Die Liste der Interessenten war lang. Ausgesprochen lang. Europas Topklubs hatten längst ihre Fühler nach Jürgen Klopp ausgestreckt, doch der bleibt bis 2018 Dortmunder. Am Mittwoch um 12 Uhr verlängerten Klopp und sein erfolgreiches Trainerteam nach zwei errungenen Deutschen Meisterschaften (2011/2012), dem DFB-Pokalsieg 2012 und dem Erreichen des Champions League-Finals 2013 vorzeitig um zwei weitere Jahre.

Herr Klopp, in den vergangenen Monaten wirkte es so, als sei die halbe Fußballwelt an Ihnen und Ihrem Trainerteam interessiert. Warum haben Sie sich für eine langfristige Zukunft beim BVB entschieden?
Jürgen Klopp: Es ist ja eine Ehre, dass der eine oder andere internationale Top-Klub findet, dass wir gute Arbeit machen. Aber ich gehöre ehrlich gesagt nicht zu der Sorte Mensch, die ständig überlegt, ob der Rasen woanders noch ein bisschen grüner ist. Es ist keine Floskel, wenn ich sage: Im Leben ist es wichtig, dass du zum richtigen Zeitpunkt am richtigen Ort bist. Und für mich ist Dortmund gerade der perfekte Ort.

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Warum?
Klopp: Wir haben hier gemeinsam eine spannende Geschichte geschrieben, vielleicht die spannendste und emotionalste Fußball-Geschichte der vergangenen Jahre. Ich habe einfach noch nicht das Gefühl, schon das letzte Kapitel anreißen zu müssen.
Herr Watzke, hat Sie Jürgen Klopps Bereitschaft, den ohnehin noch drei Jahre gültigen Vertrag vorzeitig bis 2018 zu verlängern, eigentlich überrascht?
Hans-Joachim Watzke: Nein. Jürgen hat im Interview mit der englischen "The Sun" ja gerade erst betont: ´Ich bin mit allem in Dortmund, was ich habe´...
...Klopp hat in besagtem Interview auch untermauert, er könne in England, China oder Russland mehr Geld verdienen. Aber das sei nicht das Wichtigste, obwohl er keinesfalls Mahatma Gandhi sei.
Watzke: Genau, und das alles trifft ziemlich genau den Kern. Jürgen und seine

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Hans-Joachim Watzke

Trainer-Kollegen sind nicht nur erstklassige Fachleute, sie sind vor allem absolut loyal, ehrlich und immer echt. Wir wissen, was wir an diesem Team haben, es könnte keines geben, das besser zu Borussia Dortmund und zu unserer Fußballphilosophie passt.
Herr Zorc, Jürgen Klopp wechselte nach acht Jahren als Trainer des FSV Mainz 05 im Jahr 2008 zum BVB. 2018 wird er auf zehn Jahre in Schwarzgelb zurückblicken. Wie wichtig ist Nachhaltigkeit bei den handelnden Personen?
Zorc: Das ist ein ganz wichtiger Teil unseres Erfolgs. Wir haben beim BVB gemeinsam Ideen entwickelt, diese Ideen umgesetzt und profitieren heute von den positiven Effekten. Der Trainer ist natürlich immer der wichtigste Baustein, er arbeitet täglich mit den Spielern zusammen und macht sie im Optimalfall besser. Jürgen Klopp ist für uns der perfekte Trainer.
Erleichtert die personelle Kontinuität Ihre Arbeit auf dem Transfermarkt?
Zorc: Die Spieler, die zu uns kommen, haben Planungssicherheit, was die handelnden Personen angeht, mit denen sie es zu tun haben. Gerade auch, was den Trainer betrifft. Und sie wissen, dass sich Borussia Dortmund mittelfristig für eine

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Michael Zorc

spezielle Art von Fußball entschieden hat. Obendrein haben wir einen stark ausgeprägten Gemeinschaftssinn, nicht nur auf dem Platz, die Jungs unternehmen wirklich etwas außerhalb des Fußballs miteinander. Die meisten sind in etwa gleich alt, haben ähnliche Interessen. Außerdem können wir nachweisen, dass sich Spieler bei uns sportlich entwickeln. Viele sind beim BVB Nationalspieler geworden und jetzt fester Bestandteil ihrer Ländermannschaften, auch der deutschen.
Herr Klopp, von Ihnen ist das Zitat überliefert: "Als ich den Trainerjob anfing, habe ich meine mutigste Entscheidung getroffen." Mit welchem Begriff würden Sie Ihre Entscheidung versehen, bis 2018 in Dortmund zu bleiben?
Klopp: Vielleicht mit ´folgerichtig´. Oder mit ´große Lust´. Wir alle sind nach wie vor ein bisschen verliebt in diesen Verein und in die Art und Weise, wie die Dinge hier ablaufen. Wir waren in Europa im vergangenen Jahr ungefähr auf Platz 28, was den Mannschaftsetat angeht, und haben trotzdem das Champions League-Finale erreicht. Das hat aufhorchen lassen, hier entsteht etwas Geniales. Und wir alle freuen uns, dieser Mannschaft, die noch längst nicht am Ende ihrer Entwicklung ist, weiter helfen zu können.
Herr Watzke, haben Sie die Hoffnung, mit bestehenden Strukturen in den kommenden Jahren nach zwei Deutschen Meisterschaften und dem DFB-Pokalsieg den einen oder anderen weiteren Titel nach Dortmund holen zu können?
Watzke: Der BVB gehörte immer schon zu den wenigen Vereinen in Deutschland, die das Titel-Gen in sich trugen. Dieser Klub hat die Kraft, Dinge zu einem positiven Ende zu bringen. Titel sind für uns zwar kein Muss, aber es ist schon unser Anspruch, titelfähig zu sein, obwohl wir - was unsere wirtschaftlichen Möglichkeiten angehen - nie der Favorit auf nationale Erfolge sein werden. Unser Hauptthema für die nächsten Jahre ist die bereits erwähnte Nachhaltigkeit. Wir möchten zum zweiten Leuchtturm im deutschen Fußball werden. Zu einem schwarzgelben Leuchtturm.

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Ein harmonisches Gespann: Jürgen Klopp und Hans-Joachim Watzke. [Fotos: firo]

Herr Klopp, obwohl Sie nun bis 2018 auf diesem Leuchtturm stehen werden, ist zu erwarten, dass internationale Topklubs auch weiterhin bei Ihnen anrufen. Was entgegnen Sie am Telefon?
Klopp: Dasselbe wie immer. Ich freue mich über das Interesse. Aber ich stehe bis 2018 beim BVB unter Vertrag. Und Verträge pflege ich einzuhalten, auch wenn das in diesem Geschäft den einen oder anderen Menschen immer wieder überraschen mag. Also: Thank you, but no chance!