Borussia Dortmund ist mit einem Sieg in das Bundesliga-Jahr 2017 gestartet. Beim SV Werder Bremen holten die Borussen am 17. Spieltag einen hart erkämpften, am Ende aber verdienten 2:1 (1:1)-Erfolg. Damit hat der BVB das 13. Jahr in Serie das erste Bundesliga-Spiel des Jahres nicht verloren.

42.100 Zuschauer im ausverkauften Weserstadion sahen ein durchaus attraktives Spiel, in dem der BVB stark begann, durch Schürrle (5.) verdient in Führung ging und weitere Chancen zum 2:0 besaß. Bremen kam erst in der zweiten Hälfte der ersten Halbzeit richtig auf, scheiterte aber an Weidenfeller (18./34.) und der Latte (45.+3). Nach der Pause glichen die mutig kämpfenden und durch Drobnys Rote Karte (39.) dezimierten Bremer dann zwar durch Bartels aus (59.), der BVB kam am Ende durch Piszczek aber zum verdienten Siegtreffer (71.).

Es berichtet Dennis-Julian Gottschlich

Ausgangslage:
Sechster gegen Fünfzehnter. Das Team von Thomas Tuchel wollte mit Beginn des neuen Jahres zur Aufholjagd auf die Champions-League-Plätze blasen (drei Punkte Rückstand auf Rang 3), Bremen musste punkten, um den Vorsprung auf die Abstiegszone zu vergrößern (drei Punkte Vorsprung auf Rang 16). Borussia Dortmund hatte vier der vergangenen fünf Gastspiele in Bremen gewonnen und erzielte bei diesen vier Siegen 15 Tore.

Bild
Sokratis meldete sich fit und stand in der Startelf.

Personalien:
Die Schwarzgelben mussten ohne Aubameyang (Afrika-Cup), Bender (Außenbandriss im Sprunggelenk), Bürki (Rückstand), Mor (Rückenbeschwerden), Rode (Trainingsrückstand) und Subotic (Aufbautraining) antreten. Sokratis war rechtzeitig fit geworden und verteidigte innen neben Ginter. Auch bei Dembélé reichte es immerhin für eine Einwechselung. Schürrle spielte für Aubameyang im Sturmzentrum. Bei Bremen fehlten Bargfrede (Achillessehnenprobleme), Grillitsch (Schulterverletzung), Hajrovic (Knieverletzung) und Junuzovic (Faserriss).

Taktik:
Borussia agierte wie schon bei der „Generalprobe“ in Paderborn aus einer 4-3-3-Grundordnung mit Castro und Kagawa auf den Halbpositionen vor Weigl. Die pfeilschnellen Pulisic und Reus besetzten die Flügel. Schürrle agierte im Angriffszentrum, bot sich aber auch immer wieder auf den Seiten an. Werder verteidigte in einem 5-2-3-System. Bartels und Garcia erweiterten den Abwehrverband dann zu einer Fünferkette. 

Bild
Pizarro (l.), hier im Kopfballduell mit Schmelzer, musste aufgrund von Drobnys Roter Karte ausgewechselt werden, um Wiedwald ins Tor zu holen.

Spielverlauf & Analyse:
Das Team von Thomas Tuchel strahlte in der Anfangsphase große Dominanz aus. 6:0 Torschüsse standen bereits nach einer Viertelstunde zu Buche, und Werder hatte arge Probleme, die Offensivpower des BVB zu stoppen. Schon nach fünf Minuten markierte Schürrle, nachdem er von einem Fehlpass Gnabrys profitierte und Drobny im Strafraum umkurvte, aus halblinker Position sein erstes Bundesliga-Tor für Schwarzgelb zum 1:0. Wenig später hatte er gar das 2:0 auf dem Fuß, geriet aus 15 Metern aber in Rücklage und bekam nicht genug Druck in den Abschluss, so dass Drobny den Ball mit den Fingerspitzen noch um den Pfosten drehen konnte (11.). Auch Schürrles Kopfball nach Flanke Kagawa konnte der Bremer Keeper halten (15.). Bremen wurde zu Beginn in der Defensive derart beschäftigt, dass ihnen gar nichts anderes übrig blieb, als sich aufs Kontern zu beschränken. Nach 18 Minuten kam bei einem dieser Gegenstöße Bartels aus 15 Metern zum Abschluss, den Weidenfeller aber sicher parierte.

Von diesem Moment an – und mit der Herausnahme von Gnabry und der gleichzeitigen taktischen Umstellung auf eine defensive Dreierkette – fand der SVW besser ins Spiel. Kruse verpasste nach etwas mehr als einer halben Stunde einen Freistoß am langen Pfosten nur knapp (31.). Weidenfeller parierte zudem erst einen Distanzschuss von Delaney ohne Probleme (34.) und nur eine Minute später einen Drehschuss aus 12 Metern – ebenfalls von Delaney – sensationell mit dem Fuß.

Drobny sieht Rot, Fritz trifft die Latte

Bild
Castro zog im Mittelfeld die Strippen.

Auf der anderen Seite schwächte Drobny seine Mannschaft dann nachhaltig, als er den von Castro bedienten und alleine auf ihn zustürmenden Reus aus vollem Lauf etwa 25 Meter vor dem eigenen Tor ummähte. Schiedsrichter Siebert zögerte keinen Moment und zückte die Rote Karte (39.). Werder-Coach Alexander Nouri holte daraufhin Pizarro gezwungenermaßen vom Feld und bracht Ersatzkeeper Wiedwald ins Spiel. Den fälligen Freistoß setzte Schürrle rechts neben das Tor (43.). Kurz vor der Pause parierte Wiedwald einen von Fritz abgefälschten Reus-Schuss (45.+2). Vor dem Tor des BVB wurde es aber auch nochmal ganz brenzlig, als Fritz den Ball aus 17 Metern unter die Latte knallte, von wo er aber vor und nicht hinter die Linie prallte (45.+3). Die Torlinientechnik bestätigte die Sicht der Unparteiischen. 

Die Westfalen wollten nach Wiederanpfiff schnell für klare Verhältnisse sorgen, verpassten dies aber durch Kagawa (49.) und Castro (51.) sowie eine gefährliche, flach ausgeführte Freistoßvariante, die Sané im letzten Moment klären konnte (55.). Wiedwald parierte außerdem exzellent im Eins gegen Eins mit dem freistehenden Reus (58.). Die vergebenen Möglichkeiten rächten sich nur eine Minute später, als Bartels nach einem Einwurf der Dortmunder Hintermannschaft davonzog und aus 15 Metern im Fallen unten rechts zum 1:1 einnetzte (59.). Der BVB tat sich gegen dezimierte Bremer schwer, bewies aber Moral und versuchte alles.

Bild
Die Wunde von Drobnys Stollen ist deutlich am Oberschenkel zu sehen. Marco Reus konnte zum Glück weiterspielen. Der Werder-Keeper musste mit Rot vom Platz.

Lukasz Piszczek erlöst den BVB

Reus kam nach feinem Zuspiel von Ginter per Kopf mit dem Rücken zum Tor an den Ball, setzte ihn aber am langen Pfosten vorbei (69.). Danach war für ihn Schluss. Thomas Tuchel brachte Guerreiro und Dembélé herein und bließ zur Schlussoffensive. Das sollte sich sofort lohnen, denn nach einer Ecke chippte Guerreiro die Kugel aus 18 Metern an den Fünfer. Piszczek stand dort mutterseelenallein, denn Sané hatte das Abseits aufgehoben, und bugsierte den Ball technisch anspruchsvoll am herauseilenden Wiedwald vorbei ins Tor (71.). Pulisic konnte eine Minute später per Kopf alles klar machen, ein Bremer bekam aber noch gerade so ein Bein in seinen Kopfball. Auch Schürrle scheiterte mit seinem Schuss von der Strafraumkante an Wiedwald (85.). Werder warf zwar nochmal alles nach vorne, kam aber nicht mehr brandgefährlich zum Abschluss.

Ausblick:
Am kommenden Sonntag (29.1., 17:30 Uhr) tritt der BVB in der Bundesliga wieder auswärts an. Dann geht es zum 1. FSV Mainz 05. Morgen steht der Test bei Rot-Weiss Erfurt auf dem Plan.

Teams & Tore