Als sich die Enttäuschung gelegt hatte, kehrte ein Lächeln in die Gesichter zurück. „Wir können stolz sein auf die Runde, die wir in der Youth League gespielt haben“, munterte Trainer Benjamin Hoffmann seine Jungs nach der „sehr verdienten“ 1:4-Niederlage im Achtelfinale der europäischen A-Junioren-Königsklasse beim FC Barcelona auf.

Und sein Blick war schon nach vorn gerichtet: „Das wichtigere Spiel steht Samstag an.“ In Brackel (11 Uhr) kommt es dann zum Gipfeltreffen in der Bundesliga West: Borussia, der aktuelle Tabellenzweite, empfängt Spitzenreiter Schalke 04 – und dem BVB eröffnet sich die Möglichkeit, mit einem Sieg den Rückstand auf zwei Punkte zu verkürzen.

Hoffmann brauchte nicht lange, um die Partie im „Mini Estadi“ zu analysieren: „Wir haben bis zum Ausgleichstreffer, dem individuelle Fehler vorausgegangen waren, die Räume eng gehalten, und die schwere Aufgabe läuferisch wie taktisch gut gelöst. Nach dem 1:2 mussten wir die Defensive lockern, dann hat Barca seine individuelle Klasse, Ballsicherheit und Laufstärke ausgespielt.“ Und den Borussen eine Lehrstunde erteilt.

Wertvolle Erfahrungen

Hoffmann bestätigt: „Für die Jungs war es eine Standortbestimmung. Sie werden sich eingestehen müssen, dass es noch nicht reicht, auf europäischem Top-Niveau zu spielen.“ Der in der UEFA Youth League gesperrte Orel Mangala, dieser robuste und zweikampfstarke Mittelfeldmann, wurde schmerzlich vermisst. Felix Passlack hatte bei seiner Rückkehr mit unübersehbaren Anpassungsschwierigkeiten zu kämpfen.

Aber diese U19 hat Borussia Dortmund hervorragend repräsentiert, und die Talente haben dazu wertvolle Erfahrungen gesammelt, von denen sie (hoffentlich) im nächsten Jahr profitieren. „Nach dem katastrophalen Start mit den zwei schwer verletzten Spielern Dario Scuderi und Patrick Fritsch ist es uns gelungen, das Beste aus diesem Wettbewerb zu machen. Highlights waren die Siege in Madrid und Haifa“, bilanziert Hoffmann. Der BVB hatte sich als einziger deutscher Verein in der Gruppenphase für die Play-off-Runde qualifiziert und im Achtelfinale mit dem Gastspiel beim FC Barcelona das wohl schwerste Los gezogen.

Hoffmann: „Extreme Belastung“

Auf der anderen Seite erhielten Dortmunds Hochbegabte Einblicke in das Leben der Fußball-Profis, sie lernten Regeneration in „Englischen Wochen“ kennen und Reisestrapazen zu verarbeiten. „Extreme Belastungen“, wie Hoffmann zusammenfasst und erläutert: „Sie müssen morgens um 8 Uhr zur Schule, kommen nachmittags zurück und stehen abends auf dem Trainingsplatz. Das ist in anderen Ländern besser und einfacher geregelt.“ Wie zum Beispiel in Spanien, wo sich die Spieler intensiver dem Fußball widmen können und die UEFA Youth League einen deutlich höheren Stellenwert genießt. Nicht von ungefähr stehen mit Atletico Madrid, FC Barcelona und Real Madrid drei spanische Vereine im Viertelfinale.

Die Jungs um Kapitän Dzenis Burnic werden sich nun ganz auf die Bundesliga konzentrieren. Nach dem holprigen Start ins Jahr 2017 mit Niederlagen gegen Borussia Mönchengladbach (3:4) und den VfL Bochum (2:5) sowie dem Sieg in Bielefeld (3:0) bündelt Hoffmann alle Kräfte, um zumindest als Tabellenzweiter die Endrunde zur Deutschen Meisterschaft zu erreichen. „Das ist unser Anspruch, und das ist auch Anspruch der Spieler“, betont er.

Das Derby wird schon zu einem wegweisenden Spiel.
Wilfried Wittke

BVB total!-Video: Interwievs mit Benni Hoffmann und Lars Ricken nach der Youth League