„Was würdest Du Deinem Tor für eine Note geben?“, fragte BVBtotal!-Reporter Philipp Oppel BVB-Youngster Christian Pulisic nach dem Spiel in Wolfsburg. „Marcs Tor war eine glatte eins. Deshalb würde ich meinem Tor „leider“ nur die Note zwei geben“, antwortete der 18-Jährige lachend. Pulisic glänzte beim Bundesliga-Auftakt nicht nur als Torschütze, sondern auch als Vorlagengeber, war maßgeblich am deutlichen und verdienten 3:0-Erfolg beteiligt.

Nicht der einzige positive Aspekt, den Borussia Dortmund aus dem Duell in der Autostadt ziehen konnte. „Ich bin sehr zufrieden. 3:0 in Wolfsburg ist ein gutes Ergebnis! Insgesamt war es eine sehr gute Teamleistung“, betonte Peter Bosz, der aber nicht umhin kam – auf Nachfrage der Reporter – zwei seiner Schützlinge ein Extralob zu verpassen. Der eine war natürlich Christian Pulisic, dessen Galavorstellung auch dem BVB-Coach nicht verborgen geblieben war. „Christian Pulisic ist noch sehr jung, hat das heute aber sehr gut gemacht – nicht nur wegen seines Tores. Er war überall zu finden, hat für viel Gefahr gesorgt und sehr gut gespielt“, sagte Bosz.

Götze freut sich, bleibt aber realistisch

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In der Tat war es so, dass die Ausfälle des verletzten Schürrle und des weiterhin suspendierten Dembélé nicht ins Gewicht zu fallen schienen. Mit unglaublichem Spielwitz agierte Pulisic, spielte der Wolfsburger Defensive ein ums andere Mal Knoten in die Beine, legte zum Beispiel das 3:0 durch Aubameyang mustergültig vor. Natürlich hatte er zu diesem Zeitpunkt seine Extraklasse schon längst unter Beweis gestellt. Das 1:0 erzielte er, von zwei Wolfsburgern bedrängt, mit ganz feinem Füßchen durch die beiden Gegenspieler hindurch.  „Wir spielen mit sehr hohem Druck, pressen sehr früh, haben ein sehr hohes Tempo in unserem Spiel. Das kommt mir und meinem Spiel sehr entgegen“, sagte ein zufriedener Pulisic nach der Partie. „Am Ende hat das heute zu einem Tor und einer Vorlage gereicht für mich. Darüber freue ich mich natürlich.“

Die Vorlage zu Pulisics Treffer gab Mario Götze, der auch am 2:0 durch Marc Bartra entscheidenden Anteil hatte, weil er Vorlagengeber Castro bediente. Götze war der zweite Akteur, den Peter Bosz am Samstagnachmittag hervorhob: „Mario Götze ist ein ebenso außergewöhnlicher Spieler. Mario war lange nicht dabei, deswegen müssen wir Geduld haben. Es ist wichtig, dass er gesund bleibt und Spielpraxis sammeln kann. Seine Qualität hat man heute aber schon wieder sehen können“, sagte Bosz über den Weltmeister, der schon in der Vorbereitung immer wieder sehr vielversprechende Ansätze gezeigt hatte.

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Wie er in Wolfsburg zwischenzeitlich den Ball durchs Mittelfeld trieb, immer wieder sein klasse Auge für den Mitspieler bewies, das erinnerte an die Zeiten vor seiner Stoffwechselerkrankung, an die Zeiten vor seinem Wechsel zum FC Bayern, als Götze in Dortmund als ganz junger Spieler zum Leistungsträger reifte, mit dem BVB zwei Meisterschaften und einen Pokalsieg feierte. Hervorzuheben wäre zum Beispiel eben die Szene vor jenem 1:0 durch Pulisic, als Götze den Abpraller aus der Abwehr der Wölfe gedankenschnell verarbeitete und sofort zum freistehenden Mitspieler weiterleitete, der letztendlich das 1:0 besorgte. „Wir haben ein klasse Spiel gemacht“, freute Götze sich nach dem Spiel, ordnete die Leistung aber auch gleich ganz realistisch ein: „Wir wissen, dass noch ein sehr weiter Weg vor uns liegt. Es war nur der erste, kleine Schritt.“

Spitzenreiter nach dem ersten Spieltag

Dass sein Comeback aber auch beim Gegner Freude auslöst, hätten wohl nur die Wenigsten gedacht. „Das hat mich wahnsinnig gefreut“, beschrieb Wolfsburgs Kapitän Mario Gomez den Moment, als er sah, dass Götze auflaufen werde. „Ich habe ja schon mal gesagt, dass ich den Tag nie vergessen werde, als Mario das erste Mal bei der Nationalmannschaft dabei war. Damals habe ich mir gedacht: ‚Boa, was ist das denn für einer‘. Ich wünsche ihm einfach so sehr, dass er wieder so befreit aufspielen kann, wie damals.“

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Eigentlich kann Borussia Dortmund ein beinahe rundum positives Fazit aus dem ersten Spieltag ziehen. Ein wenig auf die Euphorie-Bremse zu treten, ist dennoch sicherlich angemessen. Schließlich war der VfL Wolfsburg eigentlich zu keiner Zeit des Spiels ein ebenbürtiger Gegner. Vor allem defensiv offenbarten die Wölfe teils eklatante Schwächen. Trotzdem scheint der BVB nach den Spielen von Freitag und Samstag das Team zu sein, das am ersten Spieltag die größte Souveränität ausgestrahlt hat. Mit deutlichen Abstrichen konnten danur die Bayern und vielleicht noch der Rivale aus Gelsenkirchen mithalten. Aber selbst wenn die vorläufige Tabellenführung nach dem ersten Spieltag, die dem BVB am Sonntagnachmittag ja ohnehin noch abgejagt werden kann, nicht wirklich aussagekräftig ist: Viel Zuversicht für eine hoffentlich erfolgreiche Saison 2017/18 hat die Leistung in Wolfsburg allemal gemacht.
Dennis-Julian Gottschlich