Diese Bilder und Momente wird Amos Pieper nie vergessen. Strafstoß Nummer 18, Spielstand 7:7. Würde der 19-Jährige mit Zuständigkeitsbereich Verteidigung und Abwehrorganisation ihn verwandeln, dann wäre der BVB Deutscher Meister.

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Und tatsächlich: Pieper verlädt Bayern-Torwart Ron Thorben Hoffmann – 8:7. Das Spiel ist aus, die erfolgreiche Titelverteidigung perfekt.

Borussias Defensivchef sprintet zur rechten Eckfahne, eine Spielertraube stürzt sich auf ihn. Der ruhige und besonnene Amos Pieper, vom Naturell her nicht Typ „Held“, ist zum Matchwinner geworden. Später kommentiert er trocken: „Im Training habe ich schon manchen Elfmeter verschossen. Aber ich habe dem Trainer gesagt: Wenn Du mich brauchst, bin ich da.“ Er war da. Zum richtigen Zeitpunkt.

Gebraucht wird er immer. Denn Amos Pieper ist der „Dauerbrenner“ in Borussias U19. In der Bundesliga bestritt er 24 von 26 Spielen, in der UEFA Youth League sieben von acht. In der Regel über die volle Distanz. In der Meisterschaft hat er, weil er im Duell bei RW Essen wegen einer Notbremse die Rote Karte gesehen hatte, zwei Mal ausgesetzt (gegen Leverkusen und Wuppertal). „Amos und Luca Kilian haben den Laden zusammengehalten. Ohne diese beiden wäre der Gesamterfolg der Mannschaft nicht möglich gewesen“, stimmt Nachwuchskoordinator Lars Ricken ein Loblied auf die Innenverteidiger an.

„Im Training habe ich einige Strafstöße verschossen“

Mitspieler, Trainer und Funktionäre heben immer wieder sein soziales Verhalten hervor. Als sich Dario Scuderi in Warschau so schwer verletzt hatte, empfand Pieper es als Selbstverständlichkeit, nachts mit ihm das Zimmer zu teilen. Ricken schmunzelt: „Er hat wohl mehr gelitten und weniger geschlafen als Dario. Alle haben sich für Amos gefreut, dass er mit seinem Elfmeter das Spiel entschieden hat.“

Pieper verrät später, er habe versucht, „alles auszublenden, die Kulisse, den Lärm und die Anfeuerungen von der Südtribüne. Ich fühlte mich wie in einem Tunnel und war voll fokussiert auf diesen entscheidenden Strafstoß.“ Lächelnd ergänzte er: „Aber es ist schon etwas anderes, vor fast 35.000 Zuschauern zu schießen als auf dem Bolzplatz.“ Mit dem Sieg im Finale gegen den FC Bayern hat er einen tollen Abschluss seiner Zeit als Jugend- und Juniorenspieler erlebt. Jetzt bereitet er sich auf den nächsten Schritt vor. Zunächst in Borussias U23 und im erweiterten Kader der Profis.
Wilfried Wittke

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