Am vergangenen Montag, den 14. März 2016, fand die vierte Veranstaltung der Fantage statt. Etwa 120 Zuschauer folgten der von Gregor Schnittker moderierten Podiumsdiskussion im Borussia Park unter der Nordtribüne, die der Frage nachging, wie die Entwicklung der Strukturen im Fußball in Deutschland aus verschiedenen Blickwinkeln zu beurteilen ist. Wir haben den Abend für Euch zusammengefasst.

14.03.2005 – ein Schicksalstag des Bangens um Borussia Dortmund, der allen Fans, die damals um das Fortbestehen ihres Herzensvereins fürchteten, im Gedächtnis bleibt. Mit den Eigentümern des Immobilienfonds Molsiris, dem damals das Dortmunder Stadion gehörte, entschieden Vereinsfremde über die Zukunft des Traditionsvereins.

Auf den Tag genau elf Jahre nach dem die Molsiris-Anleger mit ihrer Zustimmung zum Sanierungskonzept des BVB auch für die Zukunft des Vereins stimmten, diskutierten Fans mit Sponsor Signal Iduna und BVB-Direktor Carsten Cramer, wem der Fußball heute gehört. Neben Cramer und Signal Iduna-Marketingleiter Torsten Uhlig nahmen als Fanvertreter der Kein Zwanni-Vertreter Christian Schöler sowie der ehemalige Unsere Kurve-Sprecher Daniel Nowara Platz.

Gleich zu Beginn stellte Moderator Gregor Schnittker die Frage, um die sich der ganze Abend drehte: „Wem gehört der Fußball?“. „Keinem, der Einfluss als Fan ist aber nicht der, den ich mir wünsche“, gab Christian Schöler gleich zu. Man habe als Vereinsmitglied auf der Mitgliederversammlung nur indirekt Einfluss auf die Geschäftsführung der KGaA, trotzdem sei es wichtig diese Chance zu nutzen. Fans in anderen Ländern haben sie nicht. In Dortmund seien die Türen zur Vereins- und KGaA-Führung offen, das sei der Fanabteilung als Bindeglied zwischen Fans und Clubführung geschuldet. So habe man in Dortmund immer moderate Preise eingehalten und durchgesetzt.

Das gute Kommunikationsverhältnis zwischen Fans und Verein lobte BVB-Direktor Carsten Cramer: „Die Drähte glühen schnell“, gleichzeitig bekäme die Clubführung von den Fans den Spiegel vor Augen gehalten. Eine Entscheidung wie ein erneutes Trainingslager in Dubai würde nach der Kritik an der letzten Reise dorthin noch sensibler gefällt. Trotzdem wird die Geschäftsführung auch in Zukunft Entscheidungen treffen, die nicht basisdemokratisch sind und gegen die Teile des Vereins sind.

Die Mischung der Großaktionäre der KGaA beschrieb Cramer als „ausgewogene Gemengelage“. Bernd Geske sei ein richtiger BVB-Fan, Evonik, Puma und Signal Iduna seien keine klassischen Investoren, denn sie sind auch Sponsoren und haben kein Interesse an einer Gewinnausschüttung als Dividende, was letztendlich bedeuten würde, das die KGaA weniger Geld zur Verfügung hätte. Darüber hinaus ist der e.V. ein Großaktionär und über 60 Prozent der Aktion befinden sich in Streubesitz.

Daniel Nowara gab jedoch zu bedenken, dass man in der Vergangenheit Geister wie Florian Homm und einen türkischen Waffenhändler rief, die Interesse an hohen eigenen Gewinnen hatten. Cramer entgegnete, dass man sich so etwas immer wieder verdeutlichen müsse und mit den heutigen Großaktionären Fortschritte gemacht habe, wie Torsten Uhlig zeige. Christian Schöler zeigte, dass am Beispiel 1860 München erkenne, dass Fans aufmerksam sein müssen, gegen das großen Geld letztendlich jedoch keine Chance hätten.

Torsten Uhlich erklärte die Basis der Partnerschaft zwischen der Signal Iduna und Borussia Dortmund. Sein Unternehmen habe die Namensrechte am Westfalenstadion vor elf Jahren erworben, als der finanziell so klamm war, dass er der Insolvenz nur knapp entkommen ist. Schon damals sei Signal Iduna sensibel mit dem Thema umgegangen, man hat sich entschieden, die blau-weißen Unternehmensfarben nicht für das Logo, das für das Sponsoring entworfen wurde, einzusetzen. Das Unternehmen habe die größte Wertschätzung der Ultras bekommen, es sei nicht beschimpft worden.

Zum Ende der Veranstaltung warf Moderator Schnittker mit den Gästen einen Blick über den Dortmunder Tellerrand nach Leipzig und England. Der gebürtige Sachse Uhlig erklärte, dass Red Bull in Leipzig ein Vakuum an gutem Fußball nutze. Er glaube jedoch nicht, dass solche Modelle die Zukunft seien, denn das Beispiel BVB zeige, dass es andere Möglichkeiten gibt erfolgreich zu sein. Eine ähnliche Einschätzung gab Cramer ab: andere werden dem Leipziger Beispiel nicht nacheifern, weil das Feedback derer, die den Fußball liebem negativ ist. Der Mehrwert für die Marke des Brauseherstellers sei in 20 Jahren nicht gegeben, die Ablehnung sei zu groß.

Christian Schöler und Daniel Nowara waren skeptischer. Die von der DFL beanstandete Logoanpassung sei ein Witz; wenn UEFA und FIFA nicht aufmerksamer würden, werden andere Unternehmen das Konzept nachahmen. Darüber hinaus gäbe es immer mehr Clubs, hinter denen Unternehmen stecken, wie der jüngste Bundesliganeuling Ingolstadt zeige. Daniel Nowara warf zudem die Frage auf, was passiere wenn ein langjähriger Sponsor von jemanden übernommen wird, der Interesse an einer Übernahme des gesponserten Clubs habe. Nach aktuellen DFL-Richtlinien kann ein Sponsor nach 20-jährigem Engagement den Club übernehmen, die DFL müsse hier nachbessern.

In der Diskussion um Anstoßzeiten und Märkte in Fernost gab Cramer zu bedenken, dass Montagsspiele den Spielern bei der Regeneration nach internationalen Wochen helfen. Sie sollen jedoch Ausnahmen bleiben. Bei einem Besuch in Singapur sei ihm bewusst geworden, dass die Anstoßzeiten der Bundesliga an die Tageszeiten in Deutschland angepasst bleiben müssen: „Auch wenn ein Fan in Singapur für das BVB-Spiel nachts um drei aufstehen muss, es muss bei uns zuhause passen!“

Im Blick auf England, den Wunsch der deutschen Clubs ähnliche Einnahmen durch TV-Gelder zu erzielen, war sich der BVB-Direktor mit den Fanvertretern einig: „Wir müssen uns auf unsere Stärken besinnen!“ Und die sind moderne Stadien, hohe Besucherzahlen und tolle Stimmung.

Sina Resch - Fanabteilung