Ein Champions-League-Heimspiel vor Zuschauern hatte es in Dortmund zuletzt am 18. Februar 2020 gegen Paris St. Germain gegeben. 66.099 Besucher verfolgten den 2:1-Erfolg damals hautnah. 19 Monate später erlebte Fußball-Dortmund erstmals wieder eine Begegnung in der Königsklasse, zu der auch Fans zugelassen waren. Ein erster Teil derjenigen, die mit ihrem Einsatz dazu beigetragen haben, die Pandemie einzudämmen, war gestern gegen Sporting Lissabon zu diesem besonderen Spiel eingeladen: 500 Pflegekräfte sahen diesen 1:0-Sieg und bedankten sich mit einem Spruchband für Freikarten.

„Wir freuen uns wahnsinnig, aus dem Alltag herauszukommen, einen schönen Abend zu haben und abschalten zu können“, sagt Cornelia Raue 60 Minuten vor Anpfiff der Partie. Die ältere Dame hat keine Berührungsängste, sich auf der Tribüne unter Menschen zu begeben. „Wir sind mit Masken unterwegs“, meint sie und fügt zunächst scherzhaft hinzu: „Außerdem haben wir ein Bierchen getrunken, um uns zu desinfizieren. Nein. Wir sind geimpft und fühlen uns hier ziemlich sicher.“

Cornelia Raue ist gemeinsam mit ihrer Tochter im SIGNAL IDUNA PARK. „Wir sind froh über die Freikarten“, erzählt Svenja Jokschat-Raue. Sie selbst sei vor der Pandemie „ab und zu“ im Stadion gewesen. „Mein Mann ist regelmäßig auf der Süd.“ An diesem Dienstagabend aber sind die familiären Rollen vertauscht. „Heute darf ich mal, und er muss zuhause bei den Kindern bleiben.“

Auch während des Lockdowns habe die Familie die Spiele gerne verfolgt. „Man durfte ja selbst nicht raus, und so hatten wir wenigstens am Fernseher die Chance, Borussia zu gucken. Heute Abend kann ich endlich mit Kolleginnen und Kollegen dem Alltag entfliehen.“

Neben den Raues sitzt Iris Seidel. Auch sie arbeitet im Fritz-Heuner-Heim in der Stockumer Straße. „Wir sind dankbar, dass wir Pflegekräfte und anderweitige Aushilfen Karten bekommen haben“, sagt sie. Vor 20 Jahren sei sie letztmals im Stadion gewesen. „Schön, wieder diese Atmosphäre mitzukriegen und herrlich, mal wieder etwas rauszukommen.“

Acht Reihen höher treffen wir Dagmar Ludewig aus dem Gasthaus. „Ich habe mich sehr gefreut, dass Borussia Dortmund an uns Ehrenamtliche denkt“, sagt auch sie und fügt hinzu. „Ich freue mich auf einen schönen Fußallabend.“ Neben ihr sitzt Dr. Ulrike Ullrich. Sie leitete fast 30 Jahre lang den Sozialpsychiatrischen Dienst Dortmund: „Ich war jetzt anderthalb Jahre wegen der Pandemie nicht im Stadion und freue mich sehr auf das Spiel.“

Es endet mit 1:0 durch ein Tor von Donyell Malen. Die 500 Gäste aus der Pflege haben hoffentlich einen schönen Abend gehabt. Er soll kein Einzelfall bleiben. „Bereits zum DFB-Pokalspiel gegen Ingolstadt und zu einem Bundesliga-Heimspiel planen wir weitere Einladungen“, erklärt Björn Hegemann, Leiter Fanangelegenheiten bei Borussia Dortmund. Für BVB-Chef Hans-Joachim Watzke sind diese Aktionen Herzenssachen. „Wir wollen uns bei denen bedanken, die im Kampf gegen das Corona-Virus enorm viel für uns als Gesellschaft geleistet haben.“ Geschäftsführer Carsten Cramer ergänzt: „Den wahren Helden im Kampf gegen Corona gebührt unser aller Dank und größter Respekt.“ (br)