Borussia Dortmund hat den Sprung auf Rang acht verpasst: Beim 1:3 (0:2) im Auswärtsspiel in Mönchengladbach war der BVB zwar feldüberlegen, geriet aber früh in Rückstand und strahlte gegen den Tabellendritten zu wenig Torgefahr aus.

Vor 54.010 Zuschauern im ausverkauften Borussia-Park lief bereits nach 28 Sekunden die Partie in die völlig falsche Richtung: Wendt bestrafte die Dortmunder Schläfrigkeit mit dem 1:0 (1.). Obwohl sich der BVB in der Folge fing und optisch überlegen war, blieben echte Chancen Mangelware. Ganz anders die Gastgeber, die nach einer guten halben Stunde nach einem Solo-Lauf von Herrmann durch Raffael (32.) auf 2:0 erhöhten. In der zweiten Hälfte sorgte Nordtveit (67.) für die Entscheidung. Gündogans Anschlusstreffer (77.) war nur Ergebniskosmetik.

Es berichtet Felix Ulrich

Ausgangslage:
Der Tabellendritte empfing den Zehnten: Die Gladbacher hatten vor dem Borussen-Duell 17 Punkte Vorsprung. Im Hinspiel war jedoch der BVB haushochüberlegen, erpielte sich 8:0-Chancen, gewann aber nur mit 1:0 - durch ein 45-Meter-Eigentor von Christoph Kramer. Unter Trainer Lucien Favre hatte Mönchengladbach zu Hause gegen die Borussia aber noch nicht verloren (zwei Siege und zwei Remis). Schwarzgelb hatte erstmals seit 2009/10 die Chance, beide Saisonspiele gegen die „Fohlen“ zu gewinnen.

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Einer der Lichtblicke: Marcel Schmelzer machte auf der linken Außenbahn ein gutes Spiel.

Personalien:
Jürgen Klopp musste neben den Langzeitverletzten Sahin (Sehnenansatzreizung), Piszczek (Teilriss Syndesmoseband) und Kirch (Sehnenzerrung im Knie) auch auf Reus, Durm (beide Adduktorenprobleme), Bender (Oberschenkelprellung) und Kampl (Infekt) verzichten. Gladbachs Lucien Favre wechselte nach dem überraschenden Aus im DFB-Pokal in Bielefeld drei Mal: Nordtveit, Johnson und Raffael standen von Beginn auf dem Rasen. Hazard und Hahn saßen nur auf der Bank. Kramer (Gelbsperre) und Stranzl (Knochenödem im Knie) standen nicht im Kader.

Taktik:
Gladbach formierte gegen den Ball zwei Viererketten, die dicht beieinander standen. Davor attackierten Raffael und Kruse mit hoher Laufbereitschaft. Alle Feldspieler verschoben sich dorthin, wo sich der Ball befand, so dass die Räume für den BVB eng und der Abstand der einzelnen VfL-Akteure zueinander extrem kurz waren. Die Dortmunder versuchten, mit Diagonalpässen in die freien Räume zu verlagern, störten die Gladbacher im Aufbauspiel sehr hoch, setzten sie unter Druck und zwangen sie damit zu ungenauen Pässen.

Spielverlauf und Analyse:
„Wir wollen Gladbach nicht ins Spiel kommen lassen“, sagte BVB-Trainer Jürgen Klopp vor der Partie. 28 Sekunden (!) nach Anpfiff der Partie war dieser Plan bereits hinfällig. Denn die Gastgeber erwischten den BVB, der sogar Anstoß gehabt hatte, auf dem völlig falschen Fuß. Gleich der erste Angriff bedeutete das 1:0. Raffael und Herrmann hebelten die Dortmunder Abwehr mit einem Doppelpass aus, Hummels rutschte zu allem Überfluss auch noch weg, so dass Johnson aus fünf Metern zwar an Weidenfeller scheiterte, den Nachschuss jedoch Wendt wuchtig aus elf Metern ins Netz donnerte.

Schon das dritte Gegentor in Minute eins...

Für den BVB war es in dieser Saison das sechste Gegentor in der Anfangsviertelstunde, das fünfte in den ersten fünf und das bereits dritte (!) in der ersten Minute. Zuvor hatten Leverkusens Bellarabi (1. Spieltag, 9 Sekunden) und Mainz' Soto (21. Spieltag, 52 Sekunden) Schwarzgelb bereits früh geschockt. Zur Erinnerung: Auch in der UEFA Champions League kassierte der BVB zwei der neun Gegentore innerhalb der ersten drei Minuten.

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Ratlose Gesichter: Die Partie hatte kaum begonnen, da lag der BVB auch schon zurück.

Was in der ersten Halbzeit dann folgte, war zu erwarten: Gladbach verlegte sich auf Konter, überließ dem BVB freiwillig die Initiative. Schwarzgelb erspielte sich somit eine Scheinüberlegenheit, verbuchte 52 Prozent Ballbesitz, war mit Blick auf die Statistik auch das zweikampfstärkere (56 %) und abschlussfreudigere Team (9:4). Glasklare Torchancen waren jedoch - wie so oft in dieser Saison - nicht dabei. Hummels hätte seinen Fehler beim 0:1 in der fünften Minute ausmerzen können, köpfte nach einer Ecke von Kuba aber nicht druckvoll genug in die Arme von Gladbachs Keeper Yann Sommer. Eine weitere halbe Chance hatte Mkhitaryan, der Armenier schoss aus 20 Metern jedoch flach vorbei (15.).

Gladbach gnadenlos effektiv

Bis zum Strafraum kombinierte sich der BVB sicher, drängte die Gastgeber immer wieder gut zurück, um zu Toren zu gelangen, war das jedoch zu wenig. Es fehlten schlichtweg die Ideen, das Tempo und die Genauigkeit bei Flanken, um die wenigen Räume, die die Gladbacher gestatteten, sinnvoll auszunutzen. Wie man effektiv auftritt, zeigte die Elf von Lucien Favre: In der eigenenn Hälfte erkämpfte sich Kruse den Ball, Hermann übernahm und startete zu einem sehenswerten Sololauf über 50 Meter: Der Nationalspieler ließ erst Hummels stehen, Kehl und Gündogan ins Leere grätschen, überlief Subotic und legte dann noch quer zum mitgelaufenen Raffael - 2:0 (32.).

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Mkhitaryan hatte in der 15. Minute eine halbe Chance, um zum Ausgleich zu kommen.

Nach dem Wechsel hätte es beinahe erneut eine kalte Dusche gegeben: Herrmann scheiterte jedoch aus halbrechter Position aus elf Metern an Weidenfeller (49.). Im direkten Gegenzug vergab Kagawa, weil er den Ball nicht richtig traf, das 1:2 (50.). Der BVB erhöhte jetzt den Druck und stellte taktisch auf eine Dreierkette in der Abwehr um: Hummels spielte rechts, Sokratis links, Schmelzer rückte vor ins Mittelfeld. Unter dem Strich blieb aber auch diese Maßnahme ergebnislos. Die guten Ansätze waren zwar nicht zu übersehen, auf Strafraumhöhe oder auch bei Eckbällen, fehlte es jedoch an Kreativität.

Wirkliche Torgefahr strahlten nur die Gladbacher aus. Wendt (62.) verzog aber aus elf Metern halblinker Position. Besser machte es Nordtveit nach einer Ecke von Kruse - 3:0 (67.). Für Schwarzgelb war es das siebte Gegentor nach einer Ecke - kein Bundesliga-Verein tritt bei gegnerischen Standards anfälliger. Die Gastgeber hatten trotz der komfortablen Führung kein Erbarmen, sie spielten weiter Vollgas. Xhaka (72.) verpasste das 4:0 aus der Distanz.

Und der BVB? Die Borussia gab sich nicht auf, der für Schmelzer eingewechselte Dudziak - sein zweites Bundesligaspiel - legte im 16er für Gündogan auf - 1:3 (77.). Das dritte Saisontor des Nationalspielers. Eine Aufholjagd folgte nach dem Anschlusstreffer jedoch nicht. Stattdessen hatte Schwarzgelb Glück, dass Kruse (80.) das 4:1 für Gladbach verpasste.

Ausblick:
Noch drei Mal muss der BVB im April ran: Am 18. und 25. empfängt Schwarzgelb in der Bundesliga den SC Paderborn bzw. Eintracht Frankfurt im Signal Iduna Park. Auswärts tritt die Borussia am 28. im DFB-Pokalhalbfinale beim FC Bayern (20.30 Uhr) an.

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