Ehrgeizig. Geerdet. Fokussiert. Das ist Thomas Tuchel. Borussia Dortmund ist die zweite Trainerstation des 41 Jahre alten Fußballlehrers in der Bundesliga. Von 2009 bis 2014 trainierte er mit beachtenswertem Erfolg den 1. FSV Mainz 05, den er in fünf Jahren als Chefcoach zwei Mal in den Europapokal führte.

Der Weg in die Bundesliga führte für Thomas Tuchel über ... Borussia Dortmund. Nach Stationen im Nachwuchsbereich des VfB Stuttgart (2000 bis 2006) und FC Augsburg (2006 bis 2008) kam der ehemalige Zweitligaprofi zum 1. FSV Mainz 05, wo er in seiner Premieren-Saison die A-Junioren des Vereins zum Gewinn der Deutschen Meisterschaft führte. Endspielgegner war am 28. Juni 2009 die Mannschaft von Borussia Dortmund. Die glich durch ein Tor von Mario Götze zum zwischenzeitlichen 1:1 aus, doch die Nullfünfer behielten mit dem späteren Weltmeister André Schürrle sowie den kommenden Bundesligaprofis Jan Kirchhoff, Konstantin Fring und Petar Slišković mit 2:1 die Oberhand. BVB-Chef Hans-Joachim Watzke äußerte sich damals schon lobend über den jungen Mainzer Trainer. Und Michael Zorc erinnerte sich: „Obwohl unsere Mannschaft nach Expertenmeinung individuell besser besetzt war, hatten wir keine wirkliche Chance in diesem Spiel.“

Der Gewinn der A-Jugend-Meisterschaft öffnete Türen im eigenen Verein. Fünf Wochen später, am 3. August 2009, wurde er in das Amt des Cheftrainers berufen. „Thomas Tuchel verkörpert in seiner Fußballphilosophie, in seiner Fähigkeit zur Teamarbeit, in seiner Persönlichkeit und mit seiner Leidenschaft jene Tugenden, die Mainz 05 immer stark gemacht haben“, begründete Manager Christian Heidel eine kurz vor Saisonbeginn getroffene Maßnahme, die von Erfolg gekrönt war. In seiner ersten Saison als Cheftrainer führte Tuchel den Klub auf Rang neun in der Tabelle, ein Jahr später auf den fünften Platz. Dabei egalisierte seine Mannschaft mit sieben Siegen an den ersten sieben Spieltagen den bis dahin bestehenden Bundesligarekord.

Moderner Tempo- und Angriffsfußball

„Ich will ballorientiert nach vorne verteidigen, ich setze auf knallhartes, schnelles Umschalten, große Laufbereitschaft und aggressives Zweikampfverhalten. Ich vertraue Spielern, nehme sie mit ins Boot. Wenn sie bereit sind, sich dem gemeinsamen Ziel zu verschreiben.“ Moderner Tempo- und Angriffsfußball prägten den Spielstil der Nullfünfer, deren Trainer sich bewusst in den Hintergrund stellte. Nach einem Sieg gegen Bayern München äußerte er: „Ich bin doch keinen Meter gelaufen, habe kein Tor geschossen und keines verhindert. Die Mannschaft hat es verdient, sich feiern zu lassen.“ Tuchel über Tuchel: „Ich glaube, ich bin total geerdet. Es ist mein Bestreben, ich selbst zu bleiben.“

Thomas Tuchel hat sich voll dem Fußball verschrieben, dabei aber nie den Blick über den Tellerrand verloren. Für die Stuttgarter Kickers absolviere er in der Saison 1992/93 acht Zweitligaspiele, doch so richtig durch startete der 1,90 Meter große Verteidiger ab 1994 beim drittklassigen SSV Ulm, wo eine Knieverletzung (Knorpelschaden, Patellasehnen-Spitzensyndrom) jedoch bereits im Alter von 24 Jahren die aktive Karriere beendete. „Ulm marschierte in die zweite Liga und durch in die Bundesliga. Es war ganz bitter zu sehen, wie ein Lebenstraum knapp an einem vorbeigeht“, klagte er seinerzeit.

Fußballlehrer mit der Abschlussnote 1,4

Doch mit Akribie und Ehrgeiz legte er den Grundstein für eine Karriere als Trainer. Parallel zu seiner Zeit als Drittligaspieler absolvierte er ein Betriebswirtschaftsstudium, das er mit dem Diplom abschloss („Ich wollte mir beweisen, auch abseits des Fußballs eine Sache mit Ehrgeiz zu Ende zu bringen“) und bestand im Jahr 2007 an der Sporthochschule in Köln die Prüfung zum Fußballlehrer mit der Note 1,4

Es war der Auftakt einer steilen Trainerkarriere, die ab heute bei Borussia Dortmund ihre Fortsetzung finden soll.
Boris Rupert