Die Herbstserie glich aus Borussen-Sicht einer Achterbahnfahrt. Einer verheißungsvollen Startphase folgte eine lange Durststrecke mit zwölf sieglosen Spielen in Serie. Doch die U23 bekam wieder die Kurve, verlor keine ihrer letzten fünf Partien und kletterte auf einen Nichtabstiegsplatz.

Die Tendenz zeigt eindeutig nach oben – entsprechend zuversichtlich blickt Trainer David Wagner daher auf das Frühjahr, in dem er mit seinen Jungs zum dritten Mal hintereinander den Klassenverbleib sichern will. Das wäre in dieser vom Niveau her immer stärker werdenden 3. Liga ein großartiger Erfolg.

David Wagner, wie wichtig wäre es für den Verein, wenn Ihre Jungs auch am Ende dieser Saison wieder über dem Strich stehen?
Der Klassenverbleib ist für den BVB schon von großer Bedeutung. Einerseits ist sportlicher Erfolg mit der Mannschaft bei der Ausbildung junger Spieler hilfreich, anderseits ist es gerade in dieser hohen Spielklasse möglich, Talente intensiv zu fördern und gezielt auf eine mögliche Zukunft im Profigeschäft vorzubereiten. Entsprechend gehört es zu unseren Zielen, diese Liga zu halten.

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David Wagner jubelt über einen Punktgewinn in Dresden.

Ein kurzer Blick zurück: 21 Punkte holte Ihre Mannschaft aus den ersten 21 Partien, im vergangenen Jahr waren es nach der gleichen Anzahl von Spielen sieben Zähler mehr. Darf man dennoch zumindest halbwegs zufrieden sein mit dieser Zwischenbilanz?
Natürlich sind wir mit der bisherigen Ausbeute nicht zufrieden. Die ersten fünf Spiele waren gut, die letzten fünf auch, die Phase dazwischen war es nicht. Es ist uns nicht gelungen, die nötige Konstanz in unsere Leistungen zu bringen. Das wurde erst in der Endphase der Herbstrunde besser, als wir besser verteidigt und als gesamte Mannschaft kompakter und stabiler gestanden haben. Ich denke, das wird auch der Schlüssel sein, um in den restlichen Begegnungen erfolgreich zu sein.

Sie hatten in dieser Saison noch kein einziges Mal Ihren kompletten Kader beisammen, es gab immer wieder verletzungsbedingte Ausfälle wichtiger Spieler. Wie sehr hat sich dieser Umstand auf Ihre Arbeit ausgewirkt bzw. den Erfolg gemindert?
Sicher waren wir bislang in größerem Umfang als üblich von Verletzungen betroffen, das war der gesamten Situation ohne Frage nicht förderlich. Aber grundsätzlich ist das eine Problematik, der man sich in jeder Saison stellen muss, und da geht es allen anderen Vereinen genauso. Dass man ein ganzes Jahr lang komplett von solchen Dingen verschont bleibt, habe ich persönlich noch nicht erlebt.

Wie bewerten Sie die Ausgangsposition für die Frühjahrsrunde?
Wir sind mitten im Pudding, weder nach unten noch nach oben ist eine Entscheidung gefallen. Für uns gibt es noch eine Menge zu tun. Wir müssen möglichst in jedem Spiel versuchen, ans Maximum zu kommen.

Was stimmt Sie dabei zuversichtlich?
Wir haben vielleicht den kleinen Vorteil, dass wir die Situation aus den letzten Jahren kennen. Außerdem war am Ende der Herbstrunde erkennbar, wie sich die Mannschaft gefestigt hat und dass die Jungs gemeinsam Erfolg haben wollen. Dennoch gehe ich fest davon aus, dass es bis zum letzten Spieltag eng bleiben wird.

Was muss gegenüber der Herbstserie noch besser werden, wo besonders sehen Sie Steigerungspotenzial?
Wir würden gerne mehr Tore erzielen als in der Hinrunde. Aber noch viel lieber wäre es mir, wir würden noch weniger kassieren.

Konnten Sie in der Vorbereitung all das umsetzen, was Sie auf dem Zettel hatten?
Im Grunde schon. Wir haben gezielt und intensiv gearbeitet und ein richtig gutes Trainingslager hinter uns. In Belek hatten wir Top-Bedingungen, und ich habe das Gefühl, dass die Leistungsdichte innerhalb des Kaders noch enger geworden ist. Auf diesem Niveau kann ein gesunder Konkurrenzkampf entstehen.

Es waren auch einige ganz junge Burschen mit in der Türkei. Wie haben sie sich geschlagen?
Burak Camoglu, David Sauerland und Vincent Stenzel aus der U19 haben einen richtig guten Eindruck hinterlassen und die Chance genutzt, nachhaltig auf sich aufmerksam zu machen. Sie werden auch künftig am Trainingsbetrieb der U23 teilnehmen und vielleicht schon in der Rückrunde zu dem einen oder anderen Einsatz kommen.

„Wir wollen unsere Talente voranbringen,

Werte für den Verein schaffen und die Liga halten“

Neben dem Nachholspiel gegen Wehen Wiesbaden geht es gleich zu Beginn gegen die ebenfalls im Abstiegskampf befindlichen Teams aus Regensburg, Großaspach und Mainz. Welche Bedeutung hat speziell der Ausgang dieser Duelle für den weiteren Saisonverlauf?
Wenn es uns gelänge, aus diesen drei direkten Vergleichen neun Punkte zu holen, wäre das sicher eine gewisse Vorentscheidung. Natürlich darf man davon nicht ausgehen, aber zumindest sollten wir in jedem einzelnen dieser Spiele punkten. Zunächst konzentrieren wir uns allerdings allein auf Regensburg. Was danach kommt, wird man sehen.

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Sie haben das Transferfenster im Winter genutzt, um die Offensive zu verstärken. Gilt der von Olympiakos Piräus ausgeliehene Nikolaos Ioannidis als neuer großer Hoffnungsträger in der Angriffsmitte?
Nikolaos ist ein absoluter Wunschspieler von uns. Wir hatten schon im Sommer Kontakt, deshalb sind wir froh, dass es jetzt geklappt hat und Ingo Preuß diesen Transfer realisieren konnte. Zwar hat er im letzten halben Jahr wenig gespielt, aber wir setzen dennoch große Hoffnungen in ihn. Er ist einer, der uns helfen kann und auch wird, das hat er bereits in den ersten Wochen angedeutet.

Einige vor der Saison als potenzielle Leistungsträger eingeplante Spieler wie Marian Sarr, Jeremy Dudziak oder Joseph Gyau fehlten verletzungsbedingt in der Hinrunde monatelang. Was erwarten Sie gerade von diesen Dreien in der Rückrunde?
Ich hoffe schon, dass Jeremy eine prägende, dominante Rolle spielen kann – als linker Verteidiger oder da, wo wir ihn sonst benötigen. Er ist jetzt seit längerem verletzungsfrei und hat eine gute Vorbereitung bei den Profis gespielt. Leider ist noch nicht abzusehen, wann auch Marian und Joseph ins komplette Programm einsteigen können. Bei beiden geht es erst einmal darum, sie in einen Gesundheitszustand zu versetzen, mit dem sie sich im Wettkampf präsentieren können.

Wer, glauben Sie, wird von den anderen das Frühjahr dazu nutzen, sich noch stärker in den Fokus zu spielen?
Es gibt niemanden, der sagen kann: Ich war in der Vorrunde am Limit. Sicher, Jon Stankovic oder Tammo Harder haben zweifelsfrei eine gute Runde gespielt, aber steigern können sich alle noch. Für jeden geht es darum, sich kontinuierlich weiter zu verbessern. Ich hoffe, dass einige noch einen Entwicklungssprung machen werden.

Zum Schluss: Wie sieht Ihre persönliche Wunschliste für die nächsten Monate aus?
Die Ziele, die wir uns vor der Saison gesetzt haben, gelten noch immer. Wir wollen unsere Talente voranbringen, Werte für den Verein schaffen und die Liga halten. Wenn es uns gelingt, alle drei Vorgaben zu erreichen, wäre das eine perfekte Frühjahrsrunde.
Interview: Udo Stark