Am 30. April ab 18.30 Uhr sowie am 1. Mai (14.00 Uhr) ist die Anlage der Blindenfußballer von Borussia Dortmund in Kirchderne Schauplatz zweier Länderspiele zwischen Deutschland und Russland. Drei Spieler von Borussia Dortmund sind mit von der Partie.

BVB-Präsident Dr. Reinhard Rauball freut sich sehr auf die Doppelveranstaltung am Dienstag und Mittwoch in der kommenden Woche auf dem Blindenfußballplatz in Kirchderne. "Ich würde mich freuen, wenn wir in Dortmund eine Kulisse liefern würde, die der Sportstadt Dortmund würdig ist." Wobei Rauball hier natürlich nicht in den Dimensionen der Fußball-Bundesliga denkt und zugleich auf "begrenzten Zugang" verweist. Schon 200 Besucher würden – bei freiem Eintritt! – eine sehr gute Kulisse bedeuten, bei 400 wären vermutlich alle (Steh-)Plätze an der Umrandung des Spielfeldes, das in etwa Hallenfußball-Maße hat, besetzt.

Herr Dr. Rauball, Sie waren bereits im Jahr 2007 und damit lange vor der Eingliederung dieser Sportart in den Ballspielverein als Zuschauer bei einem Spiel der Blindenfußballer. Was war der Anlass?

Der Fußball soll alle Schichten der Gesellschaft zusammenbringen. Aus meiner Sicht galt dies bis dahin jedoch nicht für den Bereich des Blindenfußballs. Für mich war klar, dass ich dort gern hinwollte, und dass ich diese Art des Fußballs auch bei Borussia Dortmund integrieren wollte.

Was ist das Faszinierende für Sie am Blindenfußball?

Fußball an sich ist schon eine anspruchsvolle Sportart. Körper und Geist und nicht zuletzt die Mannschaft müssen als komplexes Gefüge gut zusammenspielen und funktionieren. Der Blindenfußball bewegt sich auf einer noch anspruchsvolleren Ebene, die viel mehr Gespür, Körperbeherrschung und Kommunikation verlangt. Ohne Sehvermögen diesen Sport auszuüben, ist eine Leistung, vor der ich respektvoll den Hut ziehe.

Seit 2016 haben Blindenfußballer auch bei Borussia Dortmund eine sportliche Heimat.

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Der Werdegang dieser vergleichsweise jungen Sportart darf durchaus als Erfolgsgeschichte bezeichnet werden: Die 2008 gegründete Blindenfußball-Bundesliga, die Städte-Spieltage oder das Engagement der Sepp-Herberger-Stiftung sind Belege dafür, dass sich in den vergangenen Jahren im deutschen Blindenfußball viel getan hat. Mit Borussia Dortmund, dem FC Schalke 04 und dem FC St. Pauli nehmen inzwischen auch prominente Klubs an der Blindenfußball-Bundesliga teil. Dank der zunehmenden Professionalisierung hat sich das Spiel in den vergangenen Jahren auch technisch sowie taktisch rapide weiterentwickelt. Im vergangenen Jahr erzielte mit Serdal Celebi vom FC St. Pauli erstmals ein Blindenfußballer ein Tor des Monats. Der Treffer landete sogar auf Platz drei bei der Wahl der ARD Sportschau zum Tor des Jahres. All dies trägt zu einer verstärkten öffentlichen Wahrnehmung des Blindenfußballs bei, die dieser Sport auch verdient.

In der kommenden Woche ist Dortmund Schauplatz einer Doppelveranstaltung: Die Nationalmannschaft trifft in zwei Länderspielen auf Russland. Welchen Stellenwert haben diese Spiele?

Rein persönlich freue ich mich natürlich, dass die deutsche Blindenfußball-Nationalmannschaft für die beiden Länderspiele gegen den amtierenden Europameister nach fünf Jahren wieder Station in Dortmund macht. Dies ist auch ein Verdienst des engagierten Teams rund um den Dortmunder Blindenfußball, dem ich an dieser Stelle herzlich danken möchte. Die Testspiele gegen Russland sind eine wichtige Standortbestimmung für das Team von Bundestrainer Peter Gößmann im Vorfeld der Blindenfußball-Europameisterschaft im kommenden September, bei der sich beide Finalisten für die Paralympics 2020 in Tokio qualifizieren.

Was würde eine Teilnahme in Tokio bedeuten?

Es wäre für die deutsche Mannschaft die erste Paralympics-Teilnahme und zugleich die Erfüllung eines Lebenstraums für viele Beteiligte. Im Hinblick auf dieses große Ziel arbeiten Peter Gößmann und sein Trainerstab Woche für Woche äußerst engagiert und professionell: Individuelle Trainingspläne wurden erstellt, intensive Videoanalysen durchgeführt und die Spiele mühevoll vor- und nachbereitet. Dem großen Traum von Tokio soll nichts im Wege stehen.