Der BVB ist Tabellenzweiter, spielt im Europapokal, steht finanziell super da und hat den höchsten Zuschauerschnitt der Welt. Auch wenn die Borussia ihrem Anspruch, Champions League zu spielen, im Moment nicht gerecht wird: Vom aktuellen Gesamtzustand ihres Vereins durften leidgeprüfte Anhänger die längste Zeit ihres Fan-Lebens nur träumen.

Trotzdem muss der Blick in die nähere Zukunft sorgenvoll sein. Und es sind nicht die wirtschaftlich-sportliche Bayern-Dominanz und der Vormarsch der Konzernvereine, die im Moment das größte Problem für Borussia Dortmund darstellen. Die größte Herausforderung liegt im Verein selbst und kommt kurioserweise aus einer Richtung, aus der man am allerwenigsten Gefahr hätte vermuten dürfen.
Europaweit genießen die Fans des BVB höchstes Ansehen. Mit ihrem Gänsehautsupport haben sie überall auf dem Kontinent Werbung für Dortmunder Fan- und Fußballkultur gemacht. Sie haben mit bedingungsloser Treue und Durchhaltevermögen ihrem BVB aus der Existenzkrise der frühen 2000er Jahre herausgeholfen. Ob Titel- oder Abstiegskampf: Auf die Fans von Borussia Dortmund war jederzeit und überall Verlass. Und die Vergangenheitsform „war“ ist leider inzwischen angebracht.
Denn eine kleine Gruppe sorgt in diesen Wochen dafür, dass die Bewunderung für eine einzigartige Fan-Gemeinde umzuschlagen droht: in Verständnislosigkeit, Fassungslosigkeit und Ablehnung.

Die Ereignisse von Saloniki stellten einen traurigen Tiefpunkt da. Dass Typen sich als Borussen fühlen, die alles tun, um den Verein imagemäßig und mittelfristig auch wirtschaftlich zu beschädigen, ist einfach nur grotesk. Und die Verantwortlichen des BVB haben unmissverständlich und völlig zurecht angekündigt, dass es für die selbstverliebten Feinde des Fußballs null Toleranz geben wird. Gut so! 
So manche Frage stellt sich angesichts der beschämenden Ereignisse in Griechenland: Was geht in schizophrenen Randalierern vor, die systematisch das zerstören, was ihnen angeblich so am Herzen liegt? Woher kommt diese Gedanken- und Seelenlosigkeit? Feiern die Chaoten sich selbst, wenn es irgendwann zu einer Platzsperre kommt? Oder zum Teilausschluss? Oder zum Geisterspiel? Trinken sie ihr Triumph-Bier, wenn die Südtribüne, von 11FREUNDE gerade noch in einer Titelgeschichte zum Mythos gekürt, irgendwann leer bleiben muss? Sind die Kaputtmacher jeglicher Fan-Kultur überhaupt noch in der Lage, ihre widerliche Doppelmoral zu erkennen?
Es ist zu wünschen, dass in dieser brenzligen Situation die schweigende Mehrheit laut wird. Dass vermummte Pöbler überstimmt und ausgegrenzt werden. Dass all jene die Stimmungshoheit erobern, denen es wirklich um Borussia Dortmund geht.
Und es bleibt zu hoffen, dass den vermeintlichen und verlogenen „Fans“, die im Moment die größte Gefahr für eine glückliche BVB-Zukunft darstellen, ihr „Wir sind alle Dortmunder Jungs“ im Halse stecken bleibt. 
(Hansi Küpper)