Der SIGNAL IDUNA PARK glich einem Tollhaus, als Schiedsrichter Felix Zwayer das 146. Revierderby am Samstagnachmittag abpfiff, der Jubel unter Fans und Spielern war riesengroß. Borussia Dortmund hat den FC Schalke 04 in einem hoch überlegen geführten Spiel mit 3:0 (0:0) besiegt und holt damit den insgesamt 50. Erfolg im Revierderby. Aubameyang (77.), Mkhitaryan (80.) und Reus (86.) erzielen die Tore.

Es berichtet Dennis-Julian Gottschlich

Die 79.500 Besucher im ausverkauften SIGNAL IDUNA PARK (aus Sicherheitsgründen blieben gut 1.100 Plätze frei) sahen einen in allen Belangen überlegenen BVB, der in der ersten Halbzeit 15:2 Torschüsse und 57 Prozent Ballbesitz verzeichnete, aber eine ganze Reihe hochkarätiger Chancen nicht zur Führung nutzen konnte. Das änderte sich im Schlussspurt, denn der BVB führte auch die zweite Halbzeit so überlegen wie der erste. Trotzdem dauerte es bis zur 77. Minute, ehe Aubameyang den Torreigen einleitete. Mkhitaryan und Reus stellten den Endstand her.

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Aogo attackiert Kagawa

Ausgangslage:
Zwölfter gegen Vierter. Erstmals seit vier Jahren lagen beide Klubs in der Tabelle vor einem Derby acht Plätze auseinander (2010/11 war der BVB Erster, Schalke Elfter). Eine echte Serie gab es nicht: Beide Teams entschieden von den letzten zehn Aufeinandertreffen jeweils vier für sich. Allerdings gewann Borussia nur eins der letzten sieben beziehungsweise zwei der letzten 15 Heimspiele gegen Schalke.

Personalien:
Kampl (Infekt), Sokratis (muskuläre Probleme), Piszczek (Teilriss Syndesmoseband), Großkreutz (Muskelbündelriss) und Durm (Trainingsrückstand) fielen beim BVB aus. Bender und Kehl standen nach überstandener Verletzung wieder im Kader. Kirch verteidigte hinten rechts, Mkhitaryan übernahm die vakante Stelle von Kampl im offensiven Mittelfeld. Bei Schalke fehlten Kirchhoff (Achillessehnenprobleme), Matip (Muskelfaserriss), Giefer (Adduktorenverletzung), Fährmann (Kreuzbandzerrung), Kolasinac, Goretzka (beide Trainingsrückstand), Draxler (Sehnenteilriss), Obasi (Schienbeinoperation) und Farfan (Knorpelschaden).

Taktik:
Der BVB agierte in einem 4-2-3-1-System mit den beiden Denkern und Lenkern Sahin und Gündogan im defensiven Mittelfeld, die die Bälle eroberten, klug verteilten und immer wieder Reus und Aubameyang in der Spitze in Szene setzen konnten. Auch Kagawa und Mkhitaryan waren gut aufgelegt und wirbelten in der Zentrale. Schalke hingegen agierte - wie unter Di Matteo zur Praxis geworden - tiefstehend mit einer Fünfer-Abwehrkette, bei eigenem Ballbesitz rückten die Außenverteidiger Uchida und Fuchs ins Mittelfeld auf, um dort Überzahl zu schaffen.

Spielverlauf & Analyse:
Die Schwarzgelben starteten sehr gut in das Derby und stellten die Gäste schon in den ersten zwanzig Minuten gleich mehrfach vor große Probleme. Bereits nach vier Minuten steckte Kagawa toll zu Aubameyang in den Strafraum durch, der aus zwölf Metern am glänzend reagierenden Wellenreuther im Schalker Kasten scheiterte.

Aogo bügelte einen Ausrutscher des S04-Keepers aus, der Aubameyang die Schusschance auf das leere Tor ermöglichte (12.), Reus schoss aus spitzem Winkel am langen Pfosten vorbei (15.), und Kagawa, der von Hummels mit einem tollen langen Ball bedient wurde, profitierte davon, dass Neustädter sich verschätzte und lupfte den Ball auf 15 Metern über Wellenreuther. Die Schalker klärten im letzten Moment vor der Linie (16.).

Borussia spielt die Knappen an die Wand

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Der BVB ließ trotzdem nicht locker, auch Reus und Aubemeyang, die toll von Gündogan freigespielt wurden und frei vor dem Schalke Tor auftauchten, brachten es aber nicht fertig, den Ball im leeren Tor unterzubringen (25.). Nastasic klärte. Nur eine Minute später machte sich Wellenreuther bei einem Schuss von Reus aus der zweiten Reihe ganz lang und lenkte die Kugel mit den Fingerspitzen um den Pfosten. Nach der anschließenden Ecke kam Sahin aus acht Metern frei zum Kopfball – der landete in den Armen des Gelsenkirchener Torwarts (26.). 10:1 Torschüsse für den BVB nach einer halben Stunde. Kein Zweifel, wer Herr im SIGNAL IDUNA PARK war.

Und Schalke? Bis auf eine Direktabnahme von Boateng (7.) war von den Königsblauen nichts zu sehen. Borussia Dortmund spielte die Knappen regelrecht an die Wand, nur der Ball wollte irgendwie nicht ins Tor. 34 Minuten waren gespielt, als Reus nach einer Ecke den Hammer auspackte. Das ganze Stadion hatte den Torschrei auf den Lippen, doch der Ball klatschte, von Neustädter noch per Kopf abgelenkt, an die Latte. Nur zwei Minuten später schoss die Nummer 11 von der Strafraumkante nur Millimeter am Pfosten vorbei.

Nach der Pause brauchten die Westfalen gut zehn Minuten, um wieder in den offensiven Schwung der ersten Halbzeit zu kommen. Dann ging es aber genauso weiter wie zuvor. Reus verzog aus 19 Metern erst knapp (52.), dann wurde er wunderbar von Sahin in die Gasse geschickt und lief frei auf Wellenreuther zu, der aber seinen Schuss zur Seite abwehren konnte (56.).  Aubameyang kam nicht mehr zum Nachschuss, weil Höwedes in höchster Not klärte.

BVB macht den Sack spät zu

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Kurz darauf tankte sich Reus auf der rechten Seite durch und bediente Mkhitaryan, der aus 14 Metern abzog. Nastasic schmiss sich in den Ball und verhinderte das 1:0 für den BVB (63.). Nur zwei Minuten später kam der Armenier links im Strafraum frei an den Ball, Wellenreuther machte das kurze Eck zu. Auch wenige Sekunden danach verhinderte der Schalker Schlussmann den Rückstand, indem er rechtzeitig aus dem Tor kam und hauchdünn vor dem einlaufenden Mkhitaryan ans Leder kam.

Im SIGNAL IDUNA PARK hielt es nun keinen mehr auf den Sitzen ob der Überlegenheit der Borussia. Das ganze Stadion peitschte die Mannschaft nach vorne. Und der unermüdliche Einsatz der Mannschaft von Jürgen Klopp sollte belohnt werden. Nach 77 Minuten spielte Hummels den langen Ball in den Schalker Strafraum, wo die Abwehr der Gäste nur halbherzig klären konnte, so dass Mkhitaryan 18 Meter vor dem Tor an den Ball kam und im richtigen Moment zu Aubameyang durchsteckte, der aus zwölf Metern am herausgeeilten Wellenreuther vorbei zum 1:0 einschob!

Schon jetzt glich der Gefühlsausbruch der BVB-Fans auf den Tribünen einer Eruption, doch es sollte noch besser kommen. Die Schalker wirkten geschockt, übersahen Gündogan, der mit Highspeed über den rechten Flügel in den Strafraum marschierte und nach innen legte, wo Mkhitaryan in den Ball rutschte und ihn zum 2:0 über die Linie drückte. Reus setzte in der 86. Minute den Schlusspunkt, als er Wellenreuther in Bedrängnis brachte, ihm den Ball vom Fuß klaute und zum 3:0 einschob. Wahnsinn! Der BVB als hochverdienter Derbysieger!

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Ausblick:
Es geht mit zwei wichtigen Auswärtsspielen weiter: Am Dienstag (3.3., 20:30 Uhr) muss Borussia im DFB-Pokal bei Dynamo Dresden ran und am Samstag (7.3., 15:30 Uhr) in der Bundesliga beim Hamburger SV.

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