erste Großchance gab: Benatia hob das Abseits auf, Reus lief frei auf Neuer zu. In dieser Situation wäre das 1:1 gefallen, wenn der Ball nicht vor dem Schuss noch leicht aufgesprungen wäre. Statt im Bayern-Tor landete das Leder am rechten Außennetz.

Weidenfeller beschäftigungslos

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Aubameyang blieb im Angriff weitestgehend wirkungslos.

Jürgen Klopp reagierte, brachte Kagawa und Ramos für Blaszczykowski und Kampl. Pep Guardiola tauschte ebenfalls, nahm den verletzten Schweinsteiger vom Feld und brachte Rohde. Zudem ersetzte Thiago ab der 69. Minute Lahm. Der BVB machte weiter früh Druck, kam auch hin und wieder zu schnellen und guten Balleroberungen, suchte auch endlich konsequent den Abschluss (zwölf von 15 Torschüssen in Halbzeit zwei), es fehlten aber die klaren Chancen. Die Bayern verwalteten das Ergebnis, so dass Weidenfeller im Dortmunder Kasten beschäftigungslos blieb. Der FCB profitierte von dem einen lichten Moment aus der ersten Halbzeit...

Xabi Alonso gegen Auba: Elfmeter-Pfiff blieb aus

Mit Mkhitaryan für Gündogan kam in der Schlussphase eine weitere Offensivkraft (79.), die Borussia biss sich jedoch an der Münchner Deckung die Zähne aus, während die Gäste das 1:0 souverän über die Zeit brachten. Die dickste Möglichkeit zum verdienten Ausgleich entschärfte Nationalkeeper Manuel Neuer, als er bei einem Freistoß von Reus zur Stelle war (88.). Strittig war kurz zuvor das Einsteigen von Xabi Alonso im eigenen Strafraum gegen Aubameyang. Eine Szene, in der man durchaus hätte Elfmeter pfeifen können. So hatte der BVB jedoch Pech und blieb zum dritten Mal hintereinander in einem Pflichtspiel zu Hause ohne eigenen Torerfolg.

Ausblick:
In der Bundesliga muss der BVB am kommenden Samstag nach Mönchengladbach (Anstoß: 15.30 Uhr) reisen. Zuvor trifft die Borussia im Viertelfinale des DFB-Pokals allerdings bereits am Dienstag auf die TSG Hoffenheim. Die Partie im Signal Iduna Park beginnt um 20.30 Uhr, wird allerdings auch in der ARD und bei Sky live übertragen.

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