Noch ist der BVB nicht so richtig im Jahr 2018 angekommen. Zwei Unentschieden zu Rückrundenbeginn ließen den Trainer und auch die Spieler nach dem Spiel in Berlin eher unzufrieden zurück. Dennoch zeigte Borussia gerade in der zweiten Halbzeit, vor allem in den letzten dreißig Minuten, welches Potenzial in der Mannschaft steckt. Zwei Youngster ließen zudem ihre Klasse aufblitzen.

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„Nach der Pause, besonders in den letzten 30 Minuten, spielen wir nur auf ein Tor. Eigentlich müssen wir noch in Führung gehen“, analysierte Ömer Toprak das Spiel bei Hertha BSC. Dem Verteidiger, der nach eigener Aussage an den Kullerball von Salomon Kalou, den Duda aus Abseitsposition ins Tor schob, noch herangekommen wäre, war die Enttäuschung über den verpassten Dreier kurz nach der Partie am deutlichsten anzumerken. Sein Kollege aus der Offensive, André Schürrle, formulierte es anders: „Auf den letzten 30 Minuten können wir aufbauen.“ Der Weltmeister von 2014 brachte es auf den Punkt.

Sancho zeigt erneut starke Ansätze

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Denn nach dem Rückstand direkt nach der Pause drehte der BVB auf, zeigte sein phasenweise starkes Kombinationsspiel, agierte in der Spitze blitzschnell. Dabei stachen besonders zwei Youngster ins Auge. Zum einen Jadon Sancho, der vor dem Ausgleich durch Kagawa nicht nur Auge bewies, als er den Japaner toll bediente, sondern auch seine Dribbling-Künste unter Beweis stellte und Durchsetzungsvermögen bewies, als er gegen drei Herthaner den Ball behauptete. Zum zweiten Mal hintereinander ließ Peter Stöger den jungen Briten von Beginn an auflaufen, und wie schon vergangene Woche gegen Wolfsburg zeigte Sancho erste sehr vielversprechende Ansätze, dass er in Zukunft eine tragende Rolle bei den Schwarzgelben spielen könnte. Schon letzte Woche fehlten Sancho bei seinem Pfostenschuss nur wenige Zentimeter, um sein Startelf-Debüt zu krönen. Nun immerhin schon mal eine Vorlage. Der quirlige Offensiv-Dribbler bringt eine erfrischende Unbekümmertheit mit. Genau das, was dem BVB in der Hinrunde immer mal wieder gefehlt hat.

Auch Isak macht Lust auf mehr

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Ähnlich wie Sancho bewies auch Alexander Isak, der in Berlin nach 67 Minuten für den guten Mario Götze reinkam, dass er zu einer echten Alternative in der Spitze heranwachsen könnte. Im Zentrum strahlte er trotz seines jungen Alters eine durchaus beachtliche Präsenz aus, verarbeitete – wie schon letzte Woche gegen Wolfsburg – ein Zuspiel von Kagawa technisch brillant mit zwei Kontakten und verpasste das Tor nur um ein Haar. Kurz zuvor hatte er mit einem Lattenkracher bereits das 2:1 knapp verpasst. Nach ziemlich genau einem Jahr beim BVB scheint der erst 18-Jährige langsam richtig Fuß zu fassen.

Seine Aktionen machen Lust auf mehr. Tore werden folgen, wenn er so weiterarbeitet. Natürlich profitiert er derzeit vom Fehlen Pierre-Emerick Aubameyangs. Deshalb heißt es abzuwarten, wie sich die Situation um den Gabuner in den nächsten Tagen entwickelt. Dass er die Klasse hat einzuspringen, wenn Aubameyang nicht zur Verfügung steht, ist in Ansätzen zumindest schon zu erkennen. Sancho und Isak könnte bei Borussia Dortmund in jedem Fall die Zukunft gehören, das ist in den ersten beiden Bundesliga-Spielen dieses Jahres aufgeblitzt.  

Die Weichen sind gestellt

Dafür brauchen sie eine intakte Mannschaft und ein intaktes Umfeld. Sie brauchen erfahrene Spieler, in deren Schatten sie sich weiterentwickeln können. Sie brauchen einen Trainer, der an sie glaubt. Beim BVB sind diese Voraussetzungen gegeben; das haben auch die vergangenen Jahre gezeigt, in denen bekanntlich jede Menge BVB-Youngster zu Top-Spielern herangewachsen sind. Mit Blick auf die Zukunft sind die Weichen also gestellt. Und mit Blick auf die kommenden Wochen sollte die letzte halbe Stunde im Olympiastadion allen Schwarzgelben ebenso Mut machen. Unter Peter Stöger ist man in der Liga immer noch unbesiegt. Woche für Woche hat der Österreicher auch noch Zeit, um seiner Mannschaft zu mehr Stabilität zu verhelfen. Das nächste Mal kann sie dies am kommenden Samstag gegen den SC Freiburg unter Beweis stellen. Dann soll in Dortmund endlich der erste Pflichtspielsieg in diesem Jahr geholt werden.
Dennis-Julian Gottschlich