Thomas Delaney
- 6
- Roman Bürki 1
- Mateu Morey Bauza 2
- Dan-Axel Zagadou 5
- Jadon Sancho 7
- Mahmoud Dahoud 8
- Erling Haaland 9
- Thorgan Hazard 10
- Marco Reus 11
- Raphael Guerreiro 13
- Nico Schulz 14
- Mats Hummels 15
- Manuel Akanji 16
- Youssoufa Moukoko 18
- Julian Brandt 19
- Reinier Jesus 20
- Jude Bellingham 22
- Emre Can 23
- Thomas Meunier 24
- Luca Unbehaun 25
- Lukasz Piszczek 26
- Steffen Tigges 27
- Axel Witsel 28
- Marcel Schmelzer 29
- Felix Passlack 30
- Giovanni Reyna 32
- Marwin Hitz 35
- Tobias Raschl 37
Die auf den früheren Meistertrainer Ottmar Hitzfeld zurückgehende Berufsbezeichnung des „Aggressive Leaders“ trifft auf ihn zu, als sei sie für ihn erfunden worden: Thomas Delaney ist ein echter Typ: ernsthaft und hart in der Sache, zugleich smart im Auftreten. Delaneys Spiel ist ziemlich komplett. Unnachgiebiges Pressing und aggressive Zweikampfführung paart er mit dynamischen Läufen in die Tiefe, scharfen Flanken und präzisen Diagonalbällen. Zudem ist er kopfball- und schussstark (links!), dadurch durchaus torgefährlich. Und er ist flexibel: „Die Formation interessiert mich nicht. Ich will Fußball spielen, will laufen.“
In Summe brachte Delaney, der in Frederiksberg aufwuchs und im Nachwuchs des Kjøbenhavns Boldklub groß wurde, ehe er am 16. April 2009 in der ersten Mannschaft des FC Kopenhagen debütierte, die internationale Erfahrung aus allein 50 Europapokal-Einsätzen für die Dänen mit. Viermal wurde er in seinem Heimatland Meister, dreimal Pokalsieger. Seit 2013 ist er Bestandteil der dänischen A-Nationalmannschaft, war bei der WM 2018 in Russland am Ball. Er hat eine dänische Mutter, der Vater ist US-Amerikaner mit irischen Wurzeln. Neben dem dänischen besitzt Delaney auch einen US-amerikanischen Pass.
Nach über 23 Jahren und fast 250 Pflichtspielen als Profi für den FC Kopenhagen wechselte Delaney im Januar 2017 in die deutsche Bundesliga. In seinen eineinhalb Jahren bei Werder Bremen bestritt er 45 Bundesliga-Spiele (sieben Tore, sechs Assists). An der Weser entpuppte er sich dank seiner „Übersicht, Kampfkraft, Passgenauigkeit und guten Schusstechnik“ (Frankfurter Allgemeine Zeitung) gleich als Leistungsträger. Die Zeitung Die Welt feierte ihn als „größten Transfercoup seit Mesut Özil“. Der kicker adelte ihn als „neuen Häuptling“ bei Werder. Nur eineinhalb Jahre bei Werder Bremen reichten, um Borussia Dortmund auf sich aufmerksam zu machen. Delaneys Art – angenehm pflegeleicht, smartes Auftreten, aber hart in der Sache – kam an. Er selbst gab zu, gezögert zu haben: „Ich habe viel darüber nachgedacht, ob ich den Erwartungen gerecht werden kann. Natürlich wusste ich: Ich kann diese Art Spieler sein. Aber kann ich es auch auf diesem Niveau? Borussia Dortmund ist ein großer Verein mit großen Ambitionen. Für mich war von Anfang an glasklar: Der Weg zu einem der Leader beim BVB würde ausschließlich über Leistung führen.“
Bei der Borussia stieg Delaney in Rekordzeit zu einem der Anführer auf. Nicht ganz zufällig wurde der Neue gleich in den Mannschaftsrat berufen. Die Zahlen gaben allen recht. Der BVB gewann 2018/19 von den vier Spielen ohne den Dänen nur zwei und kassierte zehn Gegentore (4:3 gegen Augsburg, 3:3 Hoffenheim, 2:2 Hertha, 3:2 Leverkusen). Delaney bringt eine gesunde Aggressivität mit und behauptet sich, wenn es hart auf hart kommt. Er gewann in seiner ersten Saison im schwarzgelben Trikot gute 57% seiner Zweikämpfe und war sehr laufstark (12,5 km pro 90 Minuten – Bestwert unter den BVB-Stammspielern). 2019/20 konnte er sich dann nicht mehr so zeigen. Beim Länderspiel in Irland, in dem sich Dänemark im November 2019 die EM-Qualifikation sicherte, zog er sich mehrere Bänderrisse am rechten Sprunggelenk zu. Bis zu seinem Comeback am 26. Spieltag gegen Schalke konnte er fast sieben Monate kein Spiel bestreiten. Hinzu kam eine im Saisonfinale erlittene Muskelverletzung, so dass der Mittelfeldmotor nur elf Einsätze verbuchte, allesamt als Startelfspieler. Seine durchschnittliche Laufleistung von 12,2 km pro 90 Minuten war die zweithöchste im Team.
Delaney fordert Bälle, führt Zweikämpfe, zeigt Präsenz. „Sich in schwierigen Phasen nicht wegducken. Die Mitspieler unterstützen und anleiten. Den Jüngeren Halt und Sicherheit geben. Ihnen den Rücken freihalten. Räume zulaufen. Zweikämpfe führen. Ich bin ja im Spiel eher selten für die spektakulären Szenen zuständig. Das machen andere“, sagt er über sich selbst. Wo mancherorts die Grätsche aus dem Werkzeugkasten der Fußballprofis verbannt wurde und körperbetontes Spiel als verpönt gilt, kennzeichnen Robustheit und Aggressivität Delaneys Stil.
„Blutgrätschen sind immer geil“, ergänzte der Mittelfeldakteur im schwarzgelben Feiertagsmagazin – schränkte aber erklärend im Interview mit der Borussia ein: „Ich versuche, mich jederzeit unter Kontrolle zu haben. Als ich neu in Bremen war, hat der Trainer mich ausgewechselt, nachdem ich die Gelbe Karte erhalten hatte. Er fürchtete wohl, dass ich mir gleich als nächstes Rot abholen würde. Aber wenn Ihr mal in meine Statistik schaut, werdet Ihr sehen, dass ich in meiner Laufbahn zwar schon viele Verwarnungen erhalten habe, aber noch kein einziges Mal vom Platz geflogen bin.“
Thomas Joseph Delaney und Borussia Dortmund – das passt! Denn er hat viel von dem, was mal Danish Dynamite genannt wurde, und darüber hinaus etwas, das nicht nur im Profifußball selten geworden ist: Witz. Als er am 1. April 2017 nach dem ersten Dreierpack seiner Karriere, damals für Werder Bremen in Freiburg, gefragt wurde, ob er denn nun den Ball als Souvenir mitgenommen habe, meinte er: „Nein, den Ball habe ich nicht mitgenommen. Ich muss jetzt erst einmal schauen, ob mein Wikipedia-Eintrag auf dem neuesten Stand ist.“ Mit diesem Spruch wurde er für den Deutschen Fußball-Kulturpreis 2017 nominiert.