Das Prestige-Duell in der Handball-Bundesliga zwischen dem Thüringer HC und den Handballerinnen des BVB hat der Tabellenzweite aus Ostdeutschland diesmal für sich entschieden. Eine Woche nach dem Sieg im Spiel um Platz drei im Final Four in Graz musste sich der BVB nach einem temporeichen und spannungsgeladenen Spitzenspiel mit 34:40 (16:18) um einige Tore zu hoch geschlagen geben.

Ausgangslage: Die Situation an der Tabellenspitze war eindeutig. Hinter Meister Bietigheim lag der Thüringer HC mit einem Punktestand von 41:7 auf Platz zwei gefolgt vom BVB auf Rang drei mit 35:13. Um Verfolger Blomberg endgültig auf Distanz zu halten, fehlte den Dortmunderinnen noch ein Punkt. Das Hinspiel gegen den Thüringer HC in Dortmund war 30:30 ausgegangen, das Spiel um Platz drei beim Final Four in Graz hatte der BVB am vergangenen Sonntag mit 28:23 gewonnen.

Personalien: Alle Spielerinnen hatten die schweren European-League-Spiele und das Mittwoch-Spiel gegen Blomberg-Lippe mehr oder weniger schadlos überstanden. Frida Rønning war nach ihrem Pferdekuss wieder fit, Lisa Antl hatte sich in Graz das Knie überstreckt, stand aber gegen den Thüringer HC im Kader. Alina Grijseels saß wie zuletzt zunächst auf der Bank und wurde geschont.

Spielverlauf: Zwar eröffnete Johanna Stockschläder, die Ex-Dortmunderin auf Linksaußen, den Torreigen, doch umgehend ging der BVB durch Frida Rønning, Haruno Sasaki, Dana Bleckmann und Emma Olsson mit 4:2 nach sechs Minuten in Führung.

Doch schnell drehte sich das Spiel, Thüringen hatte reichlich Glück im Abschluss und glänzte immer wieder durch ein starkes Anspiel an den Kreis auf Vilma Matthijs, die in der ersten Viertelstunde viermal erfolgreich abschloss. Der BVB haderte dagegen zunehmend mit technischen Fehlern oder scheiterte im Abschluss an THC-Torfrau Nicole Roth. Nach zwölf Minuten nahm Henk Groener eine erste Auszeit beim Stand von 6:8 und brachte danach Alina Grijseels. Ändern sollte sich aber nichts an den Verhältnissen auf dem Parkett. Nach 20 Minuten führten die Gastgeberinnen mit 14:10. Beim BVB lief nicht mehr viel zusammen im Angriff. Henk Groener nahm nach nur 23 Minuten eine frühe zweite Auszeit beim Stand von 11:18.

Das Time-out zeigte Wirkung, der Vorsprung der Gastgeberinnen schmolz dahin, die Fans in der Salza-Halle wurden immer ruhiger. Nach fünf Treffern in Folge durch Frida Rønning, zweimal Zöe Sprengers, Dana Bleckmann und Lisa Antl sowie starken Paraden von Madita Kohorst im Tor war der BVB bis zur Pause wieder auf 16:18 heran, die Partie war wieder offen.

Im zweiten Durchgang verteidigte der BVB offensiver, zwang den THC zu Fehlern. Harma van Kreij und Dana Bleckmann verkürzten auf 17:18 bzw. 18:20.  Mehr und mehr entwickelte sich ein offener Schlagabtausch, das Tempo blieb extrem hoch, die Qualität ebenso. 15 Minuten vor Schluss lag der BVB mit zwei Toren Rückstand beim Stand von 26:28 weiter in Schlagdistanz.

Eine Vorentscheidung fiel nach 52 Minuten, als Thüringen auf 37:32 davonzo. Vier Minuten vor dem Abpfiff erhöhte Nathalie Hendrikse per Siebenmeter auf 38:32, im Gegenzug markierte Zöe Sprengers ebenfalls von der Siebenmeter-Linie das 33:38. Das Topspiel war damit entschieden.

Henk Groener (BVB-Trainer): „Mit 40 Gegentoren habe ich noch nie ein Handballspiel gewonnen. Bis auf ein paar kurze Phasen haben wir den THC nicht im Griff gehabt, dennoch haben wir 34 Tore erzielt. Aber die Partie war voller Herzblut und Kampfgeist, das ist eigentlich unglaublich nach den Strapazen der letzten Wochen. Ich gratuliere dem THC, er hat sich Platz zwei verdient. Wir regenerieren uns jetzt und bereiten uns auf das letzte Spiel vor.“

Herbert Müller (Trainer Thüringer HC): „Ein dickes Kompliment an den BVB, der eine herausragende Saison gespielt und uns immer wieder inspiriert hat. Das Rennen um Platz zwei und drei war spannender als der Titelkampf.“

BVB Handball-Damen: Moth, ten Holte, Kohorst; Grijseels (5), Sprengers (6/1), Kusian (2), Antl (2), van Kreij (3), Ossenkopp, Sasaki (2), Olsson (3), Rønning (3), Stens, Hausherr, Garovic, Bleckmann (8)

Ausblick: Es steht nur noch ein Spiel in der Bundesliga-Saison 2022/23 an. Am 27. Mai empfängt der BVB im NRW-Derby Bayer Leverkusen. Anwurf ist um 19 Uhr in der Halle Wellinghofen.