3:0 Tore, 21:2 Torschüsse, 56 Prozent Ballbesitz, ein vollkommen beschäftigungsloser Roman Weidenfeller, der in 90 Minuten nicht einen einzigen Ball halten musste – der Blick in die Statistik macht nach dem Erfolg über den SC Paderborn deutlich, wie überlegen Borussia Dortmund am Samstagnachmittag agierte. „Wir wollen bis zum Ende alles aus dieser Saison herauspressen“, sagte ein zufriedener Jürgen Klopp nach dem Spiel. Der erste Schritt dahin ist nun getan.

Vor dem Hintergrund der Nachricht von Klopps Abschied zum Saisonende war die Reaktion der Mannschaft mit Spannung erwartet worden. Viele seiner Spieler hatten sich unter der Woche beim Coach für die gemeinsame Zeit bedankt und angekündigt, ihm einen würdigen Abschied bereiten zu wollen. Keine einfache Aufgabe, wie Marcel Schmelzer und Matthias Ginter nach dem Spiel bestätigten.

Herausforderung gemeistert

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13 Tore, insgesamt 19 Scorerpunkte: Pierre-Emerick Aubameyang ist an jedem zweiten BVB-Tor beteiligt

„Das hat uns alle natürlich ein Stück weit mitgenommen“, sagte Ginter, der mit seiner Vorlage zum 2:0 erstmals an einem Treffer im SIGNAL IDUNA PARK beteiligt war. „Es ist sicherlich schwer, in so ein Spiel zu gehen“, ergänzte Schmelzer. „Es hat uns natürlich beeinflusst – aber vielleicht eher so, dass jetzt alle diese hundertprozentige Überzeugung haben und das hundertprozentige Ziel, dem Trainer einen gebührenden Abschied zu bereiten“, erklärte Kapitän Mats Hummels.

Sein Team hat genau diese Reaktion gezeigt, hat sich 90 Minuten voll auf die schwierige Aufgabe gegen den tief im Abstiegskampf steckenden SCP konzentriert, die Nebengeräusche ausgeblendet und die Herausforderung mit Bravour gemeistert. Das ganze Spiel über hatte man den Gegner absolut im Griff, stand hinten sicher und traf – nachdem man in der ersten Halbzeit noch einige Chancen liegengelassen hatte – nach der Pause gleich dreifach. Ein weiteres reguläres Tor durch Pierre-Emerick Aubameyang wurde zudem verwehrt. Insgesamt drei Mal pfiff der gute Schiedsrichter Dr. Brych jubelnde Borussen zurück.

Mkhitaryans beste Saisonleistung

Dass Shinji Kagawa dabei erstmals seit dem fünften Spieltag wieder im eigenen Stadion traf, dass Aubameyang mit seinem 13. Saisontor schon jetzt seine Bestmarke aus dem letzten Jahr einstellte, und dass Paderborns Torwart Lukas Kruse mit fünf teils starken Paraden einen noch höheren BVB-Sieg verhinderte: Tatsachen, die jeden BVB-Fan in Verzückung versetzen, die aber von einer Leistung noch getoppt wurden. Der von Henrikh Mkhitaryan.

Das Kopfballtor des Armeniers zum 1:0 war der Dosenöffner. „Die Jungs wirkten nach dem 1:0 befreit und haben richtig gut gespielt“, bestätigte Jürgen Klopp. Außerdem bereitete Mkhitaryan das 3:0 durch Kagwa mit einem herrlichen Flugball vor, war an vielen tollen Kombinationen im Offensivspiel beteiligt, leitete unter anderem mit einem ganz feinen Hackentrick die große Chance für Kuba ein. Er gab die meisten Torschüsse ab (4) und legte die meisten Sprints hin (34).

Viele Faktoren müssen zusammenkommen

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„Ich freue mich besonders für Micki“, betonte Marcel Schmelzer nach dem Spiel. Mkhitaryan bedankte sich und bestätigte den Eindruck: „Ich denke, ich habe eines meiner besten Spiele in diesem Jahr abgeliefert.“ Er gab das Lob an seine Kollegen zurück: „Die ganze Mannschaft hat einen großartigen Job gemacht.“ Genau so müsse man nun weitermachen, dann schaffe man eventuell sogar noch die Qualifikation für die Europa League, meinte der 26-Jährige. Sollte man die ausstehenden fünf Bundesliga-Spiele tatsächlich alle gewinnen, dann könnte der sechste Platz, der für einen Start im internationalen Wettbewerb berechtigt, tatsächlich noch im Bereich des Möglichen liegen.

Dafür müssten aber auch viele Faktoren zusammenkommen. Sechs Punkte liegen der FC Augsburg (6.) und auch Schalke (5.) vor dem BVB auf Platz neun, auch Bremen (2 Punkte Vorsprung) und Hoffenheim (1) liegen noch dazwischen. Werder und die TSG kann man in den direkten Duellen am 31. und 34. Spieltag noch überholen. Gerade in Sachen Augsburg ist der BVB aber auf Schützenhilfe angewiesen – und muss selbst seine Hausaufgaben machen. Dennoch: „Alles ist möglich, man darf niemals nie sagen“, gibt Henrikh Mkhitaryan die Marschroute vor.
Dennis-Julian Gottschlich