Als die Mannschaft im Constant-Vanden-Stock-Stadion gemeinsam mit den Dortmunder Fans die LaOla-Welle machte, war allen Beteiligten die Erleichterung ins Gesicht geschrieben. Die BVB-Profis strahlten, machten ihre Späße und animierten selbst Trainer Jürgen Klopp zum Mitmachen. Nach einer gefühlten Ewigkeit der Erfolglosigkeit, die eigentlich „nur“ eine Woche betrug, war man beim BVB fast rundum zufrieden.

Das 3:0 in der Champions League beim RSC Anderlecht war so etwas wie die Wiedergutmachung für die magere Punkteausbeute in den letzten drei Bundesligaspielen. „Wir haben wieder unser wahres Gesicht gezeigt“, freute sich Sebastian Kehl, der nach Adduktorenproblemen wieder in die Startelf zurückgekehrt war und sein 50. Europacup-Spiel absolvierte.

Auch Kapitän Mats Hummels, diesmal erst in der Schlussphase eingewechselt, attestierte dem BVB einen „am Ende souveränen Auftritt“. Es sei ein wichtiger Schritt nach vorne gewesen, vom „Ergebnis und der Leistung  her“. Und Ciro Immobile sagte: „Nach der bitteren Derbyniederlage war es ein verdienter und ganz wichtiger Sieg.“

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Durchatmen: Shinji Kagawa im Spiel beim RSC Anderlecht.

Es schien so, als hätte sich die Borussia ein wenig den Frust von der Seele geschossen. In der Bundesliga war der BVB zuletzt zwar regelmäßig optisch überlegen, verbuchte auch mehr Torschüsse als der Gegner, die Tore wollten allerdings nicht fallen. In Anderlecht war das anders. Klopp: „Das war knallharte Arbeit mit einem günstigen Spielverlauf.“

Immobiles 1:0 in der dritten Minute war Balsam auf die Gemüter und stärkte das Selbstvertrauen. Vor allem Shinji Kagawa, der nicht nur beim Zuspiel beim ersten Treffer glänzte, und Pierre-Emerick Aubameyang spielten die Gastgeber phasenweise schwindelig. „Mit ‚Auba‘ hatten wir einen an der Seite, der gefühlt zehn Mal durchgebrochen ist“, lobte Neven Subotic und erklärte weiter: „Ich bin sehr, sehr zufrieden mit unserer Leistung. Wir haben auch in der Höhe verdient gewonnen.“

Doch nicht nur in der Offensive (18:7 Torschüsse), in der der eingewechselte Ramos (69., 79.) mit seinen ersten beiden Treffern in der Königsklasse den 3:0-Sieg unter Dach und Fach brachte, überzeugte der BVB. Auch in der Abwehr war ein Aufwärtstrend unverkennbar. „Wir haben heute nicht perfekt, aber leidenschaftlich verteidigt“, sagte Klopp. „Es gab ein, zwei Situationen, in denen es hätte mit ein bisschen Pech eng werden können“, erklärte Mats Hummels.

„Das Zu-Null ist das Krönchen“

Der Dortmunder Kapitän spielte vor allem auf die 75. Minute an, in der Aleksandar Mitrovic am Pfosten scheiterte, nachdem Subotic sich verschätzt hatte. Es wäre das 1:2 gewesen… Mit Glück und Geschick verteidigte der BVB aber diesmal erfolgreich das Tor und blieb nach dem 2:0 gegen den FC Arsenal erst zum zweiten Mal in einem Pflichtspiel in dieser Saison ohne Gegentor. Klopp: „Das Zu-Null ist das Krönchen.“

In der UEFA Champions League hat sich die Borussia mit der Maximalausbeute von sechs Punkten an der Tabellenspitze der Gruppe D festgesetzt. Der FC Arsenal (3 Zähler) folgt auf Platz zwei, Galatasaray (1) und der RSC (1) auf drei und vier. „Die Ausgangssituation ist hervorragend. Mit dem nächsten Spiel in Istanbul können wir einen Riesenschritt nach vorne machen“, sagte Sebastian Kehl. „Dass wir mit solchen Zahlen in die Gruppe gestartet sind, hat niemand erwartet“, freute sich Neven Subotic.

„Gegen den Hamburger SV nachlegen“

Mats Hummels wiederum mahnte auch zur Vorsicht: „Keine Frage, die Ausgangslage ist gut. Aber mit sechs Punkten kommt man in der Champions League im seltensten Fall weiter.“ Vier Punkte aus den kommenden beiden Duellen mit Galatasaray (22.10./A und 4.11./H) seien mit Blick auf die Qualifikation für das Achtelfinale ein sehr gutes Ergebnis.

Zuvor richtet sich der Fokus jedoch wieder auf die Bundesliga. „Dort haben wir etwas gutzumachen. Wir wollen uns bis zum Ende der Saison in jedem Spiel steigern – und am Samstag gegen Hamburg nachlegen“, meinte Hummels. Oder wie es Jürgen Klopp formulierte: „Wir dürfen uns kurz freuen. Aber ab Donnerstag geht es um die HSV-Raute." (fu)